Druckartikel: Trunk: Über Bamberg liegt selbstzufriedener Mehltau

Trunk: Über Bamberg liegt selbstzufriedener Mehltau


Autor: Michael Memmel

Bamberg, Sonntag, 15. Januar 2017

Nach 19 Jahren im Ehrenamt, fünf Jahre davon als Präsident der IHK Oberfranken Bayreuth, stellt sich Heribert Trunk nicht mehr zur Wahl.
Heribert Trunk wird ab März nicht mehr oberfränkischer IHK-Präsident sein. Foto: Archiv


"Das ist nichts Unübliches - man muss auch loslassen können", betont der 55-jährige Unternehmer aus Bamberg.

Sie scheiden im März auch aus dem IHK-Gremium Bamberg aus. Was waren in den vergangenen Jahren die drei wichtigsten Themen und Projekte, die Sie angestoßen haben?
Heribert Trunk: Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land ist nochmal deutlich besser geworden, da gab es ja früher große Gräben. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist für mich, dass wir bei den Themen Tourismus und Einzelhandel vor allem in der Stadt mit dem neuen Bürgermeister Dr. Lange gut vorangekommen sind und den Tourismus auch zunehmend auf den Landkreis ausdehnen. Der dritte wichtige Punkt lautet, dass die Zusammenarbeit der Wirtschaft mit unserer tollen Universität - ein Juwel - deutlich besser geworden ist und auch in den Köpfen der Wirtschaft besser verankert ist.

Andersrum gefragt: Gibt es auch einen Bereich, wo Sie an Ihre Grenzen gestoßen sind?
Wenn ich zu Zukunftskonzepten an den Tisch gebeten wurde, dann war das fast nie in meiner Heimatstadt Bamberg. Das ist in anderen Regionen Oberfrankens deutlich mehr passiert. Ich habe schon den Eindruck, dass wir uns in der Stadt Bamberg auf den Erfolgen der Vergangenheit ein bisschen ausruhen und durch die große Sonne des Landkreises, der strahlt und sich enorm entwickelt, etwas langsamer geworden sind. Da hätte ich mir mehr gewünscht, dass wir die Köpfe zusammenstecken und überlegen, wo geht es hin in zehn oder zwanzig Jahren.

Welches Thema wird aus Ihrer Sicht das Gremium in Bamberg die nächsten Jahre am meisten beschäftigen?
Ich denke, die alten Themen werden die neuen Themen sein, insbesondere Wohnraum in der Stadt. In dieser Stadt muss man auch bezahlbar wohnen und leben können und nicht nur arbeiten, denn Arbeitsplätze und tolle Firmen haben wir ja viele. Aber für Normalverdiener hier zu wohnen, wird immer unbezahlbarer. Und ich glaube, ein wichtiges Thema ist auch, dass die Unternehmen, die in der Stadt sind, endlich Erweiterungsmöglichkeiten haben und dass unbedingt neue Gewerbegebiete erschlossen werden. Nördlich der B26 sind da gleichermassen Chancen wie in der Muna.
Der finanzielle Verfall der Stadt in den letzten Jahren macht mir da große Sorgen. Bei den Schlüsselzuweisungen des Freistaates, welche Gemeinden die über eine geringere eigene Steuereinnahme verfügen zum Ausgleich erhalten, erhält Bamberg mittlerweile mehr Ausgleich als Hof! Bamberg ist auch sonst im oberfränkischen Vergleich völlig aus dem Rahmen gerutscht: Der Landkreis Hof hatte 2015 höhere Einkommenssteuereinnahmen als Bamberg und in der Gewerbesteuer erzielt Bamberg weniger als 40 Prozent der Einnahmen von Bayreuth. Da muss man eben aber auch Zukunftskonzepte entwickeln und die starken Helfer an den Kabinettstischen in München und Berlin als Joker einsetzen. Das machen andere Regionen Oberfrankens gleichermaßen eindrucksvoll wie erfolgreich. Wenn man sich selbst als "am Katzentisch" bezeichnet, dann wird man auch so behandelt.
Der selbstzufriedene Mehltau über dieser Stadt hilft da eben niemand dauerhaft weiter.

Haben Sie auch einen Rat für das neue Gremium?
Der Rat ist, immer wieder, seine Ideen zu bündeln und immer wieder das Gespräch zu suchen. Früher haben wir im IHK Gremium Landrat und Oberbürgermeister immer zu unterschiedlichen Terminen eingeladen und jeder erzählte uns, dass es der andere ist, an dem er scheitere. Seit Jahren treffen wir sie bei gemeinsamen Kaminabenden und können mit beiden die Probleme diskutieren und noch deutlich stärker angehen. Die Tabus "Fusion der Kliniklandschaft, Stadt-und Umland Übergreifender ÖPNV mit einem regionalen Busbahnhof für alle, erweiterte finanzielle Beteiligung des wirtschaftlich starken Landkreises an Kultureinrichtungen der Region in der Stadt - möglicherweise über einen Zweckverband Kultur - und wohnortnähere Gymnasien für unsere Kinder im Umland sind da einige zusätzliche "dicken Bretter", die nun angegangen werden müssen.

Wen wünschen Sie sich, der Ihnen als Präsident der IHK Oberfranken nachfolgt?
Ich wünsche mir jemanden, der die Dynamik hat, Oberfranken voranzubringen und Gesamtoberfränkisch denkt, der seine Heimat liebt und der neue und gute Ideen einbringt. Die letzten fünf Jahre unseres Ehrenamtes haben gezeigt, wenn man gute Ideen adressiert, in München, Berlin und Brüssel, dann kommen sie auf einen guten Nährboden und man kann die Region fortentwickeln und wird massiv unterstützt.

Das Gespräch führte Michael Memmel