Druckartikel: Verlieren 8000 Altbuchen im Steigerwald den Schutz?

Verlieren 8000 Altbuchen im Steigerwald den Schutz?


Autor: Michael Wehner

Ebrach, Freitag, 20. März 2015

Eine baumgenaue Kartierung bringt es an den Tag: Die Zahl wertvoller starker Buchen und Eichen im umstrittenen Schutzgebiet "Hoher Buchener Wald" bei Ebrach ist weitaus größer als bisher bekannt. Bund Naturschutz und WWF appellieren deshalb an die Staatsregierung, die Rücknahme des Schutzgebiets noch einmal zu überdenken.


Plötzlich sieht man den Wald vor lauter Bäumen wieder. Und weiß: Es sind mindestens 8000 dicke Buchen und Eichen, um die sich in Franken Naturschützer und Holznutzer einen Kampf auf Biegen und Brechen liefern. Und deren Schönheit und ökologischer Wert immer mehr Menschen hoffen lassen, dass die Staatsregierung nicht auch noch hier die Kettensäge ansetzt. Ein Drittel der Fläche des umstrittenen Schutzgebiets Hoher Buchener Wald hat Günther Oltsch im Auftrag des Bund Naturschutzes mittlerweile kartiert, jeden Baumriesen einzeln vermessen und in einer GPS-Karte verzeichnet.

Der alte Klosterwald hat ihn sichtlich beeindruckt. Das von der Umweltstiftung WWF geförderte Projekt zeige, was an Naturschönheit verloren zu gehen drohe, wenn das vor einem Jahr vom Bamberger Landratsamt geschaffene Schutzgebiet bei Ebrach wieder fallen sollte. Genau das aber hat Ministerpräsident Seehofer angekündigt und der Landtag durch eine Gesetzesänderung vorbereitet. Aktuell liegt zudem eine Klagedrohung des bayerischen Staatsforstbetriebs vor.

Zwischen 8000 und 10 000 Starkbäume stehen laut BN im vor einem Jahr in Kraft gesetzten Schutzgebiet bei Ebrach - noch. Denn in einem Wirtschaftswald ist jedes der durch Wind und Wetter geformten Individuen der Säge weitgehend schutzlos preisgegeben.

Am Freitag haben Bund Naturschutz und WWF in Bamberg die Ergebnisse der Kartierung präsentiert. BN-Vorsitzender Hubert Weiger sprach von einem "Schatzkästlein der Natur", das sich hier erhalten hat. Und das noch besser sein könnte, hätten die Staatsforsten nicht in den letzten Jahren gezielt die dicken und auch ökonomisch wertvollen Bäume herausgehauen.

Wie Weiger sagte, führte diese Nutzung dazu, dass derzeit nur einige hundert Starkbäume den Methusalem-üblichen Brusthöhendurchmesser von über 80 Zentimetern erreichen. Immerhin: In Süddeutschland könne damit kein zweites Schutzgebiet konkurrieren. Außerdem sei jeder der 60-Zentimeter-Starkbäume in wenigen Jahren ein natürlicher Anwärter auf den Methusalem-Status - wenn man ihn lässt. Auch Diana Pretzell, Naturschutzschefin der Weltnaturstiftung WWF, lobte die einmaligen Qualitäten im Steigerwald. Die Staatsregierung forderte sie auf, ihren Verpflichtungen aus dem Artenschutzabkommen einzuhalten, dem 2007 auch Horst Seehofer zugestimmt hatte, damals noch als Bundeslandwirtschaftsminister.

Laut Pretzell seien viele Bundesländer dabei, sich der Zielmarke von fünf Prozent nutzungsfreier Wälder allmählich anzunähern. In Bayern stehe der Wildnis-Prozess auf der Stelle. Laut BN liegt liegt der Anteil nutzungsfreier öffentlicher Wälder in Oberfranken ohne Ebrach bei 0,5 Prozent.

Für Waldreferent Ralf Straußberger ist der Befund im Hohen Buchenen Wald ein Beleg dafür, dass es sich nicht um einen Nullachtfünfzehn-Forstwald handelt wie der Staatsforstbetrieb dargelegt habe, sondern im Kern um einen der wertvollsten Buchenwälder in Süddeutschland. Zur Erinnerung: Der Ebracher Forstbetriebsleiter Ulrich Mergner hatte mehrfach betont, dass das Durchschnittsalter der Bäume im Schutzgebiet bei nur 90 Jahren liege. Wörtlich sprach er von einem "Stangenwald", der unter Schutz gestellt worden sei.

Dass die Juristen des Staatsforstbetrieb nun mit einer Klage gegen das Schutzgebiet drohen, wundert BN-Chef Hubert Weiger nicht: "Die dicken Bäume sind auch ökonomisch sehr wertvoll."

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