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Verkehrssicherheit in Bamberg: Baustellen und ihre Tücken


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Montag, 22. Juni 2015

Das Straßenverkehrsamt Bamberg muss bei Arbeiten auf öffentlichem Grund an den Schutz aller Beteiligter denken und gleichzeitig den Verkehrsfluss nicht aus den Augen verlieren. Welche Herausforderung das mit sich bringt, zeigen zwei aktuelle Beispiele aus dem Stadtgebiet.
Weil Gefahr im Verzug war, musste die Verkehrsführung in der Nürnberger Straße geändert werden. Die Sicherheit der Arbeiter war nicht mehr gewährleistet. Deshalb gilt eine Einbahnstraßenregelung - auch, weil sich mancher Autofahrer nicht an die Regeln hielt.  Foto: Ronald Rinklef


Harald Weiss fährt wie schon häufig mit seinem Auto stadtauswärts durch die äußere Nürnberger Straße. Hier ist derzeit eine Baustelle eingerichtet. Es werden Wasserleitungen verlegt. Die Fahrbahn ist dadurch verengt. Weiss fährt also - es ist Donnerstag vergangener Woche - plötzlich sieht er einen Arbeiter, der vor sein Auto läuft. Er bremst. Weiss und der Arbeiter kommen mit dem Schrecken davon. Doch sagt der Autofahrer: "Wär' ich nicht langsam gefahren, hätte ich ihn erwischt!"

Der Schrecken sitzt bei dem Bamberger tief - so tief, dass er sich an alle möglichen Stellen wendet. Stadt Bamberg, Polizei, Berufsgenossenschaft und die ausführende Firma. "Mir war schon wichtig, dass die Leute einen Schutz bekommen", sagt Weiss zu seinem Einsatz für die Arbeiter vor Ort. Bei der Polizei sei man zunächst zurückhaltend gewesen - die Stadt habe sich bemüht. Bei der Berufsgenossenschaft sei er auf taube Ohren gestoßen. Das hat ihn am meisten geärgert.

Baustelle Memmelsdorfer Straße

Die Sicherheit an Baustellen ist ein heikles Thema. Wenn das Straßenverkehrsamt, das für die Einrichtung zuständig ist, eine Sperrung bekannt gibt, dann provoziert das immer das Unverständnis vieler Autofahrer. Sperrungen bedeuten immer eine Einschränkung - vor allem für Pendler.

Das zeigt sich an einem anderen Beispiel: Derzeit verlegen die Stadtwerke in der Memmelsdorfer Straße eine Gasleitung. Seit Ende Mai ist hier eine Einbahnstraßenregelung stadtauswärts eingerichtet. Wer aus dem Nordosten in die Stadt fährt, muss eine Umleitung in Kauf nehmen. Doch auch in anderer Richtung gibt es für Verkehrsteilnehmer Einschränkungen.

Derzeit ist es nicht möglich, aus Richtung Memmelsdorfer Straße in die Brennerstraße einzufahren. Der Grund erschließt sich dem Autofahrer nicht sofort. Und verärgert ihn vielleicht. Doch gebe es an der Stelle eine Gefährdung, deswegen sei die Straße einseitig gesperrt worden, erklärt Steffen Schützwohl von der Stadtpressestelle.

Denn die Firma Weyermann bekommt mehrmals am Tag Bio-Gerste angeliefert. Der Entladeplatz liegt parallel zur Brennerstraße. Da der Lastwagen aufgrund der Baustelle nicht von der Memmelsdorfer Straße abbiegen kann, fährt er die Mälzerei aus Richtung Zollnerstraße an. Dort muss er wenden und auf der Fahrbahn entlang der Mälzerei rückwärts stoßen. Dadurch sei laut Schützwohl die Unfallgefahr für nachfolgende Autofahrer, die in die Brennerstraße einbiegen würden, zu hoch. Deshalb die Sperrung, die wohl noch bis Anfang Juli Autofahrer zu einem Umweg zwingt.

Spagat schaffen

Es sei eine Herausforderung für die Kollegen aus dem Straßenverkehrsamt, alle Anforderungen zu erfüllen, so Schützwohl. Die wären: "Möglichst wenig Einschränkung des Verkehrs und auf der anderen Seite ein möglichst sicherer Ablauf der Baustelle." Dieser Spagat sei schwierig.

Das zeigt sich am Beispiel Nürnberger Straße. Das Straßenverkehrsamt habe sich nach dem Anruf von Harald Weiss am Freitag die Baustelle angeschaut, auch die Polizei sei aktiv geworden. Tatsächlich habe man festgestellt, dass "Gefahr im Verzug" sei, so Schützwohl. Seit Freitag ist die Nürnberger Straße ab der Von-Ketteler-Straße stadteinwärts als Einbahnstraße ausgeschildert, wer stadtauswärts fährt, wird ab der Unterführung Geisfelder Straße nun zum Berliner Ring geleitet.

Das Problem: Auf der freien Fahrbahn stadteinwärts hatten Autofahrer ihr Fahrzeug abgestellt. "Es war nicht geplant, dass manche im absoluten Halteverbot parken", sagt Schützwohl. Dadurch wurde die Fahrbahn noch beengter, die Gefahr für Arbeiter durch den Begegnungsverkehr zu hoch. Man habe reagieren müssen.
Diese Verkehrsregelung soll bis voraussichtlich Ende Juli gelten. Es ist wieder eine Sperrung, die nicht jedem gefallen wird, doch Harald Weiss findet die Maßnahme mehr als wichtig: "Wir haben schließlich alle nur ein Leben!"