Über Touristen freuen sich in Bamberg nicht alle
Autor: Harald Rieger
Bamberg, Donnerstag, 20. Oktober 2016
Die IHK thematisierte die Probleme des wachsenden Tourismus in Bamberg. Im Mittelpunkt der Gespräche standen einmal mehr die Flusskreuzfahrer.
Zahlenmäßig machen die Flusskreuzfahrtbesucher gerade einmal zwei Prozent aller Touristen aus, die jährlich zu Hundertausenden nach Bamberg strömen. Aber nicht zuletzt durch ihr geballtes Gruppenauftreten, durch die auffälligen Shuttlebusse und ihre Gästeführer, die meist mit Headsets und kleinen Schildchen unterwegs sind, werden sie enorm von den Bambergern wahrgenommen.
Nicht wenige empfinden sie als störende Erscheinung im Stadtbild. Andere Bürger hingegen fürchten, die Kreuzfahrttouristen könnten noch weiter zunehmen und noch stärker die Stadt erobern. "Sicherlich ist die Steigerung der Anzahl der Kreuzfahrtschiffe vom Jahr 2013 auf das Jahr 2014 mit einem Schlag größer angestiegen als in den acht Jahren zuvor.
Aber ich denke, dass wir mit aktuell um die 855 Personenschiffe den Zenit überschritten haben", berichtete Bambergs Tourismusdirektor Andreas Christel im Rahmen der IHK-Veranstaltung.
So sei es in diesem Jahr nach elf Jahren der steten Steigerung erstmals zu einem Rückgang gekommen. Es legten in diesem Jahr nicht nur 20 Schiffe weniger an, als noch im Vorjahr an, sondern auch deutlich weniger Passagiere, da die meisten der Schiffe nicht ausgebucht waren. "Auf der anderen Seite", schilderte Christel, "hat eine Untersuchung ergeben, dass die Kreuzfahrtbesucher pro Kopf 28 Euro in Bamberg ausgeben." Für Snacks wie Eis oder Bratwürste und Souvenirs. Sie würden aber auch Restaurants und Cafés besuchen.
Auch IHK-Präsident Heribert Trunk zeigte ein ambivalentes Bild. Auf der einen Seite die Ströme an Menschenmassen, die Bamberg durchstreiften. Auf der anderen die Wirtschaft, die bis in den Landkreis hinein von den Touristen und dem Welterbe Bamberg profitieren würden.
25 Personen pro Stadtführung
"Wir nehmen aber auch unsere Bürger und deren Sorgen ernst und haben einige Verbesserungen ausgearbeitet", ergänzte der Bürgermeister Christian Lange (CSU). So werde es künftig drei Standorte für Kreuzfahrer-Busse geben. Zum einen sollen die Busse von Montag bis Freitag weiterhin an der Mußstraße ihre Besucher ausladen. Am Wochenende hingegen werden die Busfahrer jedoch die südliche Promenade anfahren. Für alle, die nicht so gut zu Fuß unterwegs sind, gibt es eine Haltestelle am Schillerplatz. "Ich denke, damit erreichen wir schon mal eine erste Entzerrung und belasten einen Standort nicht über Gebühr", betonte Lange. Zudem sei man mit den Reedereien und den Stadtwerken in intensiven Gesprächen, dass künftig ein Shuttleverkehr mittels der Stadtbusse vom Hafen zum ZOB eingerichtet werde. Darüber hinaus wolle man laut dem Zweiten Bürgermeister gezielt Ausflugsziele wie die Gärtnerstadt oder den Michaelsberg den Bamberg-Besuchern anbieten, um die Hauptachse zwischen dem Alten Rathaus und dem Domberg zu entlasten.
"Wir haben ferner ein Limit von 25 Personen für die Gruppenführungen festgelegt. Damit können die Gästeführer individueller handeln und auch mal eine andere Route einschlagen", unterstrich Lange. Große Hoffnungen setzt er auf das neue Welterbe-Besucherzentrum. Mit dessen Fertigstellung könnten Führungen auch von dort starten und nicht mehr nur wie bisher vor der Tourismusinformation am Geyerswörthplatz beginnen.
Qualitätstourismus als Ziel
In der Diskussion wurden verschiedene Meinungen und Interessen vertreten. So gab beispielsweise ein Veranstaltungsteilnehmer zu bedenken, dass unter den Tagestouristen und den Flusskreuzfahrern auch viele Besucher seien, die Bamberg bei ihrem Kurzbesuch für derart attraktiv fanden, dass sie hinterher für einen längeren Zeitraum wiederkamen.Und genau diesen Qualitätstourismus mit mehreren Übernachtungen strebe man ja an. Andere hingegen forderten mehr Rücksicht von den Touristen für die Bewohner der Stadt.
Von Seiten der Tourismusinformation und der Stadt Bamberg, aber auch der IHK wolle man weiterhin zusammen mit den Bürgern kommunizieren und gemeinsam Lösungsvorschläge erarbeiten.
Daher wird es beispielsweise am Samstag, 12., und Sonntag, 13. November, einen Tag des offenen Kreuzfahrtschiffes im Bamberger Hafen geben, an dem die Bamberger unter anderem einen Blick hinter die Kulissen eines Kreuzfahrtschiffes werfen können.