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Verbiss: Die "Weiserzäune" lügen nicht


Autor: Hans-Werner Penning

Bamberg, Mittwoch, 17. April 2013

Die Situation in den Jagdrevieren des Landkreises hat sich entspannt. Aber noch nicht überall sind die Waldbesitzer mit der Entwicklung zufrieden. In den Hegegemeinschaften Burgebrach und Jura-Süd besteht nach ihrer Überzeugung Handlungsbedarf. Jetzt ist das Landratsamt am Zug.
Ein Beleg für starken Wildverbiss ist dieser "Weiserzaun" in einem Wald bei Steinfeld. Während im eingezäunten, zehn mal zehn Meter großen Areal die Vegetation ungehindert wachsen kann, ist sie gleich nebenan offensichtlich einem starken Verbiss durch die Tiere des Waldes ausgesetzt. Vor allem Rehe sind hier die natürlichen Feinde der Pflanzenwelt.  Foto: Richard Kaiser/Archivbild


Den "Einklang zwischen Landwirten und Jägern bei der Schadensregulierung von Wildverbissschäden" fordert die Dachorganisation der Jagdgenossenschaften im Landkreis Bamberg. Eine Voraussetzung dafür seien gut geschulte und unabhängige Wildschadensschätzer, die die Grundlage für einen korrekten Ausgleich böten, betont der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften, Joseph Zenk. Im Landkreis seien zwar schon erhebliche Fortschritte erzielt worden, in einigen Bereichen gebe es aber immer noch zu starke Verbissschäden.

Das bestätigt auch Leitender Forstdirektor Hans Schmid vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg. Die Vegetationsgutachten stellten ein wichtiges Mittel zur Abschussplanung in den Jagdrevieren dar. Neu kommt 2012 erstmals hinzu, dass das Verfahren um revierweise Aussagen zur Verjüngungssituation ergänzt wurde.

Die geben an, ob eine Naturverjüngung des Waldes ohne Schutzvorrichtungen möglich ist.

Für Hegegemeinschaften, die mit der Verbissbelastung "zu hoch" oder "deutlich zu hoch" bewertet wurden, sind diese Aussagen verpflichtend, bei Jagdrevieren mit der Bewertung "tragbar" oder "günstig" werden sie auf Antrag getroffen. Von den zehn Hegegemeinschaften im Landkreis Bamberg wurden zwei - Burgebrach und Jura-Süd - mit "zu hoch" bewertet, sieben mit "tragbar" und eine mit "günstig". Brennpunkte im Landkreis sind damit Burgebrach und der Jura.

Schmid verwies auch auf die Möglichkeit, gemeinsame Waldbegänge durchzuführen, um rechtzeitig durch waldbauliche Maßnahmen und die Anpassung der Jagdstrategie auf die aktuelle Situation beim Verbiss reagieren zu können. Dazu bedürfe es eines intensiven Dialogs zwischen Jagdgenossen und Jägern.


Digitales Jagdkataster

Ein gutes Instrument zur Kontrolle des Wildverbisses ist auch die Anlage von Weiserzäunen. Vor zwei bis drei Jahren wurden an verschiedenen Stellen im Landkreis zwischen fünf und zehn Plätze eingezäunt, an denen die Schwere des Verbisses gut zu erkennen ist. An diesen "Weiserzäunen" prüfen die Förster mit Waldbesitzern und Jagdpächtern alle drei Jahre den Verbiss der jungen Bäume im Wald und treffen dann Aussagen zur Waldverjüngung in den einzelnen Hegegemeinschaften. Aufgabe der Jagdbehörde ist es dann, die Abschusszahlen entsprechend zu korrigieren.

Dazu wird eine etwa zehn mal zehn Meter große Fläche eingezäunt. Sie kann sich dadurch unbeeinflusst von Schalenwild entwickeln. Anhand der benachbarten ungezäunten Vergleichsflächen lassen sich Aussagen zur Verjüngungsentwicklung ablesen. Weiserzäune sollen eine konstruktive Diskussion zwischen Jägern, Jagdgenossen und Waldbesitzern fördern, betonte Schmid. Bis zu zehn Jahre kann eine solche natürliche "Messreihe" laufen. Die Vergleichsflächen sollen die gleiche Bodenbeschaffenheit und den gleichen Lichteinfall aufweisen.

Dieter Heberlein von der Hauptgeschäftsstelle Oberfranken des Bayerischen Bauernverbandes verweist in diesem Zusammenhang auf das digitale Jagdkataster, das in Zusammenarbeit des Bauernverbandes mit der Vermessungsverwaltung angeboten wird. Die Jagdgenossenschaften sind verpflichtet, ein Jagdkataster zu führen. Benötigt werden genaue Informationen zu den Grundstückseigentümern und den Grenzen der Grundstücke und Reviere.

Heberlein forderte ferner einen runden Tisch beim Landratsamt hinsichtlich der Gänseproblematik entlang von Main, Itz und Baunach. "Die Nilgans ist noch nicht jagdbar und entwickelt sich zum Problem für die betroffenen Landwirte. Hier müssen dringend Lösungsmöglichkeiten gesucht werden", forderte Heberlein.


Abschusspläne kommen

Jürgen Reinwald stellte sich bei den Jagdgenossen als neuer Mitarbeiter an der unteren Jagdbehörde in Bamberg bei den Jagdvorstehern vor und teilte einige aktuelle Informationen aus der unteren Jagdbehörde mit: Die Abschusspläne werden demnächst bei den Jagdgenossenschaften eingehen.

Für die Zukunft wünscht sich Joseph Zenk einen Dialog zwischen Landwirten, Jagdgenossen, Waldbesitzern und Jägern und ein gutes Miteinander aller Beteiligten.