Verzögerungen beim Bettenturm
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Dienstag, 23. Oktober 2018
Die Inbetriebnahme der Klinikerweiterung ist ins Stocken geraten. Mitten im Bau hat der Chefplaner das Technik-Büro gewechselt. Auf der Baustelle fehlt Personal - auch im Turm selbst?
Eingeweiht ist er schon, der vierte Bettenturm des Bamberger Klinikums. Zur Eröffnung kam Ministerpräsident Markus Söder (CSU) persönlich, immerhin zahlt der Freistaat knapp 40 der 55 Millionen Euro Gesamtkosten. Am 24. September sollten die unteren Ebenen 2 bis 6 dann auch wirklich in Betrieb gehen. Doch daraus wurde nichts. Auch die Gesamtfertigstellung im März 2019 ist gefährdet. Mitten in den laufenden Bauarbeiten haben die Generalplaner um Architekt Michael Ludes das Büro für den Technikbereich gewechselt, wegen Personalmangels. Nicht nur auf der Baustelle fehle Personal, auch im Klinikum selbst, kritisiert die Gewerkschaft. Die Klinikleitung widerspricht.
Vorwürfe des Personalrats
200 neue Mitarbeiter will die Sozialstiftung für den vierten Bettenturm einstellen - eine schwierige Aufgabe. Der Arbeitsmarkt für Fachkräfte im medizinischen Bereich ist ausgedünnt. "Die Fluktuation der bestehenden Mitarbeiter und der erhöhte Bedarf an Personal verschäften die Situation und stellen ein Problem für uns dar", sagt Felix Holland, Personalratsvorsitzender der Sozialstiftung, Trägerin des Klinikums. "Daher ist zu befürchten, dass manche Abteilungen nicht pünktlich starten können, weil nicht genügend Personal da ist."
Fluktuation und Mangel
Aus Sicht der Arbeitnehmervertretung hat die Klinikleitung das Problem unterschätzt, hätte früher entgegenwirken müssen - etwa durch mehr Investitionen in die Ausbildung eigener Nachwuchskräfte. "Da die Rekrutierung von Pflegekräften nicht in der Notwendigkeit betrieben wurde und gleichzeitig vorhandenes Personal verärgert zu anderen Arbeitgebern abwandert, muss man sich nicht wundern, wenn neue Stationen und Abteilungen wegen Personalmangels nicht eröffnet werden können", kritisiert Holland.
Die Klinikleitung wehrt sich gegen die Vorwürfe. "Wir stellen ein, was geht", sagt Xaver Frauenknecht, Vorstandsvorsitzender der Sozialstiftung. Das Datum der Inbetriebnahme 2018/2019 habe man 2015 angepeilt, also mit genügend Vorlauf. "Wir haben jeden Tag Termine, wir wollen noch heuer mit den unteren Ebenen in Betrieb gehen. Das Personal dafür ist da."
Für diese Ebenen habe die Sozialstiftung 25 neue Mitarbeiter veranschlagt - bis auf drei habe man das Soll bereits erreicht. "Insgesamt haben wir allein im Pflegedienst knapp 100 neue Arbeitsplätze geschaffen: Deren Zahl sei von 702 im Jahr 2015 auf 798 angestiegen.
Mehr Schüler
Und auch bei der Ausbildung hat die Sozialstiftung laut Frauenknecht investiert: Die Zahl aller Auszubildenden und Schüler stieg von 164 im Jahr 2012 auf 255. Der Vorstandsvorsitzende der Sozialstiftung verweist außerdem auf zwei Berufsintegrationsklassen Pflege in Zusammenarbeit mit der Berufsschule Bamberg mit 32 Schülern. Für September 2019 sei außerdem die Neugründung einer eigenen Krankenpflegehilfeschule geplant.
Was sind also die Gründe für die Verzögerungen beim Bettenturm? "Die Gründe dafür liegen nicht bei der Personalakquise, sondern sind bautechnischer Natur", erklärt Brigitte Dippold, Pressesprecherin der Sozialstiftung. "Der Generalplaner Ludes hat einen Wechsel des Fachplaners für die technischen Gewerke vorgenommen." Hiervon sei auch der Lüftungsbau mitbetroffen, der "für die angestrebte maximale Energieeffizienz im Gebäude essenziell" sei. "Wir hätten die unteren Ebenen schon am 24. September in Betrieb nehmen können, wenn es nicht die Probleme mit der Lüftung gegeben hätte", sagt Frauenknecht.