Umstrittene Moschee im Bamberger Norden
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Donnerstag, 10. Oktober 2019
Anwohner wollen die Genehmigung einer zweiten Moschee in der Baunacher Straße nicht hinnehmen. Sie sehen sich als Opfer eines Verdrängungswettbewerbs.
Vier Monate ist es nun her, dass das Baureferat der Stadt die Moschee des deutsch-arabischen Kulturvereins genehmigte - doch rund um die Baunacher Straße brodelt es noch immer. Grund: Die meisten Anwohner erfuhren erst aus der Zeitung davon, dass in ihrer Sackgasse zwischen dem Unternehmen Goldbuch und der Coburger Straße bereits die zweite muslimische Gruppierung eine Heimat finden soll.
Es ist der deutsch-arabische Kulturverein, der viele Jahre in der Gönnerstraße unter Platzmangel litt, der erfolglos versuchte im Haingebiet an der Ottostraße unterzukommen und nun vor wenigen Tagen in den Bamberger Norden umgezogen ist. "Wir haben lange gesucht, eine Immobilie zu finden, die groß genug und die bezahlbar ist", sagt der 33-jährige Vorsitzende des Vereins. Es ist nicht nur der Gebetsraum mit 70 Plätzen im ersten Stock, der den rund 70 Mitgliedern der Gemeinde aus arabischen und afrikanischen Ländern besonders behagt: "An der Baunacher Straße gibt es mehr Parkplätze, und wir haben einen großen Garten für die Feste."
Wie an der Sandkerwa
Die Freude ist freilich nicht ungetrübt. Denn in dem Quartier mit Gewerbebetrieben und Einfamilienhäusern hat die Nachricht aus dem Rathaus wie eine Bombe eingeschlagen. Grund ist die Angst vor "chaotischen Verhältnissen" und einer "schleichenden Ghettobildung".
"Vor allem an den muslimischen Feiertagen herrschen hier sandkerwaähnliche Zustände", fasst Rainer Mergner die Probleme zusammen.
Man muss wissen: In der Baunacher Straße besteht schräg gegenüber bereits die stark besuchte Moschee des islamisch-türkischen Kulturvereins (DITIB).
Das war viele Jahre kein Problem, wie Cornelia Büttner beschreibt, die an der Coburger Straße wohnt. Das Verhältnis sei nachbarschaftlich gewesen. Doch mit dem enormen Zuwachs von Ditib seit 2015 hätten sich die Verhältnisse in der Baunacher Straße zuletzt rasch verschlechtert. Büttner spricht von einer Überfrachtung mit über 1000 Besuchern an den Feiertagen: "Die Straßen und häufig auch Privatparkplätze sind total zugeparkt. Die Zustände sind nicht mehr hinnehmbar. "
Was die Menschen besonders ärgert, ist die auffällig schnelle Genehmigung einer Einrichtung in der Baunacher Straße, die in der Ottostraße im Haingebiet einen letztlich erfolgreichen Sturm der Entrüstung ausgelöst hatte. Bamberg-Nord hat in diesem Streit offensichtlich das Nachsehen: "Wenn man in Bamberg einen Balkon beantragt, dann dauert es acht Monate bis zur Genehmigung. Aber die zweite Moschee in ein- und der selben Straße, das wird in einer Woche durchgepeitscht", kritisiert Mergner.