Druckartikel: Unabhängigkeit ist größtes Pfund

Unabhängigkeit ist größtes Pfund


Autor: Harald Rieger

Bamberg, Freitag, 08. April 2016

Die Bamberger Verbraucherberatung ist ab sofort am Kunigundendamm zu finden. Zur Einweihung kam auch Umweltministerin Ulrike Scharf.
Ministerin Ulrike Scharf (r.) in der Verbraucherzentrale Foto: RiegerPress


Das lateinische Sprichwort "Tempora mutantur, nos et mutamur in illis" ("Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns in ihnen") können die beiden Beraterinnen der Bamberger Verbraucherzentrale, Brigitte Büttel und Dorothea Tetschlag, nur allzu gut nachvollziehen. Denn seit die Beratungsstelle in Bamberg 1972 vom Bamberger Hausfrauenbund von der Verbraucherzentrale Bayern übernommen wurde, hat sich vieles bei den Beratungen, aber auch bei den Kundenbedürfnissen geändert.

"In unserer Anfangszeit standen bei uns vor allem die Haushaltsthemen im Mittelpunkt. Oftmals haben wir Verbraucher beraten, welchen Kühlschrank sie kaufen können und auf was sie dabei achten müssen", erinnert sich Beraterin Brigitte Büttel, die seit rund 30 Jahren bei der Verbraucherzentrale in Bamberg tätig ist.

Häufig wurden auch nur Informationsflyer verteilt oder die Kunden konnten sich Zeitschriften wie "Stiftung Warentest" ausleihen.

Anfang der 80er Jahre kamen dann die Rechtsberatungen hinzu. Und ab 1986 mussten sich die Experten der Verbraucherzentrale schließlich mit dem Haustürwiderrufsgesetz und den Drückerkolonnen, die unter anderem Zeitschriften an gutgläubige Menschen verkauft hatten, auseinandersetzen. "Lange Zeit waren zudem Probleme, die sich bei Kaffeefahrten ergaben, ein großes Problem. Da kam es schon öfters vor, dass jemand eine überteuerte Decke oder ein anderes Produkt gekauft hatte, obwohl er es eigentlich gar nicht wollte", berichtete Büttel.

Die 1990er Jahre standen ganz im Zeichen der Telekommunikation, ein Dauerbrenner, der sich bis heute gehalten hat, wenn auch in geänderter Form. Angefangen habe alles, wie die beiden Beraterinnen erläutern, mit der Telefonabzocke. "Viele können sich sicherlich noch an die sehr teuren 0900-Nummern erinnern und die horrenden Rechnungen", berichtet Dorothea Tetschlag. Als dann Ende 1998 die Liberalisierung des Telefonmarktes und damit das Monopol der Telekom fiel, gab es viel Beratungsbedarf in Sachen Vertragswechsel, Kündigungsfristen und Aufklärungsarbeit.


Schwerpunktthema Internet

Inzwischen müssen sich die Verbraucherschützerinnen unter anderem mit Internetabzocke, Phishing-Mails und Gewinnbenachrichtigungen per SMS auseinandersetzen. Mit welchen Anliegen auch immer die Kunden sich an die beiden Beraterinnen wenden, auf eines sind sie besonders stolz: auf ihre neutrale, kompetente und vor allem unabhängige Beratung. "Wir bekommen von keiner Versicherung oder sonstigen Firma irgendwelche Provisionen. Daher können wir dem Verbraucher stets die für seine individuellen Verhältnisse am geeignetste Versicherung oder Altersvorsorge vermitteln - fernab von jeglichen Profitgedanken", betont Dorothea Tetschlag. Gerade dies sei es, was die Kunden an den Verbraucherzentralen hoch schätzen würden. Allerdings müssten die Verbraucherzentralen einen Unkostenbeitrag für ihre Dienste verlangen. Denn im Gegensatz zu den Anfängen, wo sämtliche Beratungen kostenlos angeboten werden konnten, erhalten die Stellen keine hundertprozentige Förderung mehr vom Bund, sondern "nur" noch eine Grundfinanzierung von den jeweiligen Ländern.

Wie viele Beratungen Dorothea Tetschlag und Brigitte Büttel schon durchgeführt haben, lässt sich nur schwerlich hochrechnen. Zumal gerade in jüngster Zeit die Gespräche mit den Verbrauchern immer umfangreicher und teilweise immer verzwickter werden. Ferner verlangt der Beruf durch die sich ständig wandelnden Anforderungen von den Bamberger Beraterinnen - die beiden teilen sich eine feste Ganztagesstelle - ein hohes Maß an Flexibilität.

Seit einigen Tagen ist die Verbraucherzentrale umgezogen. Sie befindet sich aktuell nicht mehr in den Theatergassen, sondern am Kunigundendamm 1a, direkt neben den Büromaschinenhaus Fürtig an der Luitpoldbrücke. Anlässlich der Einweihung der neuen Räume kam auch Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) vorbei. Hier unterzeichnete sie die Beitrittserklärung der bayerischen Verbraucherzentralen zur Klimaallianz.