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Testfahrt von Lichtenfels nach Bamberg: Es holpert (noch) ein wenig


Autor: Sebastian Martin

LKR Bamberg, Dienstag, 12. Januar 2016

Wer zwischen dem nördlichen Landkreis und Bamberg pendelt, muss seit Dienstag auf den Bus umsteigen. Eine Testfahrt von Lichtenfels nach Bamberg mit dem Schienenersatzverkehr zeigt: Es holpert (noch) ein wenig.
Um 6.20 Uhr am Lichtenfelser Bahnhof beginnt die Testfahrt. Busfahrer Daniel Sauer bringt die Fahrgäste nach Bamberg. Foto: Matthias Hoch


Lichtenfels:
Kurz nach 6 Uhr am Lichtenfelser Bahnhof: Es regnet, der Vorplatz ist wenig belebt. Klaus Amann kommt mit einem Schirm in der Hand auf die Fahrgäste zu: "Wollen Sie mit dem Expressbus fahren?" Amann ist sogenannter Reisendenlenker der Bahn. Das Personal soll den Fahrgästen in Lichtenfels und in Bamberg helfen, sich leichter zu orientieren, wenn sie vom Zug auf den Bus umsteigen und wieder zurück. Orientierung braucht es, um die Haltestellen der drei Linien des Schienenersatzverkehrs (SEV) zu finden: rot (Expressbus fährt durch), gelb (Expressbus hält an manchen Stationen) und blau (Bus hält an allen sieben Stationen zwischen Lichtenfels und Bamberg).

Amann macht seinen Job gut. So ruhig wie jetzt war es allerdings um kurz vor 6 Uhr nicht. "Wir mussten einen Reserve-Bus einsetzen", sagt Amann. Das Problem: Zu viele Pendler wollten um 5.53 Uhr nach Bamberg.

Die Bahn benötigte einen zweiten Bus.

Ich nehme die blaue Linie, die überall hält. Pünktlich nach Fahrplanvorgabe um 6.20 Uhr startet Daniel Sauer, ein sympathischer Busfahrer aus Forchheim, den Motor. Es sind nur wenige Fahrgäste an Bord. Dann geht es los. Es ist stockdunkel. Eine von täglich 150 Busfahrten des SEV zwischen Bamberg und Lichtenfels beginnt.


Zapfendorf:
Erste Feststellung: Im Bus können keine Tickets gekauft werden. Das bestätigt auch Daniel Sauer. Der 28-Jährige muss allerdings die Fahrscheine kontrollieren. Wer keinen hat, darf - so die Vorgabe der Bahn - strenggenommen nicht mit.

Nachdem der Bus in Bad Staffelstein perfekt in der Zeit liegt, kommt er in Ebensfeld erstmals in Verzug. Drei Minuten beträgt der Rückstand bei der Abfahrt. Seit dieser Haltestelle ist der Bus gut gefüllt. Jetzt verlieren wir in Zapfendorf noch mehr Zeit: Die Schüler drängeln sich auf dem schmalen Gehsteig an der Ersatzhaltestelle vor der Kirche. Die Polizei beobachtet die Situation. Es läuft alles entspannt.

Doch müssen bereits einige Schüler im Bus stehen. Und so langsam liegt die Linie noch weiter hinter der Vorgabe des Fahrplans der Bahn. Mit sechs Minuten Verspätung steuert der Bus durch die schmalen Straßen, um zu wenden und im Anschluss über Rattelsdorf nach Ebing zu fahren. Kommt ein größeres Fahrzeug entgegen, muss der Bus halten.

Wie wird das bei Schnee sein?, fragt sich Zapfendorfs CSU-Gemeinderat Christopher Rosenbusch, der am Dienstag selbst mit dem Bus unterwegs war. Sein Eindruck einer gelben Linie: "Um 7.08 Uhr waren statt der drei für den Schülerverkehr zugesagten Busse nur zwei da: Einer davon war ein Reisebus, der schon fast voll besetzt war. Der zweite war ein Bus für den Stadtverkehr mit wenigen Sitzplätzen. Viele Schüler mussten stehen. So ist der Bus über die Autobahn gefahren! Der Busfahrer konnte keine Auskunft geben, ob ihm ein dritter Bus folgt. Außerdem hat er nicht die Bustür geschlossen, sondern fuhr bis zur nächsten Kreuzung mit geöffneter Tür."


Bamberg:
Zurück im Bus mit Daniel Sauer. Er achtet darauf, dass die Sicherheit für die Fahrgäste gegeben ist. Der Bus hat nach Stopps in Ebing, Breitengüßbach und Hallstadt weitere Minuten eingebüßt, obwohl normaler Verkehr auf den Straßen herrscht.

Das Fahrzeug fährt von Hallstadt über die Coburger Straße in Richtung Bamberger Bahnhof. Zweimal muss der Bus stoppen, die Minuten verrinnen, noch einmal ist die Ampel an der Unterführung auf Höhe der Zollnerstraße rot. Die Verspätung lässt sich nicht mehr vermeiden. Es ist kurz vor halb acht. Um 7.22 Uhr sollte der Bus eigentlich am Bahnhofsvorplatz ankommen. Die Verantwortlichen der Bahn sagen: Eine Verspätung sollte kein Problem sein für diejenigen Fahrgäste, die einen Anschlusszug benötigen. Man habe schließlich die Taktung der Züge erhöht. Verpasst ein Fahrgast die Bahn, kann er gleich die nächste nehmen, so die Theorie.

Um Punkt 7.30 Uhr stoppt Daniel Sauer den Bus auf dem Bahnhofsvorplatz. Es wimmelt von Schülern und anderen Fahrgästen. Unser Bus hatte acht Minuten Verspätung. "Es ist der erste Tag des Schienenersatzverkehrs. Das muss sich noch einspielen", sagt Sauer. Auch andere Busse der blauen Linie kamen am Dienstag - so die Beobachtung - in der Stoßzeit verspätet am Ziel an. Die Bahn will ihr Angebot noch anpassen.