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Tütschengereuth: Baustelle sorgt für Ärger


Autor: Anette Schreiber

Bischberg, Dienstag, 15. März 2016

Weil in Tütschengereuth die Ortsdurchfahrt erneuert wird, ist die Verbindung zwischen Maintal und Aurachtal praktisch durchschnitten.
Die offizielle Umleitung ist lang, es gibt verschiedene Alternativen.FT-Grafik: Carolin Höfler


"Unglaublich!" Wer sich einmal ein paar Minuten Zeit nimmt, und das Verkehrsgeschehen rund um die Straßenbaustelle in Tütschengereuth ansieht, kommt aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. "Die können nicht lesen", resümiert Johannes Schramm. Er ist Kapo und hat jeden Tag so seine Erlebnisse.

Genau wie Bischbergs Bürgermeister Johann Pfister, der einfach nicht verstehen kann, dass so eine Menge 'Blinde' Auto fahren: "Denn wenn ich die vielen Verkehrszeichen nicht sehe, die sagen, dass man hier nicht fahren darf, gehört man nicht hinters Lenkrad."

Seit Ende Februar wird in der Ortsmitte des Bischberger Gemeindeteils an der Hauptstraße - ab Ortsmitte Richtung Trosdorf - nur gewerkelt: Wasser, Kanal, Breitband, Gehweg und ein komplett neuer Aufbau für die Ortsdurchfahrt. Eine Maßnahme, die mit zu den Projekten der Dorferneuerung gehört. Bis Ende Oktober soll die Straße fertig sein. Nach Wunsch des Bürgermeisters auch schon früher. Aber das wird wohl die Witterung entscheiden. Zumindest verkehrsrechtlich falsch entscheiden sich diejenigen, die nicht zu den 716 Tütschengereuthern zählen und hier mit dem Auto herumfahren.

In Trabelsdorf ebenso wie in Walsdorf, Viereth oder Trosdorf stehen Schilder, die eindeutig besagen, dass die Strecke nach Tütschengereuth gesperrt ist. Überall in mehrfacher Ausführung. "Da soll mir keiner sagen, dass er nichts gesehen hat," erbost sich Pfister.

Aber angesichts der hohen Frequenz auf dieser Verbindungsroute vom Aurachtal ins Maintal verwundert das dann doch nicht zu sehr: Für das Jahr 2010 sind aus Richtung Trabelsdorf 5604 Fahrzeuge dokumentiert, aus Richtung Walsdorf 3800, so dass in Summe rund 9000 durch täglich durch Trosdorf auf der Verbindungsstrecke zwischen Maintal und Aurachtal fahren. "Wenn man eine Strecke gewohnt ist, stellt man sich schwer um", erklärt Pfister das Verhalten, das nicht nur er, sondern viele Tütschengereuther seit geraumer Zeit beobachten.
Freilich, so erklärt der Bürgermeister, kann man den Bischberger Gemeindeteil nicht von der Außenwelt abschneiden.

So gibt es innerorts ein paar Schleichwege, auf denen die Bewohner die Kreuzung umfahren können. Freilich geht es da äußerst eng zu und teilweise auch über privaten Grund. Für die Tütschengereuther sei das in Ordnung, aber keine Lösung für den überörtlichen Verkehr. Hier macht Bischberg nur eine Ausnahme: für Schulbusse und Linienbusverkehr. Schwerlastverkehr wird ansonsten weiträumig und konkret über Eltmann umgeleitet.

Für die Tütschengereuther Schulkinder wurde am Feuerwehrgelände eine provisorische Ein- und Ausstiegsstelle geschaffen, wo sie sich bei Regen auch unterstellen können. Neben den Schulbussen darf auch der Linienverkehr aus und in Richtung Walsdorf einen befestigten Feldweg nutzen, den allerdings eine Schranke mit Schloss blockiert. Nur Busfahrer, Landwirte und Gemeinde haben Schlüssel für das Schloss.


Schranke umfahren

Spuren in der angrenzenden Wiese zeugen allerdings von Versuchen weiterer Verkehrsteilnehmer, die Schranke zu umfahren. Pfister kann nur den Kopf schütteln. "Manche hängen sich auch einfach hinten an die Busse an", ist eine Beobachtung des Tütschengereuthers Oswald Feuerer. "Die fahren kreuz und quer, das ist eine Katastrophe." Er fordert verstärkt Polizeikontrollen: "Wer einmal 40 Euro bezahlt hat, überlegt sich's". Freilich, so zeigt der Ortstermin mit dem Bürgermeister, verkehren auch jede Menge Auswärtige hier, wie die Kennzeichen verraten. "Das ist das Navi", erklärt Pfister, "das kennt die Baustellen nicht." Dafür werden die illegalen Schleichwege über die sozialen Medien publik. Pfister erwägt Kontrollen und Anzeigen.

Doch wie kommt man denn dann unter Umfahrung Tütschengereuths auf die B 26? Am besten ab Trabelsdorf über Stückbrunn oder Weiher nach Viereth. Froh ist Pfister, dass seine Bürgermeisterkollegin diesen Schleichweg nicht während der Sperrung Tütschengereuths dicht macht. Denn die Nachbargemeinde erwägt durchaus, die marode Gemeindeverbindungsstraße zum Feldweg abzustufen.

Gäbe es die seit längerem diskutierte Umgehung Tütschengereuths, die auf dem momenden Bus-Ausweichweg östlich des Ortes verläuft, hätte man einen Teil der aktuellen Probleme nicht. Aber so erleben Schramm, Feuerer, Pfister und viele andere tagtäglich "Unglaubliches".