Trauer um Prälat Josef Richter
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Montag, 01. April 2019
Der langjährige Dompfarrer und Domkapitular starb am Sonntag im Alter von 90 Jahren. Er war ein aufrechter, den Menschen zugewandter Seelsorger bis zuletzt.
Es ist erst einige Monate her, dass Prälat Josef Richter sagte: "Man muss auch loslassen." Nämlich Aufgaben, Ämter, Träume, Pläne. Er konnte loslassen, das hat er oft genug bewiesen. Und nun musste er endgültig alles Irdische loslassen: Am Sonntag starb der langjährige Dompfarrer und Domkapitular im Alter von 90 Jahren in Bamberg.
"Als engagierter und treuer Seelsorger hat er bis auf den letzten Tag seines Lebens gewirkt und ist im Vertrauen auf den guten Gott gestorben", würdigt Erzbischof Ludwig Schick den Verstorbenen. Josef Richter sei "ein Vorbild an demütiger Bescheidenheit und vorbildlicher Frömmigkeit gewesen und habe sich unermüdlich für das Wohl der Menschen in Kirche und Gesellschaft eingesetzt, so Schick: "Das Erzbistum Bamberg hat ihm viel zu verdanken."
Wer das Glück hatte, Prälat Richter auch im hohen Alter zu begegnen, erlebte einen weise gewordenen Mann, der in seinen Ansichten und Analysen des Zeitgeschehens ein jung gebliebenes Herz offenbarte. Energisch wandte sich der Senior gegen heutige rechte, populistische Parolen, beklagte einen Werteverlust in der Gesellschaft, forderte die Persönlichkeitsrechte jedes Einzelnen - auch die der Priester - ein. Er plädierte für ausgebildete Laien in der Kirche, die das Terrain bis an die Grenze bearbeiten und nicht immer gleich nach dem Priester rufen sollten. Josef Richter formulierte Sätze wie: "Was nicht mehr zeitgemäß ist, muss man nicht unbedingt am Leben erhalten". Oder: "Diakoninnen hat es zu Beginn der Kirche gegeben und sollte es heute wieder geben." Oder: "Gott sei Dank gibt es keine Frontstellung mehr zwischen Katholiken und Evangelischen."
Ökumenische Grundhaltung
Mit dieser ökumenischen Grundhaltung gehörte Josef Richter zu den Begründern des Kaufunger Konventes, einem Zusammenschluss von katholischen und evangelischen Christen am Sterbeort der heiligen Kunigunde. Es war für ihn eine liebgewordene Pflicht, die regelmäßigen, Kilometer weiten Fahrten von Bamberg nach Kaufungen zu den Konventstreffen auf sich zu nehmen.
Josef Richter wurde am 12. August 1928 in Hannberg bei Waischenfeld geboren. Am 26. Juni 1953 weihte ihn Erzbischof Joseph Otto Kolb zusammen mit 15 weiteren Diakonen zum Priester. Stationen seiner seelsorgerischen Tätigkeit waren Bad Windsheim, Bayreuth und Bamberg. Wirkungsstätten waren hier das Aufseesianum, wo er von 1958 bis 1964 als Studienpräfekt tätig war, und das Ottonianum, dem er von 1964 bis 1978 als Direktor vorstand. Zugleich erteilte er Religionsunterricht am Clavius- und Franz-Ludwig-Gymnasium.
Erzbischof Elmar Maria Kredel berief Richter 1978 zum Dompfarrer und damit auch in das Metropolitankapitel des Erzbistums Bamberg. In dieser Funktion war er zudem Referent für die Frauenseelsorge und Geistlicher Beirat für den Katholischen Deutschen Frauenbund im Erzbistum. Dankbar erinnern sich unzählige Frauen an sein unverkrampftes Verhältnis zu ihnen, an sein Verständnis für ihre Forderungen nach Gleichstellung. Und an die vielen Aktionen, Veranstaltungen, die er mit der damaligen Vorsitzenden des Frauenbundes, Kunigunde Kemmer, auf die Beine stellte.
Auch nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand 1998 wirkte Richter als Seelsorger in den Altenheimen Antonistift und Bürgerspital sowie im Klinikum am Michelsberg. Sein wacher Verstand, seine körperliche Vitalität halfen ihm bei diesen Anforderungen.