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Terminkollision in Bamberg - St. Martin gegen St. Michael?


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Freitag, 12. Juli 2013

Das Jahr hat 365 Tage. Trotzdem finden zwei Musikereignisse, die Geld für zwei sanierungsbedürftige Bamberger Kirchen einspielen sollen, ausgerechnet am selben Abend statt: am nächsten Freitag.
Evelyn Strauch (rechts) und Stefanie Schröder hoffen auf ein ausverkauftes Benefizkonzert im Innenhof und zu Gunsten von St. Martin. Foto: Barbara Herbst


Bamberger Symphoniker oder Liedermacher Wolfgang Buck, Stechert-Arena oder Innenstadt-Hof, Michelskirche oder Martinskirche?

Am 19. Juli müssen sich viele Bamberger und auswärtige Kulturliebhaber für das eine und gegen das andere entscheiden, obwohl sie vermutlich am liebsten beide Benefizveranstaltungen wahrnehmen würden.

Am Freitag spielen die Symphoniker in der Stechert-Arena zu Gunsten der Sanierung des "Himmelsgartens" in der Michaelskirche, zeitgleich gastiert im Innenhof der Martinskirche (Grüner Markt) und zu deren Gunsten der ehemalige Pastor und fränkische Liedermacher Wolfgang Buck.

Warum die Überschneidung?

Muss so eine Überschneidung sein? Haben da nicht beide Gotteshäuser, für deren Sanierung Spenden gebraucht werden, das Nachsehen? Lassen sich Veranstaltungen nicht besser planen, damit Interessierte in der Lage sind, beide Sanierungsprojekte durch ihr Eintrittsgeld zu

unterstützen?

Die Veranstalter bedauern auf Anfrage die Terminüberschneidung, die anscheinend aber nicht vermeidbar war. Für beide gab es, wie sie sagen, keine Alternative zum 19. Juli. Und sie hoffen, dass die gute Sache darunter nicht leiden wird.

Es gehe vor allem darum, ein Zeichen zu setzen und die Öffentlichkeit auf den finanziellen Kraftakt aufmerksam zu machen, vor dem die Innenstadt-Pfarrei St. Martin steht, sagt Evelyn Strauch. Sie hat, gemeinsam mit einer kleinen Gruppe engagierter Pfarrei-Angehörigen den Buck-Auftritt organisiert.

Obwohl es "ein Schnellschuss" im Frühjahr war, sind etwa ein Drittel der maximal 300 Karten schon weg. Das stimmt sie als eine der Verantwortlichen zuversichtlich: "Alle, die wir jetzt noch verkaufen, sind Überschuss."

Das barocke Gotteshaus in der Fußgängerzone muss in den nächsten Jahren statisch von Grund auf ertüchtigt werden. Um ihren finanziellen Anteil aufbringen zu können, ist die Kirchenverwaltung St. Martin auf Spenden angewiesen.

Dennoch sieht Strauch den eigentlichen Wert des ersten Benefizkonzertes mehr in der Außenwirkung als in den Einnahmen am 19. Juli: Man will potenzielle Spender für die Baustelle Martinskirche interessieren. Dem Buck-Abend sollen weitere Veranstaltungen zu Gunsten der Kirchensanierung folgen.

Eine echte Konkurrenz für die Symphoniker und ihre Carmina Burana-Aufführung ist das vergleichsweise intime Open-Air mit fränkischer Rock-Poesie sicher nicht. Zumal für das Konzertereignis in der Stechert-Arena schon 3000 von ungefähr 3500 Karten verkauft sind.

Gabriele Heyder vom Bamberger Veranstaltungsservice findet die Terminüberschneidung dennoch schade. Sie denkt vor allem ans Publikum: "Es gibt sicher viele, die sagen, wir würden gern beides unterstützen."

Die Symphoniker und ein Chor aus 527 Sängerinnen und Sängern werden am Freitag ihr Bestes für den "Himmelsgarten" in der Michaelskirche geben. Deren berühmtes Deckenfresko ist von Rissen durchzogen und muss ebenfalls aufwändig saniert werden. Die Eigentümerin, die Bürgerspitalstiftung, sieht sich dazu aus eigener Kraft außer Stande und wirbt, wie die Kirchenstiftung St. Martin, um Unterstützung.

Konzertveranstalterin Heyder erfuhr erst durch die FT-Anfrage vom gleichzeitig stattfindenden Buck-Benefiz in der Innenstadt. Dass das Konzert der Symphoniker als erstes terminiert war, steht gleichwohl außer Frage: Es wird seit Ende 2012 beworben.

Bei ihrer Entscheidung für den 19. Juli "dachte ich leider nicht an ,Bamberg zaubert' und schon gar nicht an die Carmina Burana", räumt Evelyn Strauch ein. Ein anderer Sommerabend, an dem auch der fränkische Troubador Buck Zeit gehabt hätte, kam für sie nicht in Frage, weil der private Familienurlaub schon fest gebucht war. So stellte sich ihr, wie sie sagt, nur die Frage: am 19. Juli oder gar nicht.

Auch "Bamberg zaubert" beginnt am 19. Juli

Von "Bamberg zaubert", das ebenfalls am nächsten Freitag beginnt, könnte man in St. Martin sogar profitieren, meint Strauch: "Da sind viele Menschen in der Stadt!" Das könnte die Nachfrage an der Abendkasse beleben.

In den August auszuweichen, wenn selbst in der Welterbestadt die Veranstaltungsdichte leicht nachlässt, war Strauch zu riskant. Sie glaubt, da wären zu viele Karten übrig geblieben.

Für Veranstaltungs-Profi Heyder wären die Ferien dagegen kein Tabu gewesen: "Wir hätten, wenn die Symphoniker da gewesen wären, auch über den August gesprochen." Nach ihren Erfahrungen gibt es mittlerweile rege Nachfrage für Konzerte in den Ferien, weil ja kaum jemand sechs Wochen verreist bzw. seine Reise entsprechend plant.