Unerschrockener Einsatz für Verfolgte
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Mittwoch, 01. Juli 2015
Am 3. Juli 1944 wurde der Bamberger Katholik und Rechtsanwalt Hans Wölfel hingerichtet. Der Förderkreis zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel e.V. hat jetzt umfassende Materialien ins Internet gestellt.
Als das Oberlandesgericht Bamberg 1946 wieder eingerichtet wurde - mit Geheimrat Lorenz Krapp als Präsident und Thomas Dehler als Generalstaatsanwalt - gab es in der Gründungsfeier einen unbestrittenen Höhepunkt: die Enthüllung einer Gedenktafel für Hans Wölfel im Treppenhaus des Gerichtsgebäudes. Die Tafel trägt die Inschrift: "Memoriae Johannis Wölfel † 3.VII.1944 Vindex. juris. periit. Weil er das Recht verteidigte, mußte er sterben." In seiner Gedenkrede sagte Präsident Krapp: "Der Volksgerichtshof beseitigte einen Mann, der unerschrocken seinen rechtlichen Rat und Beistand den vom Nazismus Verfolgten aller Konfessionen und Parteien lieh. Wölfel handelte nach dem Grundsatz. Recht muss Recht bleiben."
Diese Erinnerung an den Bamberger katholischen Laienführer und Rechtsanwalt Johann Baptist Wilhelm Wölfel findet sich auf der neuen Homepage, die der Förderkreis zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel e.V. ins Internet gestellt hat: www.foerderkreis-hans-woelfel.de. "Materialien zu Hans Wölfel" hat Autor Alwin Reindl, Vorstandsmitglied des Förderkreises, dieses umfassende Informationspaket überschrieben.
Es bietet in acht Kapiteln eine Lebensbeschreibung Wölfels von seiner Geburt am 30. März 1902 im österreichischen Bad Hall über seine Gymnasialzeit in Bamberg, sein Studium der Rechtswissenschaften in München und Würzburg, seinen Einsatz im Ortskartell der katholischen Vereine Bambergs bis hin zu seiner Verteidigung Bamberger Bürger, die wegen angeblich staatsgefährdender Vergehen vor dem Sondergericht angeklagt waren.
Im Juli 1943 äußerte sich Wölfel im Kreis von Bekannten kritisch über die politische und militärische Lage Deutschlands und sagte, Hitler sei der größte Wortverdreher aller Zeiten. Eine der Zuhörerinnen, eine Parteigenossin, denunzierte ihn. In den Verhören durch die Gestapo erklärte Wölfel, dass er bestimmten Lehren des Nationalsozialismus nicht zustimmen könne, da sie seiner christlichen Überzeugung widersprächen. Wölfel wurde in Berlin inhaftiert, vor den Volksgerichtshof gestellt und wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt. Am 3. Juli 1944 wurde er im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet.
Die Homepage besticht auch dadurch, dass etliche Originaltexte Wölfels und Texte seiner Zeitgenossen das Geschehen dokumentieren. Historische Fotos veranschaulichen es eindrucksvoll. Ausführliche Quellen- und Literaturhinweise ermöglichen weiterführende Erforschungen eines vorbildlichen Lebens im Widerstand gegen die Nationalsozialisten.
Am 3. Juli 1947 konnte die Urne mit den sterblichen Überresten von Hans Wölfel in einem Ehrengrab der Stadt Bamberg auf dem Hauptfriedhof beigesetzt werden. Die Erinnerung an diesen couragierten Bürger bleibt seitdem wach. So lädt auch der Vorstand des Förderkreises - Domkapitular Gerhard Förch, Rechtsanwältin Martina Leuteritz und Schriftführer Alwin Reindl - am kommenden Montag, 6. Juli, um 17 Uhr zu einer öffentlichen Gedenkfeier an Wölfels Grab ein. Die Gestaltung der Feierstunde hat die Freiherr-von-Aufsees'sche Seminarstiftung Bamberg übernommen.