Thema Cybercrime prägt Neujahrsempfang der Bamberger Justiz
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Freitag, 29. Januar 2016
Internetkriminalität verursacht immense finanzielle Schäden. Allein in Deutschland sollen sie im Jahr 3,4 Milliarden Euro betragen. Der Bamberger Generalstaatsanwalt widmete sich beim Neujahrsempfang diesem Thema.
Auf 3,4 Milliarden Euro schätzen Experten allein in Deutschland den finanziellen Schaden, der pro Jahr durch Internetkriminalität angerichtet wird. Sie gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.
Die im Jahr 2014 angezeigten knapp 50 000 Fälle mit einem Schaden von 39,4 Millionen Euro wären demnach nur die Spitze des sprichwörtlichen Eisbergs. Diese und weitere Zahlen und Fakten über die dunklen Seiten des Internets präsentierte am Freitag der Bamberger GeneralstaatsanwaltThomas Janovsky.
Janovsky hielt den Festvortrag beim gemeinsamen Neujahrsempfang von Justiz, Notariat und Rechtsanwaltschaft im Bezirk des Oberlandesgerichts (OLG) Bamberg. Die Traditionsveranstaltung ist - nach einem mehrjährigen "Exil" im E.T.A.-Hoffmann-Theater - in die wieder eröffnete Aula der Universität im ehemaligen Dominikanerbau zurück gekehrt.
Der Generalstaatsanwalt befasste sich vor zahlreichen Repräsentanten des öffentlichen Lebens in Ober- und Unterfranken mit den kriminellen Machenschaften im Netz und dem, was die Strafverfolger entgegen zu setzen haben.
Der in Bamberg eingerichteten Zentralstelle Cybercrime Bayern sprach er eine wichtige Rolle zu. Die Strafverfolgungsbehörden müssten sowohl den "Markt" beobachten als auch ein hohes Maß an digitaler Kompetenz und Handlungsfähigkeit aufweisen. Dann seien sie in der Lage, den Internetkriminellen Paroli zu bieten.
Laut Janovsky, der seit 2015 auch Vorsitzender der bundesweiten Arbeitsgruppe "Verfolgung der Informations- und Kommunikationskriminalität" der 24 deutschen Generalstaatsanwälte ist, brauchen die Ermittler aber noch weitere rechtliche Möglichkeiten, um Cybercrime im Interesse der Bürger verfolgen zu können. Die geltenden Mindestspeicherfristen bei Verkehrsdaten etwa "helfen hier nicht richtig weiter".
Mit kriminalistischem Gespür
Die unvorstellbar großen Datenmengen im Netz stellten die Fahnder nicht zwingend vor unlösbare Aufgaben. Der Generalstaatsanwalt wählte ein anschauliches Bild: Er verglich die sehr große Speicherkapazität von einem Terabite mit einem 51 Stockwerke hohen Bürogebäude, in dem 30 000 Aktenordner stehen. Um zu finden, wonach sie suchen, bräuchten Ermittler da wie dort kriminalistisches Gespür. Auch wenn die Strafverfolger im weltweiten Netz keineswegs hilflos seien, appellierte der Festredner an seine Zuhörer, im Internet vorsichtig zu sein. Niemand solle zum Beispiel leichtfertig persönliche Daten preisgeben, wie sie von Gewinnspiel-Teilnehmern oft erfragt würden.
Umso wichtiger sei es, für stets aktuelle Sicherheitseinstellungen von Handys und Computer zu sorgen und professionelle Virenschutzprogramme zu nutzen. Er riet, auch im weltweiten Netz den gesunden Menschenverstand zu nutzen und Anhänge und Links in E-Mails nicht blind zu vertrauen.
Musik und weitere Reden
Begonnen hatte der Empfang mit der Begrüßung durch Jens Eue, den Vizepräsidenten der Landesnotarkammer, und brasilianischen Klängen, gespielt von Cezar Salem (Violine) und Rodrigo Affonso (Gitarre). In Vertretung von Bayerns Justizminister Winfried Bausback sprach Ministerialdirektor Frank Arloth, der Amtschef im bayerischen Justizministerium. Zu den Herausforderungen für die Justiz im Jahr 2016 gehört es nach seinen Worten, Freiheiten zu schützen und den Menschen "auch und gerade in der so genannten Flüchtlingskrise" Sicherheit und ein geordnetes Zusammenleben zu gewährleisten.
Mit zusätzlichen Stellen und einem "Bündel an Rechtsbildungsmaßnahmen" für Asyl suchende Menschen stelle sich die bayerische Justiz den aktuellen Aufgaben.
Die Justiz im OLG-Bezirk steht nach den Worten des Gastes aus München "bestens" da.