Testfahrt mit Viereth-Trunstadts Bürgerbus
Autor: Hans Kurz
Viereth, Freitag, 19. Februar 2016
Viereth-Trunstadt hat schon einiges versucht, um den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu stärken. Nun packen es Bürger mit ehrenamtlichem Engagement an.
Wenn der neue Bürgerbus künftig jedesmal genauso viele Fahrgäste hat, wie sich ehrenamtliche Fahrer gemeldet haben, wird er ein voller Erfolg. Acht Passagiere können in dem Sprinter mitgenommen werden. Acht freiwillige Fahrer haben sich bereit erklärt, den Bürgerbus zu steuern, der ab dem 3. März - zunächst einmal wöchentlich - zwischen allen vier Gemeindeteilen (Weiher, Stückbrunn, Trunstadt und Viereth) sowie den Einkaufsmärkten bei Trosdorf und dem Ärztehaus in Bischberg unterwegs sein wird.
Alle acht, sechs Männer und zwei Frauen, haben sich beim ortsansässigen Busunternehmen Basel - das den Sprinter für diesen Zweck kostengünstig zur Verfügung stellt - eingefunden, um sich in die Bedienung des Fahrzeugs einweisen zu lassen. Bus-Erfahrung haben zwei von ihnen. Die beiden Frauen, Rita Zweier und Luise Wahner, sind schon länger mit Fahrzeugen des Unternehmens als Schulbusfahrerinnen unterwegs.
0,0 Promille
Horst Weyrauther, Disponent bei Basel, erklärt, auf was es alles zu achten gilt, zum Beispiel: "Als Erstes Sitz und Spiegel richtig einstellen" ("Die Spiegel sind die Braut des Busfahrers."), oder "0,0 Promille sind Pflicht". Er informiert auch, dass sich das Unternehmen um die gesamte technische Wartung kümmert, und was die Fahrer im Falle einer Panne zu haben (Wenn eine Warnlampe leuchtet: anhalten und bei uns anrufen."). Er erklärt den künftigen Bus-Chauffeuren auch, dass es sich beim Sprinter gar nicht um einen Bus, sondern um einen "Pkw-Kombi mit Sitzplätzen handelt.Deshalb brauchen die Fahrer auch keine Sondergenehmigungen und keinen Personenbeförderungsschein, da es sich beim Bürgerbus um keine kommerzielle Unternehmung handelt. Den Schein haben trotzdem alle gemacht. "Weil wir gedacht haben, dass wir das brauchen", räumt Barbara Müllich ein. Die Seniorenbeauftragte der Gemeinde, Grünen-Kreisrätin und frühere Gemeinderätin koordiniert mit dem Seniorenbüro das Projekt Bürgerbus, das aus einer Arbeitsgruppe innerhalb des städtebaulichen Entwicklungsprogramms der Gemeinde heraus entstanden ist.
Ihr ist klar, dass ein Bürgerbus nicht den Linienverkehr ersetzen kann, "aber er ist eine Ergänzung zu den vorhandenen Mobilitätsangeboten". So soll der Bürgerbus dazu beitragen, die Lücke zu schließen, wenn zwischen 8.15 Uhr und 12.30 Uhr von Viereth-Trunstadt aus kein Bus in Richtung Bamberg fährt. Eine von der Gemeinde selbst finanzierte zusätzliche Verbindung wurde vor ein paar Jahren mangels Nachfrage nach der Probephase wieder eingestellt.
Mit dem Bürgerbus wird man nun wieder vormittags nach Trosdorf ins Gewerbegebiet kommen, um dort entweder einzukaufen oder in den halbstündlich verkehrenden Stadtbus nach Bamberg umzusteigen. Mindestens so wichtig ist den Initiatoren des Busses aber auch eine Anbindung von Weiher und Stückbrunn an die größeren Orte Viereth und Trunstadt, wo sich schon die meisten Dinge des täglichen Bedarfs erledigen lassen.
Immer alle Stationen
Darum sind Weiher und Stückbrunn auch gleich die ersten Stationen für den Bürgerbus - auch als die künftigen Chauffeure nach der Einweisung zu einer Probefahrt aufbrechen, um das Fahrzeug und die Strecke mit allen Stopps kennenzulernen.Werner Zanner steuert den ersten der beiden Busse, die an diesem Tag aufbrechen. Das Fahrzeug ist für ihn kein Problem. "Ich bin 30 Jahre lang im Kundendienst gefahren, auch den Sprinter. 30 000 Kilometer im Jahr", sagt er. Jetzt hat er Zeit etwas zu tun, für sich ("Weil's halt Spaß macht") und für die Menschen in seiner Gemeinde.
Er stoppt in Weiher und Stückbrunn. "Jede Haltestellte muss immer angefahren werden. Und wenn man zu früh dran ist, muss man dort bis zur Abfahrtszeit, die auf dem Fahrplan steht, warten", verdeutlicht Barbara Müllich. Der Bürgerbus soll nicht an Unzuverlässigkeit scheitern.
Etwas ungewohnter ist der Wagen für Anton Müllich, der in Trunstadt das Steuer übernimmt. Er ist bereits für den Fahrdienst des Seniorenbüros aktiv, aber eben mit Pkw. "Vor 40 Jahren Unimog beim Bund", nennt er als Erfahrung mit Kleinlastern. Auch er meistert die Route ohne Probleme.
Fast täglich ist dagegen seit 16 Jahren Luise Wahner als Schulbusfahrerin mit dem Sprinter auf Achse. Der zusätzliche halbe Tag alle acht Wochen mit dem Bürgerbus ist für sie kein Problem - wenn alle Fahrer dabei bleiben und es bei der Fahrt einmal pro Woche .
Sie hofft, wie alle ihre Mitstreiter, dass der Bürgerbus gut angenommen wird. Von 100 Prozent Auslastung wagt sicher keiner zu träumen. Aber doch davon, dass irgendwann auch der Bedarf für einen oder mehrere weitere Fahrtage geweckt wird. Der Fahrpreis von einem Euro kann dazu beitragen.
Dank der überaus günstigen Konditionen, zu denen die Firma Basel der Gemeinde das Fahrzeug zur Verfügung stellt, und einer anteiligen Mitfinanzierung durch den Landkreis und vor allem durch das ehrenamtliche Engagement der Fahrer, sei es möglich, dass für die Gemeinde laufende Unkosten von nur rund 100 Euro im Monat anfallen, sagt Bürgermeisterin Regina Wohlpart (BG), die sich schon auf den offiziellen Start am Donnerstag, 3. März freut. Fahrplanmäßige Abfahrt dann in Weiher um 9.06 Uhr.