Verein in Zapfendorf zeigt Ex-Bürgermeister Schneiderbanger an
Autor: Sebastian Martin, Johannes Michel
Zapfendorf, Mittwoch, 16. Dezember 2015
Der ehemalige Bürgermeister hat Gemeindegelder veruntreut. Dafür wurde Matthias Schneiderbanger verurteilt. Nun wird ihm vorgeworfen, dass er damals in seinem früheren Amt als Kassier des Ortskulturrings Zapfendorf Gelder des Vereins verwendet hat.
Dem ehemaligen Zapfendorfer Bürgermeister Matthias Schneiderbanger droht erneut Ärger: Er soll in der Zeit, als er Geld der Gemeinde veruntreut hatte, auch Gelder des Ortskulturrings Zapfendorf (OKR) unterschlagen haben. OKR-Vorsitzender Stefan Kabitz hat Schneiderbanger am Dienstag bei der Polizei angezeigt.
Hintergrund ist, dass bei der Überprüfung des OKR-Kontos im Vorfeld der Hauptversammlung festgestellt worden sei, dass Schneiderbanger wohl rund 7000 Euro des Vereins für seine Zwecke verwendet habe. Das sei bisher nicht bekannt gewesen, sagt Kabitz. Auch im Prozess gegen Schneiderbanger sei das nicht auf den Tisch gekommen. Kabitz sagte am Mittwoch gegenüber infranken.de, er habe nach Rücksprache mit mehreren Juristen "als Vorsitzender die Verpflichtung, diesen Vorgang zur Anzeige zu bringen". Womöglich habe Schneiderbanger noch mehr OKR-Geld, das bisher vom Verein nicht zurückverfolgt werden konnte, benutzt.
Schneiderbanger soll in seiner Funktion als Kassier des Vereins das Konto teilweise bis auf 35 Euro heruntergefahren und zum Beispiel kurz vor der Hauptversammlung wieder mit Geld aus der Gemeindekasse ausgeglichen haben. Aufgefallen sei das nicht, da dem Verein im Endeffekt kein Verlust entstanden sei und Schneiderbanger Kassenberichte in Form von Tabellen vorgelegt habe. Ob es zu einem weiteren Verfahren kommt, müssen die Ermittlungen nun zeigen.
OKR-Konto benutzt
Für seinen Griff in die Gemeindekasse als Standesamts- und später als Gemeindechef war er im Mai vom Schöffengericht für Wirtschaftsstrafsachen in Hof zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden. Er hatte zwischen 2013 und 2014 rund 280.000 Euro aus der Verwaltungskasse genommen, um es in dubiose Geschäfte zu investieren. Das Konto, das er dazu unter anderem benutzt hatte, war das des Ortskulturrings. Wie nun in der Hauptversammlung des OKR am Dienstagabend bekannt gegeben worden ist, soll Schneiderbanger in seiner Funktion als Kassier so 2013 und 2014 über das Vereinskonto 150.000 Euro veruntreut haben. Damit sei mehr als die Hälfte des von ihm von der Gemeinde unterschlagenen Geldes wohl über dieses Konto gelaufen. Von diesem sei es wohl auf Schneiderbangers Konto und auf Auslandskonten überwiesen, sowie von ihm in verschiedenen Geschäftsstellen der Sparkasse Bamberg im Landkreis wieder abgehoben worden.
Glaubwürdigkeit habe gelitten
Der Vorstand um Kabitz, Vize Peter Helmreich und Kassier Franz Spindler hat unter anderem wegen dieser Entwicklungen Konsequenzen gezogen und am Dienstagabend geschlossen den Rücktritt erklärt. Die Glaubwürdigkeit des OKR habe gelitten. Kabitz spricht von massiven Unterstellungen gegenüber dem Vorstand: "Es ist uns oft vorgeworfen worden, dass wir da mit unter einer Decke stecken." Der OKR sollte deshalb bei der Hauptversammlung aufgelöst werden. Dies wurde von den Anwesenden auch als sinnvoll erachtet, um einen kompletten Neuanfang zu wagen, etwa einen "Vereinsring" zu gründen, wie von Bürgermeister Volker Dittrich (AfZ) forciert. Dennoch wurde der OKR nicht aufgelöst, der Vorstand bleibt kommissarisch im Amt.
In einer weiteren außerordentlichen Mitgliederversammlung soll darüber entschieden werden. Kabitz kündigte allerdings bereits an, seine Arbeit einzustellen. "Uns gibt es nur noch auf dem Papier." Damit findet wohl auch kein Faschingsumzug im kommenden Jahr in Zapfendorf statt. Diesen hatte das OKR bisher immer organisiert. Auch der Terminkalender der Vereine wird nicht weitergeführt. Bürgermeister Dittrich will sich darum bemühen, dass es weiterhin den OKR oder eben einen Vereinsring in Zapfendorf gibt. Das sei für die Gemeinde enorm wichtig.
Lösung für Zusammenarbeit
Welches Licht wirft die Anzeige auf die aktuelle Tätigkeit Schneiderbangers als Vereinsvorsitzender des SV Zapfendorf? CSU-Fraktionschef Christopher Rosenbusch hatte, nachdem Schneiderbanger wenige Monate nach seiner Verurteilung wieder SVZ-Chef wurde, infrage gestellt, ob eine vertrauensvolle Zusammenarbeit des Gemeinderates mit dem größten Verein im Ort noch möglich sei. Gerade im Hinblick auf finanzielle Zuwendungen der Gemeinde an den Sportverein hatte Rosenbusch große Bedenken geäußert, schließlich sei Schneiderbanger nun der juristische Vertreter des Vereins. Laut Bürgermeister Dittrich will die Gemeinde weiter mit dem SVZ zusammenarbeiten. Dazu gebe es inzwischen eine Lösung, deutet Dittrich an: In einer nicht-öffentlichen Sitzung sei in einem Gemeinderatsbeschluss eine "klare Regelung" gefunden worden, was Zugriffe auf gewährte Finanzmittel oder Ansprechpartner bei öffentlichen Auftritten des Vereins betreffe.
Matthias Schneiderbanger hatte nach seiner Wahl zum Vorsitzenden versichert, dass er das ihm entgegengebrachte Vertrauen nicht aufs Spiel setzen wolle. Zur Anzeige gegen ihn wollte er sich am Mittwoch nicht äußern.
Kritik: Ortskulturring (OKR) für Dezember nicht entlastet
Vor drei Wochen konnte die OKR-Hauptversammlung bereits nicht ordnungsgemäß durchgeführt werden, da kein Prüfungsbericht vorgelegt werden konnte. Am Dienstag stand die Fortsetzung an: Die Kassenprüfung durch Reinhold Bayer und Alexander Topfstedt ergab für den Zeitraum vom 1.12.2014 bis 30.11.2015 keine Auffälligkeiten. Zum 30. November war ein Vermögen von rund 6300 Euro zu verzeichnen. Der Vorstand wurde für den Zeitraum entlastet. Doch verweigerte die Versammlung die Entlastung für den Zeitraum 1. bis 15. Dezember. Denn nach einem Vorstandsbeschluss wurden nach dem 30. November 4000 Euro und der vereinseigene Geschirrverleih an den Förderverein der Zapfendorfer Schule gespendet. Dies sorgte für heftige Kritik. Nun wird es eine weitere außerordentliche Mitgliederversammlung geben.