Vermittler zwischen den Kulturen
Autor: Petra Breunig
Bamberg, Montag, 24. Oktober 2016
Der Bamberger Dichter Nevfel Cumart wird mit dem mittelfränkischen IHK-Kulturpreis für Literatur ausgezeichnet.
Dichter, Übersetzer, Islamwissenschaftler - Nevfel Cumart ist all das und er ist Brückenbauer. Vielleicht ist es das, was er am liebsten macht. Mit Menschen über Literatur reden ("Vielleicht will das Nobelpreiskomitee mit der Vergabe des Preises an Bob Dylan den Literaturbegriff erweitern."), ihnen bei den ersten Gehversuchen im Schreiben von literarischen Texten helfen ("Das Schönste ist, wenn ich erfahre, dass einer meiner Teilnehmer als Autor Erfolg hat.") und natürlich Verständnis füreinander wecken.
Schreibwerkstätten und Seminare
Natürlich funktioniert das nur, wenn man sich miteinander verständigen kann, weshalb Cumart das Erlernen der deutschen Sprache für unabdingbar hält. "Sprache ist der Schlüssel zur Teilhabe. Sprache ist nicht alles, aber ohne Sprache ist alles nichts," sagt er, um gleich auf seine kreativen Schreibwerkstätten hinzuweisen. Sie sind nur eines der Projekte - daneben bietet Cumart Vorträge und Seminare an, hält literarische Lesungen und führt beispielsweise Schüler der Jahrgangsstufen 6 und 7 ins Thema Islam ein oder leitet Fortbildungskurse für Kommunalverwaltungen, aber auch für Lehrer, um "den Lehrkräften mal was an die Hand zu geben" wie Cumart freundlich lächelnd sagt.Manche wüssten nicht, dass es nicht einfach "den" Islam, sondern unterschiedliche Glaubensrichtungen gibt und dass nicht alles, was islamisch aussieht, auch islamisch ist. "Jugendliche sind ja schlau", sagt Cumart. "Manche deklarieren ihren Grund, weshalb sie nicht zum Unterricht kommen, beispielsweise als ihre Religion. Dabei geht es gar nicht darum, dass sie von einer Lehrerin unterrichtet werden, sondern sie stehen einfach unter einem besonderen Druck, weil sie nicht wissen, ob sie als Flüchtlinge anerkannt werden."
Damit umzugehen, sei vor allem dann schwierig, wenn man vorher noch nie mit dieser Problematik konfrontiert worden ist, meint Cumart und setzt in seinen Seminaren auf zusätzliches Wissen in Form von Handouts und anderen Unterlagen, Informationen, die er als Hilfestellung verstanden wissen will.
Denn manchmal, so seine Erfahrung, könne man auch bei Anhängern von extremen Ansichten etwas erreichen, sie zumindest zum Nachdenken anregen. Das im Speziellen und seine Arbeit im Allgemeinen seien aber nicht immer einfach, genauso wenig wie ein Mentalitätswechsel innerhalb der Bevölkerung verbunden mit einer Willkommenskultur. Das brauche Zeit, sei aber zu schaffen, ist Cumart überzeugt.
Zum Schreiben eigener Werke fehlt ihm angesichts der Fülle der bundesweiten Veranstaltungen, die er anbietet und zu denen er eingeladen wird, fast die Zeit.
Engagement
Schließlich ist er unter anderem Mitglied im P.E.N.-Zentrum Deutschland in der europäischen Autorenvereinigung "Die Kogge" und Erster Vorsitzender der Neuen Gesellschaft für Literatur Erlangen. Ausgezeichnet wurde er unter anderem 2009 mit dem Kulturpreis der Oberfrankenstiftung und mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande 2014. Er ist "Künstler des Monats Februar" der Metropolregion Nürnberg. Heute Abend wird er den "Kulturpreis der mittelfränkischen Wirtschaft" für Literatur erhalten. "Ich freue mich, dass meine Arbeit so wertgeschätzt wird, aber ich richte meine Arbeit nicht darauf aus, und ich bin dankbar dafür", sagt Cumart zum Abschluss, nicht ohne noch daraufhin zu weisen, dass er eigentlich immer liest. Sei es nun für Rezensionen oder einfach zur Entspannung auf langen Bahnfahrten durch Deutschland. Sprache so scheint es, ist auch hier der Schlüssel.
Preis und Autor
Preis Der IHK-Kulturpreis der mittelfränkischen Wirtschaft 2016 in der Sparte Literatur ist insgesamt mit 10 000 Euro dotiert. Neben Nevfel Cumart (6000 Euro) erhält auch der Erlanger Homunculus-Verlag (4000 Euro) die Auszeichnung.Autor Nevfel Cumart wurde 1964 im rheinland-pfälzischen Lingenfeld als Kind türkischer Einwanderer geboren. Der 52-jährige freiberufliche Schriftsteller und Islamwissenschaftler lebt in Bamberg. Mehr über ihn gibt es auf seiner Internetseite.