Druckartikel: Versorger schließt Zapfendorfer Heizkraftwerk - Bürgermeister wehrt sich gegen Vorwürfe

Versorger schließt Zapfendorfer Heizkraftwerk - Bürgermeister wehrt sich gegen Vorwürfe


Autor: Isabel Schaffner, Daniel Krüger

Zapfendorf, Donnerstag, 05. Sept. 2024

Das Biomassekraftwerk von Veolia in Zapfendorf wird nur noch bis Ende des Jahres betrieben. Das Unternehmen macht die Lokalpolitik verantwortlich - der Bürgermeister wehrt sich.
Eigentlich wollte Veolia den Standort des Biomassekraftwerks in Zapfendorf nach eigener Aussage "zukunftsfähig gestalten". Im Ort hingegen befürchtete man genau das Gegenteil.


Der Umweltdienstleister Veolia will sein Biomassekraftwerk am Standort Zapfendorf zum 31. Dezember 2024 schließen, wie er am Mittwoch (4. September 2024) verkündete. Nach eigenen Angaben traf das Unternehmen die Entscheidung "nach sorgfältiger Prüfung aller Optionen" und begründet diese mit veränderten Strommarkt-Bedingungen sowie fehlendem lokalen politischen Willen, "die einen wirtschaftlichen Betrieb des Standorts nicht länger ermöglichen".

Von der Schließung sollen 18 Mitarbeitende betroffen sein. "Trotz intensiver Bemühungen und Gespräche mit allen beteiligten Parteien" habe man keine Mehrheit für eine Anpassung des bestehenden Bebauungsplans gefunden. Dieser beschränke den Betrieb des Kraftwerks auf die ausschließliche Nutzung von Altholz als Brennstoff, wie es weiter heißt. Jetzt äußert sich auch die Gemeinde zu dem Fall. 

Update vom 05.09.2024: Zapfendorfer Bürgermeister widerspricht Veolia-Darstellung

Die Ratsmitglieder hätten dem erweiterten Bebauungsplan, der für die geänderte Nutzung des Kraftwerks notwendig gewesen wäre, nicht zustimmen können, erklärt der Zapfendorfer Bürgermeister Michael Senger (Wählergemeinschaft Sassendorf, WS) gegenüber dem BR. Eine Erweiterung des Bebauungsplans hätte bedeuten können, dass möglicherweise belastete Abfallstoffe zur Verbrennung gelangen würden, so der Bürgermeister.

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Letztlich befürchteten die Ratsmitglieder, dass es zu einer Verbrennungsanlage für kontaminiertes Material werden könnte. "Die Mitverbrennung von belasteten oder gar schädlichen Abfällen war zu keinem Zeitpunkt unser Plan," wird Diana Viets, Pressesprecherin von Veolia, in dem Bericht zitiert. Laut ihrer Aussage sei nur die Verbrennung von sogenannten Ersatzmaterialien vorgesehen gewesen.

"Das Ausgangsmaterial für diese Ersatzbrennstoffe sind Abfälle, die tagtäglich in Privathaushalten oder Betrieben anfallen, wie zum Beispiel Gewerbeabfälle, Restmüll oder Verpackungsabfälle." Diese Materialien seien keine gefährlichen oder belasteten Abfälle. Bürgermeister Senger hingegen betont im Gespräch mit dem BR indes, es handele es sich bei dem Material für die Stromerzeugung bereits jetzt um schwer belastetes Holz, wie zum Beispiel Eisenbahnschwellen oder Leitungsstangen.

Erstmeldung vom 04.09.2024: Aus für Biomassekraftwerk in Zapfendorf: Veolia kann Ziel nicht umsetzen

Angesichts der sich verändernden Marktbedingungen und regulatorischen Anforderungen im Bereich der Holzverwertung sei die Errichtung eines Nahwärmenetzes und der Verkauf von Wärme laut Veolia wichtig für die zukünftige Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit des Standorts gewesen. "Unser Ziel war es, den Standort zukunftsfähig zu gestalten und einen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung in der Region zu leisten. In Zeiten des Wärmeplanungs- und Gebäudeenergiegesetzes hätte dies exakt den übergeordneten politischen Zielen entsprochen", wird Pascal Jahn, Niederlassungsleiter von Veolia, zitiert.

"Mit einer Wärmeauskopplung hätten wir bilanziell bis zu 5000 Haushalte versorgen und einen bedeutenden Beitrag zur lokalen Energiewende leisten können. Dies wäre nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll gewesen", fährt er fort. Veränderte Marktbedingungen führten dazu, dass sich zukünftig nur die effizientesten und möglichst flexible Kraftwerke durchsetzen würden, wobei auch die thermische Verwertung von Altholz weiterhin bedeutsam sei. Mit einer Umrüstung des Kraftwerks zum Heizkraftwerk "hätte man noch viele Jahre zur Versorgungssicherheit beitragen können", so die Ansicht von Veolia.

"Mit der Einstellung des Kraftwerksbetriebs am Standort Zapfendorf verliert der süddeutsche Raum eine zuverlässige und vor allem bei Bau- und Abbruchunternehmen anerkannte Anlaufstelle zur Verwertung hoch belasteter Altholzsortimente", lautet das Fazit mit Bedauern. Veolia wolle auch zukünftig seine Bemühungen auf die ökologische und umweltschonende Erzeugung von Strom und Wärme ausrichten und Lösungen zur Dekarbonisierung entwickeln und vorantreiben. Weitere Nachrichten aus Bamberg und Umgebung findest du in unserem Lokalressort. 

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