Unmut über Sperre am Bamberger Maienbrunnen
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Montag, 11. Februar 2013
Vor allem nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer sind die Leidtragenden der Sperre, die seit Weihnachten währt.
Eine Passage an der Baustelle lehnt die Stadt aus Sicherheitsgründen ab. Radfahrer und Fußgänger seien in Bamberg eben doch Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse. In diesem Urteil sieht sich der Bamberger Michael Rieger durch die Baustelle am Fuß des Maienbrunnens bestätigt.
Seit dem Wasserrohrbruch am 21. Dezember ist der unterste Teil der Straße komplett gesperrt, müssen alle Verkehrsteilnehmer Umwege in Kauf nehmen. Nicht-Autofahrer, die vom Michelsberg kommend in die Untere Sandstraße wollen, haben die Wahl zwischen der Treppe hinter dem Hotel "Goldener Anker" und der allgemeinen Umleitungsstrecke über den Abtsberg, die mit einem kräftigen Anstieg beginnt.
Michael Rieger hält beide Wege für eine Zumutung, insbesondere dann, wenn jemand mit Kinderwagen oder Fahrradanhänger unterwegs ist.
Dass es es nicht möglich sein soll, am inzwischen aufgefüllten Loch in der Fahrbahn vorbei eine provisorische Passage für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen, mag der Bamberger, der selbst im Maienbrunnen wohnt und Vorsitzender des Vereins "Bewahrt die Bergstadt" ist, nicht verstehen: "Stattdessen richtete man Barrikaden ein, die den Eindruck von Panzersperren erwecken."
Die "Barrikaden" - das ist eine massive Eisenplatte, mit der die Baustelle auf der Bergseite hermetisch abgeriegelt ist. Rieger und andere Vereinsmitglieder nützen sie für ihren Protest. Sie führen darauf eine - nicht ganz aktuelle - Strichliste über die Wochen, in denen der Maienbrunnen schon dicht ist. Außerdem fordern sie plakativ mehr Rad- und Kinderfreundlichkeit ein.
"Wir bitten um Verständnis, aber da geht die Verkehrssicherheit vor", hält Claus Reinhardt entgegen, der Pressesprecher des Baureferats. Es handelt sich am Maienbrunnen zwar um eine Baustelle der Stadtwerke, weil ein Wasserrohrbruch ursächlich war. Aber der Unmut der umgeleiteten Radfahrer und Fußgänger richtet sich allgemein gegen "die Stadt".
Reinhardt verteidigt die kompromisslose Sperrung, die kein Durchschlüpfen erlaubt. Das Risiko für Passanten wäre nach seinen Worten zu groß. Es sei keine Schikane der Leute, sondern in deren Interesse, dass sie die Baustelle weiträumig umgehen müssen.
Würde man Radfahrern und Fußgängern einen Weg schaffen, müsste die Stadt dort auch für die Verkehrssicherheit sorgen und zum Beispiel streuen und räumen, gibt der Pressesprecher zu bedenken. Das sei nicht machbar. Und Eisenplatten, mit denen man die noch nicht wiederhergestellte Fahrbahn überbrücken müssten, wären im Winter doppelt gefährlich. Dieses Risiko wolle man nicht eingehen.
Rieger spricht der Stadt den guten Willen ab. Mit einer Ladung Schotter, einem Schild "Begehen auf eigene Gefahr" und einem einfachen Geländer wäre seiner Meinung nach leicht und gefahrlos Abhilfe zu schaffen. Er glaubt, dass man weder im Rathaus noch bei den Stadtwerken weiß, wie viele Radfahrer auch im Winter am Maienbrunnen unterwegs sind.
Der Bergstadt-Vorsitzende sieht sich in seiner Auffassung bestätigt, dass in Bamberg Autofahrer mehr Gehör finden als Leute, die sich umweltfreundlich fortbewegen: "Die Stadtverwaltung zeigt leider wieder einmal ihr wahres Gesicht: Was interessieren uns Fußgänger und Radfahrer, die Autos kommen ja durch."
Wer es körperlich schafft, trägt sein Fahrrad jetzt über die Treppe, die den Maienbrunnen mit der Unteren Sandstraße verbindet. Viele vermissen nun die Schiene, die es einmal gab und die es ermöglichte, den Drahtesel hinauf- oder hinunter zu schieben. Sie ist irgendwann entfernt worden, weil es mit ihr laut Reinhardt "auch Probleme gab".
So wie es aussieht, müssen sich die Nicht-Autofahrer am unteren Maienbrunnen noch bis Mitte März mit Umwegen abfinden. Die Baustelle ruht bis auf Weiteres wetterbedingt: Sowohl an der Stützmauer wie auch an der Fahrbahn stehen Betonarbeiten an, die bei stärkerem Frost nicht möglich sind.
Auch wenn das Kopfsteinpflaster dann einmal verlegt ist, wird es keine schnelle Verkehrsfreigabe geben. "Dann brauchen wir noch ungefähr 14 Tage, in denen das Pflaster nicht belastet werden darf, damit der Beton abbindet und aushärtet", so Claus Reinhardt.
Nächste Baustelle droht
Er stimmt die Verkehrsteilnehmer schon vorsorglich auf die nächste Baustelle ein, die am Fuß des Maienbrunnens droht und die ebenfalls mit dem Wasserrohrbruch vom 21. Dezember zusammenhängt: In der Schweinfurter Straße habe das unkontrolliert ausgelaufene Wasser zu aufgefrorenen Stellen geführt. Die Schäden sollen bei Tauwetter "sobald wie möglich" behoben werden. Man hofft, mit einer halbseitigen Sperre zurecht zu kommen.