Umschüler Luca Maruccia: Mit neuer Ausbildung neu am Start
Autor: Sabine Christofzik
Bamberg, Montag, 28. August 2017
Im Berufsförderungswerk in Bamberg finden Menschen, die in ihrem Beruf nicht mehr arbeiten können, zu neuen Perspektiven.
Am Anfang sah es nach einem Unfall nur nach einem "normalen" Armbruch aus. "Aber dann stellten sich Komplikationen ein, Nerven waren eingeklemmt und am Ende hatte ich deswegen vier Operationen. Zu meiner Ausbildung gehörte aber auch Kellnern und Zimmerservice. Wenn man im Hotelfach arbeiten will, braucht man dazu zwei Arme ohne Handycap", sagt Luca Maruccia. "Das Hochheben einer schweren Matratze zum Beispiel kann da zum Problem werden."
Mit 25 Jahren einer der jüngsten Umschüler, den das Regionalzentrum Bamberg des Berufsförderungswerks Nürnberg betreut, ist der Hallstadter. Aus gesundheitlichen Gründen hat er seine Ausbildung zum Hotelfachmann abbrechen müssen. Jetzt ist er in einem Berufszweig tätig, den er bei der Ausbildungsplatzwahl damals nie in Betracht gezogen hätte: dem kaufmännischen.
Im November Abschlussprüfung
Und er ist überaus zufrieden damit, wie er versichert. Es ist nicht die Begeisterung des Anfängers: Luca Maruccia macht Ende November seine Abschlussprüfung. Er ist zuversichtlich, dass es für ihn bei seinem Ausbildungbetrieb, der Firma Greiff Mode in Bamberg, danach als Industriekaufmann auch weitergehen wird. Seit 1998 gibt es die Zweigstelle des Berufsförderungswerks Nürnberg in Bamberg. Zunächst mit einer Geschäftsstelle in der Langen Straße, dann in der Pödeldorfer Straße und später in der Jäckstraße. Im Oktober letzten Jahres bezog sie ihr neu gebautes und ganz auf die vielfältiger gewordenen Aufgaben zugeschnittenes eigenes Gebäude in der Baunacher Straße. Das BFW in Bamberg firmiert nun als Regionalzentrum und ist neben Seminar-, und Schulungs- und Besprechungsräumen unter anderem auch mit einer Werkstatt, einer Lehrküche und einem Raum für Gesundheitstraining ausgestattet.
Vorbereitungslehrgang ist Pflicht
Es werden verschiedene Wiedereingliederungs- und Rehabilitationsmaßnahmen angeboten.Luca Maruccia beispielsweise macht eine zwei Jahre dauernde betriebliche Umschulung im dualen Ausbildungssystem. Er, der bisher noch keinen Ausbildungsabschluss hatte, besucht, wie alle anderen angehenden Industriekaufleute, auch die Berufsschule. Er wird die gleiche Prüfung ablegen, wie seine beiden Ausbildungsjahrgangskolleginnen bei Greiff. Pflicht war für ihn vor Beginn der Besuch eines Vorbereitungslehrgangs. Das BFW unterstützt die Umschüler, wenn notwendig, auch mit zusätzlichem Unterricht, übernimmt die Vermittlerrolle, wenn es Probleme am Arbeitsplatz geben sollte und bietet viele andere begleitende Maßnahmen an.
"Bei Herrn Maruccia werden wir ab September in die Prüfungsvorbereitung einsteigen", sagt Jan Rößler, Teamkoordinator und Reha-Fachkraft beim BFW in Bamberg.
Am Anfang steht ein Gutachten
Die Umschüler machen mit rund 45 pro Jahr den größten Teil der zu Betreuenden aus. Der Bildungsträger kann dabei auf eine ganze Reihe von Kooperationsbetrieben in der Region zählen. Träger der Maßnahme für den jungen Hallstadter ist die Deutsche Rentenversicherung. Ihre Gutachter entscheiden, wer für welche Maßnahmen in Frage kommt. Allerdings gibt es auch weitere Auftraggeber für die Maßnahmen im BFW: die Agenturen für Arbeit und Jobcenter sowie die Berufsgenossenschaften. Die Rentenversicherung zahlt im Fall des Ausbildungsmodells von Luca Maruccia während der zwei Jahre ein Übergangsgeld in Höhe von 68 Prozent des letzten Nettolohns plus Beiträge zu Fahrt- und Verpflegungskosten. Bis zun 75 Prozent kann es für Personen mit Kindern im Haushalt geben.
Mitarbeiter mit Lebenserfahrung
"Umschüler die zu uns kommen, sind in der Regel sehr motiviert. Für sie ist es bisher immer gelungen, den passenden Platz zu finden. Die Firmen bekommen sehr oft einen neuen Mitarbeiter, der Lebenserfahrung, und verglichen mit Schulabgängern, ganz anderes Wissen mitbringt, sagt Jan Rößler. "Es funktioniert nicht in jedem Fall, aber wir versuchen, wann immer es geht, die Erstberufe zu berücksichtigen. So kann es sein, dass nach der Umschulung ein Heizungsmonteur, der diese Tätigkeit nicht mehr ausüben kann, dann die Heizungen verkauft, die er früher eingebaut hat."
Das ist das Berufsförderungswerk Nürnberg
Das Berufsförderungswerk Nürnberg ermöglicht Menschen, die nach Unfällen oder (körperlichen und seelischen) Krankheiten ihren bisherigen Beruf nicht mehr ausüben können durch die Ausbildung zu einem neuen Beruf oder durch Teilqualifizierungen, im Arbeitsleben wieder Fuß zu fassen. Zusätzlich zum Hauptsitz in Nürnberg betreibt das BFW 15 Außenstellen in Nordbayern und zwei in Baden-Württemberg.
Am Hauptsitz in Nürnberg befindet sich das Reha-Zentrum. Dort haben Reha-Teilnehmer die Möglichkeit, einen von insgesamt 25 staatlich anerkannten Ausbildungsberufen von Grund auf neu zu erlernen. Technische oder kaufmännische Lernbetriebe bieten dafür den geeigneten Rahmen. Teilnehmer aus weiter entfernten Orten können die Woche über in Nürnberg in einem Wohnbereich auf dem Gelände des Berufsförderungswerkes leben.
Eine Umschulung in den Außenstellen ist geeignet für Menschen, die weniger medizinische oder psychologische Unterstützung brauchen, um wieder in den ersten Arbeitsmarkt zurückzukehren. Diese wohnortnahe Ausbildung erfolgt in Kooperation mit Betrieben und Berufsschulen vor Ort. Es gilt der Leitsatz "Reha vor Rente".
Hinzu kommen in den Geschäftsstellen Qualifizierungsangebote, in deren Rahmen die Teilnehmer gezielt Fachkompetenzen nachholen wie zum Beispiel aus dem EDV-Bereich.