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Tausende pilgern zum Blutsfest nach Burgwindheim


Autor: Anette Schreiber

Burgwindheim, Donnerstag, 26. Juni 2014

Erzbischof Ludwig Schick würdigte die Bedeutung des Burgwindheimer Festes zum Heiligen Blut. Mit Jorge Carrion hatte er sogar einen weiteren Bischof als Konzelebranten dabei.
Die Burgwindheimer Garde eskortiert den Erzbischof unter dem Himmel bei der Prozession zu den vier Altären. Fotos: RiegerPress


Katharina Habersack und Aline Dietz schaffen Eimer mit Blüten vors Schloss. Es ist Donnerstag kurz nach 4 Uhr. Bis viertel neun sollte "Glaube, Liebe Hoffnung" fertig sein. Das ist das Motto des Blumenteppichs, den die jungen Frauen vor dem vierten Altar legen. Jeder Handgriff sitzt. Kein Wunder. Seit Generationen ist Burgwindheim bei seinem Blutsfest, dem Fest zum Heiligen Blut, so die offizielle Bezeichnung, eingespielt. Das wird im Steigerwaldort zum 549. Mal begangen. Die 740 Einwohner feiern es mit Tausenden von Gläubigen aus dem westlichen Landkreis und darüber hinaus.

Dieser Feiertag hat in Burgwindheim größere Bedeutung erlangt als Weihnachten und Ostern oder sogar beide zusammen. Schüler bekommen schulfrei und Erwachsene nehmen sich Urlaub. Seit Jahren verleiht der Erzbischof dem Blutsfest zusätzliche Bedeutung. In diesem Jahr kam er sogar gemeinsam mit Bischof Jorge Carrion aus Peru.

Und am Samstag wird der neue Weihbischof Herwig Göschel (um 21 Uhr, vor der folgenden Lichterprozession) das Pontifikalamt feiern.

Erzbischof Ludwig Schick würdigte das Blutsfest in seiner Festpredigt als "kostbaren Schatz der Volksfrömmigkeit der katholischen Kirche" und rief dazu auf, diese für die Erneuerung des Glaubens bedeutende Tradition am Leben zu erhalten.

Alle machen mit

Wer sich im Markt an diesem besonderen Feiertag umsieht, glaubt gerne, dass dieser Wunsch verinnerlicht wird: Ab dem Kindergartenalter sind nahezu alle Burgwindheimer in irgendeiner Weise als Helfer und Akteure eingebunden. So legt bereits die achtjährige Christin Firsching am zweiten Alter mit Heike Zach (25) und deren Freundin Verena Dwilat (28) den Blumenteppich.

Am dritten Altar sitzt die achtjährige Jule Kaiser traurig auf einem Stuhl. Sie hat sich am Vorabend das Bein gebrochen und kann nicht mit den anderen Kommunionkindern in der Prozession mitlaufen, erklärt Mama Petra: "Sie hat sich so darauf gefreut." Auch weil dem Erzbischof die Kommunionkinder besonders nahe stehen. Sie begrüßen ihn traditionsgemäß noch vor Dekan Albert Müller in der Kirche. Heuer haben Hannah, Fabian und Anna-Lena die besondere Ehre.

Wundersame Dinge

Vielleicht bewirkt das Blutsfest ja auch wieder ein kleineres Wunder mit Jules Bein, lässt Petra Kaiser anklingen. Denn nach dem wundersamen Vorfall mit der 1465 bei der Fronleichnamsprozession aus unerklärlichen Gründen zu Boden gefallenen Hostie (der Leib Christi also, daher der Name des Festes) die erst nach acht Tagen durch den Ebracher Abt wieder aufgehoben werden konnte , haben sich hier schon etliche wundersame Dinge zugetragen. Nicht zuletzt darauf gründen Wallfahrten nach Burgwindheim zur Blutskapelle, die an der Stelle der zu Boden gefallenen Hostie errichtet worden war.

"Glaube bedeutet mir viel," bekennt Elisabeth Hetzel, die in Burgwindheim den Bäckerladen betreibt. Deswegen ist es nicht einfach, angesichts des Ansturms der Pilger auch noch ein Zeitfenster für die persönliche Glaubenserneuerung zu finden. Aber das ist ihr wichtig. Auch wenn die gesamte Familie eingebunden ist: Der Mann trägt den Lautsprecher bei der Prozession, zwei Familienmitglieder sind bei der Eskorte, die Schwiegertochter läuft mit zwei Enkeln mit.

Gut erwischt hat es die zweieinhalbjährige Enkelin Sophia: Für sie springt bei den Marktständen an der Hauptstraße ein Plastikrasenmäher heraus. Auch die Stände beruhen auf Tradition, argumentiert Elisabeth Hetzel in Richtung Kritiker: Die Bauern hatten Gelegenheit, sich nach der Prozession mit wichtigen Dingen einzudecken.

Klassentreffen

Das ist heute nicht mehr der Grund, warum weggezogene Burgwindheimer wie die Wahl-Lisbergerin Maria Bauer immer zum Blutsfest heimkehren: "Das ist für mich nach wie vor der höchste Feiertag." Und weil das auch für die anderen gilt, wird der Festtag nebenbei zum Klassentreffen. Dabei erzählt Georg Wachter (64) stolz, wie man mit dem Alter in die Aufgaben hineingewachsen war.

Wie Katharina Habersack beim Blumenteppich-Legen. Als Zweitklässlerin durfte sie anfangs nur Farn sammeln. Heute werden ihre eigenen Blumenteppich-Ideen verwirklicht.

Übernommen haben hingegen Mutter Gabi und die Nachbarinnen Gerda Brühl und Rita Keller das Schmücken des vierten Altars. Weil den Familien die Tradition des Blutsfestes etwas bedeutet. Sie sind die Säulen der Feuerwehr, des Gesangvereins, der Jugendblaskapelle, um nur einige zu nennen.

Landrat: "Grandios"

Das umfassende Engagement, das dieses große Glaubensfest trägt, spüren selbst diejenigen, die erstmals kommen. Polizeidirektor Albert Häfner empfindet es als Ehre, im kommenden Jahr wieder dabei zu sein. Landrat Johann Kalb (CSU) bezeichnet das Blutsfest schlicht als "grandios". Damit darf sich Bürgermeister Heinrich Thaler (CSU) ziemlich sicher sein, dass Würdenträger und Ehrengäste seiner Einladung zum Jubiläumsfest 2015 folgen werden.