Trotz Zuschuss: Kein Kinderhaus zum Nulltarif
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Montag, 15. Juli 2019
Trotz 100 Euro Zuschuss sind einige Eltern weit entfernt vom kostenlosen Kindergarten. Im Fall des Luise-Scheppler-Hauses musste der Träger die Preise erhöhen.
Vor drei Wochen ist Maria K. (Name geändert) aus allen Wolken gefallen. Auf einer Infoveranstaltung zum Neubau des Kinderhauses Luise Scheppler mit Kindergarten und Kinderhort in der Gartenstadt teilte der Vorstand des Trägers Diakonie den Eltern mit, dass die Beiträge monatlich um 45 Euro steigen werden, auch für bestehende Verträge.
"Eine Erhöhung in dieser Summe gab es zuvor noch nie. Wir Eltern sind schockiert über die Entwicklung und wollen wissen, warum so gehandelt wird", erklärt K. im Gespräch mit unserer Zeitung. In der vergangenen Woche hat die Diakonie Bamberg-Forchheim den Betroffenen noch einmal einen Elternbrief mit der Begründung der deutlichen Preiserhöhung geschickt: "Wir sehen uns zu diesem Schritt gezwungen, da die steigenden Mietkosten für das neue Gebäude mit 6,50 Euro pro Quadratmeter für eine Kindertagesstätte relativ hoch sind und gleichzeitig der Anteil der Bezuschussung durch die Stadt Bamberg geringer ausgefallen ist, als ursprünglich geplant."
1,9 Millionen Euro Baukosten
Genau diese Mietkosten lägen bei der neuen Kalkulation der Preise zugrunde. "Bis jetzt hatte die Stadt Bamberg die gesamte Miete des Scheppler-Hortes übernommen", erläutert Diakonie-Pressesprecherin Ute Nickel. "Mit der Vergrößerung des Hortes zu einem Kinderhaus, das übrigens Ende August bezogen wird, steigt auch die Miete."
Steffen Schützwohl aus der Pressestelle der Stadt Bamberg weist darauf hin, dass im Rahmen der Kita-Offensive der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen gefördert wird. Im Falle des Kinderhauses Luise Scheppler wurden die förderfähigen Kosten zu 100 Prozent bezuschusst, was keine Selbstverständlichkeit sei. Konkret erhalte der Träger von der Stadt Bamberg 1,912 Millionen Euro, auf die es wiederum staatliche Mittel gebe. Am Ende bleibe bei der Stadt eine Nettobelastung von 363 000 Euro.
"Nicht Gegenstand der Kita-Offensive und auch keine förderfähigen Kosten sind dagegen die laufenden Betriebskosten", sagt Schützwohl. Hier profitiere aber die Kita Luise Scheppler davon, dass der Träger bisher einen Mietkostenzuschuss erhalten hat und diesen als freiwillige Leistung auch weiterhin erhält. Damit beteilige sich die Stadt Bamberg weit über das gesetzliche Mindestmaß hinaus und absolut gerechnet sogar mit einer höheren Summe als vor dem Ersatzneubau. "Die Stadt kann aber nicht zusätzlich noch einen vollen Ausgleich für die durch den Neubau resultierende Mieterhöhung übernehmen."
Dass eine Kita in einem Mietverhältnis besteht, ist in Bamberg eher die Ausnahme. Die meisten Träger, besonders die kirchlichen, haben die Einrichtungen auf eigenem Grund und in eigenen Immobilien untergebracht.
100 Euro gibt es vom Freistaat
Für eine täglich drei- bis vierstündige Betreuung fallen in der Mittelbachstraße künftig 169 Euro monatlicher Elternbeitrag an - im Kindergarten wie im Hort. Das ist im Vergleich mit anderen Bamberger Betreuungseinrichtungen ein relativ hoher Betrag. So nimmt zum Beispiel das Awo-Haus für Kinder am Stadion im kommenden Kindergartenjahr 110 Euro monatlich für vier bis fünf Stunden tägliche Betreuung, beim Caritas-Kindergarten St. Elisabeth bleiben es 111 Euro für die gleiche Stundenzahl.