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Textil(r)evolution im Bundestag


Autor: Gertrud Glössner-Möschk

Kemmern, Sonntag, 07. Sept. 2014

Eine Firma aus Kemmern liefert die Baumwolltaschen für den Bundestag in Berlin. Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung freut sich.
Ein heller Adler ziert die vornehm-graue Baumwolltasche.  Foto: VoK


Die neuen Baumwolltaschen des Deutschen Bundestages sind nicht nur bio-faire Werbeartikel, sondern kommen auch aus dem Landkreis Bamberg. Produziert werden sie von der Firma "The Fashion rEvolution" aus Kemmern. Hinter dem Unternehmen stehen Linda Eichhorn und Jochen Gottwald. "Unser Hauptanliegen ist Nachhaltigkeit: menschenwürdige Arbeitsbedingungen, fairer Handel sowie Naturschutz durch Biobaumwolle", beschreiben die beiden ihre Unternehmensphilosophie.

"Heimspiel" in Kemmern

"Unser tägliches Konsumverhalten wirkt sich oft auf Menschen am anderen Ende der Welt aus", so der Bamberger Bundestagsabgeordnete Thomas Silberhorn (CSU) bei einem Besuch des Unternehmens in Kemmern. Für Silberhorn, den Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, war das ein willkommenes "Heimspiel", denn er ist ein gebürtiger Kemmerner.



Soziale Standards einhalten

Eines der großen Projekte im Ministerium ist die Verbesserung von Sozial- und Umweltstandards in der gesamten Produktions- und Lieferkette in der Textilbranche weltweit. "Die teilweise unmenschlichen Arbeits- und Lebensverhältnisse in der Textilindustrie sind nicht akzeptabel", sagt Silberhorn.
Jedem sollte seiner Meinung nach klar sein, dass eine Jeans für 9,90 Euro nicht fair produziert worden sein kann. Dafür erhalten Näherinnen und Näher in Bangladesch 8 Cent in der Stunde - ohne Schutz bei Krankheit oder Schwangerschaft.

Vor mehr als einem Jahr berührte der Einsturz eines neunstöckigen Fabrikgebäudes in Bangladesch weltweit die Menschen: Mehr als 1100 Arbeiterinnen und Arbeiter wurden getötet, mehr als 2000 verletzt.
Leider gebe es bis heute in der Textilbranche keine einheitlichen Standards, obwohl dringender Handlungsbedarf bestehe, bedauert der Bundestagsabgeordnete."Das Entwicklungsministerium arbeitet deshalb an einem umfassenden Textilsiegel", kündigte er an.

Bislang gebe es nur Siegel für einzelne Produktionsschritte. "Wir wollen aber eine Lösung vom Baumwollfeld bis zum Kleiderbügel."

Mit diesem Vorhaben stößt Silberhorn bei den Machern von "The Fashion rEvolution" auf offene Ohren. Ökologische und soziale Standards bieten die Chance, Einfluss zu nehmen und die Lebensbedingungen weltweit zu verändern. Um dieses Ziel transparent zu erreichen, sei man zweifach zertifiziert, so Gottwald. Zum einen arbeite man nach dem "Global Organic Textile Standard": "Beim Anbau der Baumwolle ist der Einsatz von Pestiziden, Insektiziden, genverändertem Saatgut und synthetischem Dünger verboten. "

Bei der Produktion verzichte man auf schwermetallhaltige Farben. Zum anderen wende man das "Transfair - Fairtrade Certified Cotton"-Zertifikat an, das heißt die Baumwollbauern erhalten eine Fairtradeprämie überhalb des Marktpreises, die Arbeiterinnen werden gerecht entlohnt und es wird streng kontrolliert, dass auf den Baumwollfeldern keine Kinderarbeit stattfindet.

"The Fashion rEvolution zeigt, wie man‘s erfolgreich anders machen kann", so Silberhorn.
Dass eine Firma aus dem Landkreis Bamberg nun die Tragetaschen des Bundestages liefere, freue ihn als Bamberger Bundestagsabgeordneten.

Dass diese Firma ökologische und soziale Standards bei ihren Produkten aus Indien umsetzt, sei vorbildlich und ein gutes Beispiel für das Textilsiegel, das im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung vorbereitet werde. "Global denken - lokal handeln: geht doch". VoK