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Verkehrstote verdoppelt: Oberfränkische Polizei gibt Erklärung


Autor: Redaktion

Bamberg, Montag, 20. Februar 2023

Im Vergleich zum Jahr 2021 hat sich die Zahl der Verkehrstoten beinahe verdoppelt, gibt die Polizei in Oberfranken bekannt. Doch das ist nicht die einzige negative Entwicklung in der Unfallstatistik.


  • Oberfränkische Polizei legt Unfallstatistik vor
  • Zahl der Verkehrstoten deutlich angestiegen
  • Hohe Geschwindigkeit häufig Unfallursache
  • Bedenkliche Entwicklung bei Alkohol und Drogen

Die oberfränkische Polizei hat die Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2022 veröffentlicht. Demnach gab es im vergangenen Jahr einen drastischen Anstieg der Verkehrstoten. Die Beamten haben gleich mehrere Erklärungsansätze.

Zahl der Verkehrstoten fast verdoppelt

Für das Kalenderjahr 2022 registrierte die Polizei auf den oberfränkischen Straßen insgesamt 31.213 Verkehrsunfälle. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Steigerung um etwa sechs Prozent (2021: 29.381). Dennoch liegt dieser Wert weiterhin unterhalb des Niveaus aus den Jahren vor der Corona-Pandemie (2019: 33.298).

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Allerdings gab es insbesondere im Bereich der Verkehrstoten einen drastischen Anstieg. "Bedauerlicherweise hat sich der sinkende Trend der zurückliegenden Jahre nicht fortgesetzt", schreibt die Polizei in einer Stellungnahme. Nach dem historischen Tiefstand im Jahr 2021 (25 Tote) gab es im vergangenen Jahr nahezu eine Verdopplung der Zahl auf 49 Verkehrstote.

Eine fassbare Ursache des massiven Anstiegs sei laut Polizei nur schwer auszumachen. Allgemeine Faktoren, wie die Steigerung der Verkehrsbelastung oder menschliche Verfehlungen (Defizite in der Aufmerksamkeit, Ablenkung durch Radio, Navi, Handy) könnten noch durch den Umstand ergänzt werden, dass im Jahr 2022 einige Verkehrsunfälle so schwerwiegend waren, dass gleich mehrere Unfallbeteiligte bei ein und demselben Unfall starben.

"Zahlen nicht beschönigen"

Vergleicht man die Zahlen aus dem Jahr 2022 zudem mit den Verkehrsunfallstatistiken der vergangenen zehn Jahre, ist deutlich zu erkennen, dass der Wert aus dem Jahr 2021 eine herausragende Ausnahme darstellt und somit die Differenz zum Jahr 2022 besonders auffallend ist.

„Wir wollen mit dieser Aussage auf gar keinen Fall die Zahlen aus dem Jahr 2022 beschönigen“, unterstreicht Polizeivizepräsident Armin Schmelzer. „Es ist und bleibt unser Hauptanliegen, dem steigenden Trend entgegenzuwirken und die Zahl der Verkehrstoten und Verletzten so weit wie möglich zu senken. Jedes verlorene Menschenleben ist eines zu viel.“ 

Insgesamt ereigneten sich im Regierungsbezirk Oberfranken 1.715 sogenannte Geschwindigkeitsunfälle. Im Vergleich zum Vorjahr kann hier ein Rückgang von über zehn Prozent verbucht werden (2021: 1.916). Erschreckend sei jedoch, dass bei 22 Verkehrstoten im Jahr 2022 eine zu hohe oder nicht angepasste Geschwindigkeit ursächlich war (2021: 5) und somit beinahe die Hälfte der Verkehrstoten auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen sind. 835 Personen erlitten Verletzungen (2021: 782). Damit bleibt überhöhte Geschwindigkeit weiterhin eine der Hauptursachen bei Unfällen mit schwer- und tödlich Verletzten.

Mehr Unfälle wegen Alkohol und anderen Drogen

Ebenfalls sei im Bereich der Alkohol- und Drogenunfälle ein besorgniserregender Anstieg zu erkennen. Bei 502 Verkehrsunfällen war mindestens ein Unfallbeteiligter alkoholisiert, was gegenüber dem Vorjahr eine bedauerliche Steigerung von fast 23 Prozent (2021: 408) bedeutet. In diesem Zusammenhang starb ein Mensch und es wurden 295 Personen verletzt (+ 25,5 Prozent; 2021: 235).  

Beinahe noch gravierender ist die Entwicklung bei den Drogenunfällen. Hier verloren zwei Menschen ihr Leben (2021: 0) und 35 Unfallbeteiligte erlitten Verletzungen (2021: 24). Insgesamt ereigneten sich im Bereich des Polizeipräsidiums Oberfranken 61 Unfälle, bei denen mindestens einer der Beteiligten Drogen im Blut hatte. Das bedeutet einen Anstieg von knapp 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2021: 48).

Die Polizei will hier gegensteuern: „Wir wollen in ganz Oberfranken durch eine Erhöhung der Kontrolltätigkeiten und der polizeilichen Präsenz wieder einen deutlichen Rückgang der Zahlen im aktuellen Jahr erwirken, insbesondere in unseren beiden Schwerpunktbereichen Geschwindigkeit und Fahrtüchtigkeit“, so Rainer Tröger, Sachbereichsleiter Verkehr.

Das Hauptaugenmerk liege hierbei auf umfangreichen Präventionskampagnen und Aufklärungsmaßnahmen bei den Verkehrsteilnehmenden. Auch die technische Verkehrsüberwachung spielt eine wichtige Rolle. Kontinuierliche Geschwindigkeitsüberwachung mit Lasermessungen oder der Einsatz des Enforcement Trailers sollen die gefahrenen Geschwindigkeiten reduzieren. „Mit Sonderkontrollen im Bereich Alkohol und Drogen wollen wir die ohnehin schon hohe Kontrolltätigkeit der Beamtinnen und Beamten in diesem Bereich nochmals steigern“, so Tröger. Abschließend appelliert er: „Verkehrssicherheit ist eine gesamtgesellschaftliche Daueraufgabe. Unsere Verkehrssicherheitsarbeit ist nur dann erfolgreich, wenn alle mitmachen.“