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Tierheim Bamberg: Pauschale für Fundtiere steigt


Autor: Anette Schreiber

Bamberg, Samstag, 13. Oktober 2012

Der Tierschutzverein Bamberg kümmert sich um herrenlose Tiere. Das ist eigentlich Aufgabe der jeweiligen Gemeinde. Gegen einen Aufwendungsersatz macht das der Verein. Wegen höherer Zahlen und Kosten braucht man mehr Geld.
Steffi Kraus (links) und Barbara Arrais-Taschner versorgen eine Katze in  der Quarantäne-Abteilung.


Herrenlos und verstört irrt ein Hund Samstagabend an einer vielbefahrenen Ortsstraße herum. Ein Passant, der die gefährliche Situation erkennt, fasst sich ein Herz, lockt das Tier, sperrt es in sein Auto. Und dann? Dann ist laut Tierschutzgesetz die Gemeinde, auf deren Gebiet das Tier gefunden wurde, zuständig für alles Weitere. Das heißt, sie muss das Fundtier aufnehmen und ist für alles Folgende - Füttern, Versorgung, auch medizinische und Suche nach dem Besitzer zuständig. Eigentlich.

Die Stadt Bamberg und ein Großteil der Landkreisgemeinden haben jedoch eine Vereinbarung mit dem Tierschutzverein Bamberg. Für einen Pauschalbetrag pro Einwohner kümmert sich der Verein um die Fundtiere. Bislang lag der bei 15 Cent, wird nun jedoch um zehn Cent angehoben. Ein entsprechendes Schreiben ist den Gemeinden zugegangen.

In anderen Landkreisen mehr


Mit 25 Cent liegt der Bamberger Verein weit unter dem, was in anderen Landkreisen und Städten erhoben wird, erklärt Vereinsvorsitzender Liebhard Löffler. Im Tierheim Lichtenfels werden 33 Cent, in Schweinfurt 40 Cent und in Neustadt/Aisch 50 Cent erhoben. Laut Studie des Landesverbands Bayern des Deutschen Tierschutzbundes wird eine Kostendeckung erst ab einem bis 1,50 Euro erreicht.

Mit den 25 Cent kommen die Gemeinden in der Region Bamberg also hervorragend weg, belegen die Zahlen von Schatzmeisterin Christine Göhl.

Vor Kurzem jedenfalls hat der Tierschutzverein Kontakt zu den Kommunen aufgenommen, um auf die Notwendigkeit hinzuweisen, dass der Verein den Betrag zumindest moderat anpassen muss. Die tatsächlich durch Aufnahmen und Versorgung von Fundtieren anfallenden Kosten werden durch die Beiträge der Gemeinden nur zu einem sehr geringen Teil gedeckt, so Schriftführerin Nicole Werner.

80 Prozent der Tierschutzvereins-Ausgaben "verschlingen" die Fundtiere, zeigen die Schilderungen der Vereinsführung. Jeder Tierheim-Tag schlägt alles in allem mit 900 Euro zu Buche, so Vorsitzender Löffler und davon die genannten 80 Prozent für Fundtiere, das Ganze 365 Tage im Jahr. Die bisherige Aufwandsbeteiligung der Gemeinden deckte rund 15 Prozent der anfallenden Kosten. Mit der Erhöhung auf 25 Cent käme man dann zumindest auf 22 Prozent, rechnet die Schriftführerin weiter vor. Mit der Pauschale könne man zumindest mit einem fixen Betrag rechnen und es entfalle die Bürokratie für Einzelfall-Abrechnungen.

Dass die Gemeinden mit der Pauschale gut bedient sind, zeigt allein ein Beispiel: Eine Katze, die mit Beckenbruch gefunden wurde (was relativ oft vorkommt) und behandelt werden muss, schlägt mit gut 1000 bis 1500 Euro zu Buche. Das entspräche der Jahrespauschale einer Großgemeinde wie Hirschaid... "Und damit ist auch nur ein derartiger Fall abgedeckt", macht Nicole Werner deutlich.

Letztes Jahre kamen 185 Hunde, 639 Katzen und 532 Kleintiere ins Tierheim. "Weit über die Hälfte davon waren Fundtiere," bemüht Tierheimleiterin Sabine Kohl die Statistik. Fundtiere werden immer erst auch tierärztlich untersucht (damit sie die anderen Tiere nicht mit Krankheiten anstecken), wenn nötig gleich behandelt und immer auch entwurmt. Kastriert werden sie erst nach vier Wochen, das ist die vorgeschriebene Frist, die man warten muss, ob sich nicht doch noch ein Besitzer meldet.

Rund um die Uhr


"Bei einem gefundenen Regenschirm ist das für die Gemeinden ungleich einfacher", merkt Liebhard Löffler süffisant an. Für einen Regenschirm muss auch kein Team ausrücken, und sich einer Gefahr (Verletzungen) aussetzen. Für Fundtiere steht das Tierheim rund um die Uhr zur Verfügung. Ein Service, den die Kommunen vielleicht erst dann zu schätzen wissen, wenn es ihn nicht mehr gibt... Derzeit sind alle Kommunen gebeten, mitzuteilen, ob sie bereit sind, den erhöhten Aufwendungsersatz zu bezahlen. Bis Ende dieses Monats sollen die Antworten vorliegen. Bislang waren es nur vier von 36 Landkreis-Gemeinden, die hinsichtlich der Fundtiere keinen Vertrag mit dem Tierschutzverein geschlossen hatten.

Bislang war der Verein kulant, aber angesichts der dramatisch steigenden Zahlen und Kosten wird das künftig nicht mehr der Fall sein, signalisieren Löffler und Werner. In den letzten zehn Jahren, so rechnen sie vor, ist die Zahl der Fundtiere um 50 Prozent gestiegen und damit auch das, was sie kosten. Das bedeutet, dass die vertragslosen Gemeinden für die tatsächlichen Kosten, der auf ihrem Gebiet gefundenen Tiere aufkommen müssen. Sich ihrer einfach zu entledigen - darauf stehen empfindliche Strafen, warnt Löffler mit Vehemenz.