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Valdemossa - ein Bamberger DJ auf dem Weg nach oben


Autor: Alexander Kroh

Bamberg, Dienstag, 26. Mai 2015

Waldemar Hergert, alias DJ Valdemossa, legt regelmäßig in Bamberg und im Radio auf. Der große Durchbruch ist dem 38-Jährigen bislang noch nicht gelungen. Doch jetzt startet er mit einem Remake der Red Hot Chili Peppers in den DJ-Charts durch - ein Erfolg, mit dem nicht zu rechnen war.
Am DJ-Pult (hier in der Fruchtbar in Bamberg) wird Waldemar zu Valdemossa. Foto: privat


Waldemar Hergert war schon viel unterwegs: als Animateur auf Fuerte Ventura, als Schreinerlehrling in Gießen, als Inline-Skate Profi in Thailand, als Backpacker in Australien, als Eventmanager in Aschaffenburg und als Fotograf in Bamberg. Die einzige Konstante im Leben des 38-Jährigen war lange Zeit nur die Musik. Die war immer dabei. Denn neben seinen anderen Jobs und Aktivitäten war Waldemar Hergert vor allem immer eines: DJ.

"Immer wenn ich etwas in meinem Leben angefangen habe, hab ich nach zwei Jahren wieder damit aufgehört, weil mir langweilig wurde. Nur beim DJ-Sein ist das nicht so", sagt Hergert. Denn: "Keine Party ist wie die andere, vor jedem Gig bin ich ein bisschen aufgeregt, denke schon die ganze Woche an den Abend und hör mir kurz vor dem Gig noch schnell die neuesten Tracks an." Dabei gibt es eigentlich gar keinen Grund für Lampenfieber. Seit mehr als 20 Jahren legt Waldemar Hergert schon auf, "in den 90ern Vinyl, den 2000ern CDs und jetzt USB", sagt er und lacht. Zu Beginn nannte er sich "DJ Waldi", "doch da haben die Leute nur an Bierbäuche und Schlager gedacht", erinnert sich Hergert. Ein neuer Name musste her. Beim Brainstorming auf Ibiza traf Hergert einen Lehrer aus Deutschland, der ihn auf die Idee brachte, sich nach einem Ferienort auf Mallorca zu benennen. So wurde Waldemar zu Valdemossa. Das war im Jahr 2001.

Regelmäßig in der Fruchtbar und im Mojow
Doch erst jetzt, nachdem er in Bamberg sesshaft wurde, steht er an der Schwelle zum Erfolg. Sechs Jahre ist Hergert nun schon in Bamberg, hat zwei davon als Fotograf gearbeitet und ist seit vier Jahren beim Musikhaus Thomann in Treppendorf als DJ-Berater angestellt. "Ich bin Franke, 100-prozentiger Bamberger", sagt Hergert heute voll Überzeugung. Und er hat sich als DJ hier schon ein gewisses Standing erarbeitet. Regelmäßig legt er im Mojow-Club am Obstmarkt auf und in der Fruchtbar in der Oberen Sandstraße. Außerdem ist er Dauergast bei der Radiosendung "Housemeister" von Radio Galaxy. Anfang des Jahres hat Hergert "das Projekt Valdemossa", wie er es nennt, gestartet und sich professionalisiert. Mit Label, Manager, Co-Produzent - "wir sind jetzt eine richtige Band", sagt Hergert, und meint damit Manager Udo Nibergall (Beatdisaster), Produzent Markus Gaetano Müller aus Litzendorf (Perla Audio) und natürlich sich selbst , DJ Valdemossa, "den Motor des Projekts".

Im März ist das Projekt Valdemossa mit zwei Tracks an den Start gegangen, nahezu parallel mit einem Remix von "Say Captain Say Wot" (Captain Jack) und einem Remix von "Otherside 2015" (Red Hot Chili Peppers). Warum eigentlich kein eigener Track? "Zum Start hast du es leichter mit einem Remix, vor allem, wenn du als DJ noch relativ unbekannt bist", erklärt Waldemar Hergert.

Als erfolgversprechender schätzten die Macher zu der Zeit den "Captain Jack-Song" ein, der auch aufwendiger produziert wurde - mit einem professionellen Videoclip - doch es war "Otherside 2015", mit dem Valdemossa jetzt die Szene aufmischt. Realisiert größtenteils in Eigenregie, im Youtube-Video dazu ist Valdemossa selbst der Hauptdarsteller, ein DJ-Kollege hat mit der GoPro (eine kleine, robuste Action-Videokamera) gefilmt und Schauplatz ist der Hauptsmoorwald, wie das geschulte Bamberger Auge feststellen kann. "Nur der Cutter hat ein bisschen Geld bekommen", meint Waldemar. Und der hatte keinen leichten Job - "wir haben zehn Stunden Material aufgenommen." Aber es hat irgendwie gepasst, der Hauptsmoorwald spiegelt die andere Welt wider, "the Otherside" also.

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"Otherside 2015" ist in der DJ-Szene angekommen
Auch wenn es auf den ersten Blick bei Youtube noch nicht nach dem großen Erfolg aussieht ("Otherside" hat aktuell etwa 3200 Klicks), ist der Remix in der DJ-Szene durchaus angekommen. Auf dem Portal DJ-Tunes findet man Valdemossa in den Top 20, in der "House"-Rubrik auf Platz 5 (beides Stand 26. Mai 2015). Ende April stand "Otherside" in den Dance-Charts bei DJ Tunes sogar ganz oben. "Ich saß damals eine halbe Stunde vor dem PC und hab nur auf den Monitor gestarrt", erinnert sich Waldemar Hergert, "hab sogar den Computer runter- und wieder hochgefahren, weil ich es nicht glauben konnte!" Eine Platzierung in diesen Charts sei deshalb so wichtig, weil es ein bekanntes Download-Portal für DJs ist. Hier tummeln sich laut Hergert Plattendreher aus der ganzen Welt, laden Tracks herunter und übernehmen sie in ihre Sets - so wird Valdemossa in der Szene immer bekannter. Auch in den offiziellen Dance-Charts der Schweiz ist Valdemossa seit sechs Wochen zu finden (aktuell auf Platz 23, Stand 26. Mai 2015). In Deutschland allerdings noch nicht. "Deutschland ist eben größer, da dauert es etwas länger, vor allem bei neuen Künstlern", beschreibt Hergert, der bei dem Gespräch über seinen ersten Erfolg noch immer leuchtende Augen bekommt.

Moderne Tanzmusik für die Massen
Doch ist das schon der Durchbruch? "Wenn die Schritte so weiter gehen, werden sie größer", meint der gebürtige Russe, der in Sibirien aufgewachsen und mit 15 Jahren nach Deutschland gekommen ist. Ein Traum von ihm sei es schon, einmal Musik für die Massen zu machen. "Viele Hits, die heute im Radio laufen", sagt der Bamberger DJ, "kommen eigentlich von DJs". David Guetta hat bei vielen Chartstürmern die Finger im Spiel, Avicii ist nicht nur unter seinem Namen vertreten, sondern produziert auch Songs für Coldplay, wie den aktuellen Chart-Hit "A Sky Full of Stars". Auch die Valdemossa-Version von "Otherside" könnte im Radio laufen, findet der Macher: "Der Song ist einfach gut zu hören, das ist das ganze Geheimnis." DJ Valdemossa bezeichnet sich auf seiner Homepage zwar selbst als House-DJ, aber eigentlich will er Musik machen, die allen gefällt, "moderne Tanzmusik" eben.

Bei seinen Gigs spielt er ohnehin das, was die Leute wollen, nicht was er will. Er richtet sein Set am Publikum aus. "Als DJ musst du für dein Publikum spielen. Nicht nur beschallen, sondern unterhalten." Und weil das offenbar gut funktioniert, wird er auch viel privat gebucht, für Partys, Hochzeiten, "ich würde auch im Kindergarten für meine Tochter und die anderen Kinder auflegen und dort die richtige Musik spielen. Ich weiß, was die Leute brauchen und bin mir auch für nichts zu schade". Für den 38-Jährigen gibt es keine schlechte Musik, nur den falschen Zeitpunkt sie zu spielen. Dieses Verständnis für das Publikum und die Offenheit für alle Arten von Musik macht für Hergert einen guten DJ aus. Er selbst kann davon einfach nicht genug bekommen, auch wenn es neben dem "richtigen" Job und als junger Familienvater - Hergert ist verheiratet und hat eine dreijährige Tochter - mal stressig werden kann: "Nach einer guten Party ist mein Akku wieder aufgeladen".

Mehr zu DJ Valdemossa gibt es auf seiner Homepage und bei Facebook. Wer noch mehr von Valdemossa hören möchte, kann sich auf dem Soundcloud-Profil austoben.