Druckartikel: Unter den Gleisen wird es nass

Unter den Gleisen wird es nass


Autor: Hans Kurz

Breitengüßbach, Sonntag, 30. Juni 2019

Die 2016 an den Haltepunkten der Bahntrasse gebauten Unterführungen haben ein Problem. Und manchmal werden sie auch als Toiletten missbraucht.
Rampe zur Unterführung in Breitengüßbach Fotos: Hans Kurz


Fußgängerunterführungen, insbesondere bei der Bahn, haftet ein schlechter Ruf an. Sie gelten als dunkel, schmutzig und gefährlich. Und oft haftet ihnen auch ein ganz gewisser Geruch an, wie es jüngst in Ebensfeld beklagt wurde. Dabei handelt es sich um eine ganz neue Unterführung, 2016 im Zuge des ICE-Ausbaus von der Bahn erbaut, um den Zugang zu den innenliegenden Gleisen des Schienennahverkehrs zu ermöglichen.

Den Ebensfeldern stinkt vor allem, dass der Zugangsbereich zum Aufzug oft als Toilette missbraucht wird. Es gibt aber auch noch ein anderes Problem: Wenn es regnet, bilden sich Wasserpfützen in der Unterführung. Vor allem im Winter, wenn es gefriert, können diese zum Problem werden.

Wie schaut es eigentlich mit den zeitgleich im Landkreis Bamberg gebauten Unterführungen in Zapfendorf, Ebing und Breitengüßbach aus? Eine erste Begehung mit offenen Augen zeigt wenig Verdächtiges - und auch die Nase nimmt nichts Anrüchiges war. Was auffällt, dass in Breitengüßbach und Ebing die Rampen zur Unterführung mit Fahrrädern vollgeparkt sind, meist an den Handläufen angekettet. Nicht gut für Menschen, die schlecht zu Fuß sind. Fahrradständer sind rar. Vielleicht helfen da ja die Mobilstationen, die der Landkreis an Knotenpunkten des Nahverkehrs errichten will.

Bei Frost Glatteisgefahr

In den Unterführungen sammelt sich zwar teilweise Schmutz an, achtlos weggeworfene Getränkebehältnisse, leere Zigarettenschachteln, gebrauchte Fahrscheine. Mülleimer und Papierkörbe gibt es nirgends. Öffentliche Toiletten aber auch nicht. Dennoch scheint das Problem nicht übermäßig groß.

Das bestätigt auch ein Anruf bei den Gemeinden. In Zapfendorf gab es zwar den Zwischenfall mit den Hundekotschmierereien im Fahrstuhl. Aber das war ein Sonderfall, der zu einer inzwischen aufgeklärten Vandalismusserie gehörte. Das Toilettenproblem stellte sich bislang nicht. "Eine öffentliche Toilette im Bahnhofsbereich wäre schon nötig", findet Bürgermeister Volker Dittrich (AfZ/CSU) dennoch. In Breitengüßbach hatten sie gelegentlich schon mit anderen, etwas harmloseren Schmierereien zu tun. Immer wieder werden Graffitis gesprayt.

Doch Zapfendorfs Bürgermeister und Breitengüßbachs Rathaus-Geschäftsleiter Stefan Neubauer sprechen ein anderes gravierendes Problem an. Und zwar das, das die Ebensfelder ebenfalls haben: Wenn es regnet, läuft Wasser in die Unterführungen, sammelt sich dort und fließt nicht mehr ab. Auf dem Weg von und zu den Bahnsteigen müssen die Fußgänger Slalom um die Pfützen laufen, drüberspringen oder bei den ganz großen sogar hindurchwaten.

Das ist alles andere als schön. Bei Frost wird es richtig gefährlich. Dann bildet sich Glatteis - und die Gemeinden haben die Verkehrssicherungspflicht. So sieht es jedenfalls die Bahn. Den offensichtlichen Baumangel hat sie aber noch nicht behoben.

Rechtsstreit nicht ausgeschlossen

Die Bahn habe aber eine Nachbesserung zugesichert, zeigt sich Bürgermeister Dittrich zuversichtlich. In Breitengüßbach hat man in diese Richtung noch nichts vernommen. So wie in Ebensfeld hat man nun einen Anwalt eingeschaltet, um die Sache notfalls vor Gericht zu klären.

Dass die Bahn so einfach "nachbessern" kann, kann sich Geschäftsleiter Neubauer schwer vorstellen. "Das wäre schon ein ziemlich großer Aufwand." Und den will die Gemeinde keinesfalls auf eigene Kosten leisten.

Der nächste Regen kommt bestimmt. Auch wenn man derzeit kaum dran glauben kann. Und der nächste Winter auch - Minustemperaturen trotz Klimawandel nicht ausgeschlossen.