Textilien: Ein Label ist nicht genug
Autor: Matthias Litzlfelder
Bamberg, Mittwoch, 14. November 2018
Die Zuwachsraten von Fair-Trade waren zuletzt bei Kleidung am größten. Das liegt vor allem am Segment Berufskleidung. Die Firma Greiff in Bamberg ist darauf spezialisiert.
Köche, Servicekräfte der Bahn oder der Flugzeugpilot - sie alle tragen im Job Kleidung der Firma Greiff in Bamberg. Das traditionelle Modeunternehmen ist spezialisiert auf solche Berufskleidung. Immer dann, wenn ein Betrieb Wert auf ein einheitliches Erscheinungsbild seiner Beschäftigten legt, stößt er auf das Angebot aus Bamberg. Mit den Chefs von Autoverkäufern, Bankmitarbeitern oder Busfahrern kommt Greiff allerdings nicht ins Geschäft. Auch wenn das Unternehmen vor Ort einen Fabrikverkauf betreibt: Der Verkauf solcher Berufskleidung läuft ausschließlich über Händler.
Laut der jüngsten Verbraucherbefragung des Netzwerks Fairer Handel in Deutschland stieg der Absatz fair gehandelter Produkte vor allem infolge der hohen Zuwachsraten bei Kleidung. Dafür verantwortlich sei vor allem das wachsende Segment der Berufskleidung.
"Wir wachsen tatsächlich stark", berichtet Greiff-Mitarbeiterin Nicole Wagner. Die Firma hat rund 130 Beschäftigte und erzielte zuletzt einen Umsatz von rund 30 Millionen Euro. Vor drei Jahren waren es erst rund 20 Millionen Euro bei 100 Mitarbeitern.
Fairtrade nur bei Baumwolle
Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt das Bamberger Modeunternehmen schon lange. "Wir arbeiten stets daran, dass wir die gesamte Produktionskette nachvollziehen können", sagt Greiff-Geschäftsführer Hans-Peter Beck. Seit zwei Jahren finden Kunden auf manchem Kleidungsstück aus der Greiff-Produktion das Fairtrade-Siegel des Vereins Transfair. "Wir verwenden sogenannte Certified Cotton. Wir wissen dadurch genau, woher unsere Baumwolle kommt und welche Wege sie nimmt. Die gesamte Lieferkette ist durchzertifiziert", sagt Nicole Wagner.
Wagner ist seit 2014 als CSR-Managerin - die Abkürzung steht für Corporate Social Responsibility - bei Greiff mit den Themen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung betraut. Sie kennt sich aus im Label-Dschungel der Textilindustrie. "Es ist ein Wahnsinn, wie viele Siegel es gibt, und unheimlich wichtig, sich damit zu beschäftigen."
Der Fairtrade-Anteil bei Greiff - vor allem Waren des hohen bis mittleren Preissegments - liegt bei zwölf Prozent des Gesamtumsatzes. Das klingt nach wenig, hat aber auch technische Gründe. "Fairtrade kann ich nur dann einsetzen, wenn ich eine Baumwollfaser habe", erklärt Wagner. "Bei Berufskleidung wird aber häufig mit Polyester gearbeitet, weil das strapazierfähiger ist."
Mit der Zertifizierung durch das Fairtrade-Siegel kann Greiff sicher sein, dass die verwendete Baumwolle ohne von der WHO verbotene Agrochemie angebaut wird und die Erzeuger einen Mindestpreis erhalten. Auch bei der Weiterverarbeitung, die branchenüblich im Ausland stattfindet, garantiert das Siegel, dass Arbeitsschutzvorschriften beachtet werden. Die zehn Produktionsstätten von Greiff liegen in Marokko, Rumänien, Bosnien, Mazedonien, Moldawien, Pakistan und Vietnam.