"Tatort" aus Bamberg: Was Fabian Hinrichs an seiner Rolle besonders reizt
Autor: Nikolas Pelke
Bamberg, Freitag, 07. April 2017
Im dritten "Franken-Tatort" aus Bamberg geht Fabian Hinrichs als Felix Voss wieder auf Verbrecherjagd. Wir haben den Schauspieler zum Gespräch getroffen.
Im dritten Fall der fränkischen Ermittler um den 1974 in Hamburg geborenen Schauspieler sucht Fabian Hinrichs in der Rolle des Kommissars Felix Voss in Bamberg nach den Brandstiftern, die eine Flüchtlingsunterkunft in der oberfränkischen Welterbestadt angezündet haben.
Hinrichs ist nicht nur ernsthafter Schauspieler. Oberflächlichkeit ist dem Charakterdarsteller auch in der Öffentlichkeit ein Dorn im Auge. Während der Kommissar vor der Kamera eine klare Haltung einnimmt, möchte sich der Schauspieler nicht zu den aktuellen Krisenherde in aller Welt äußern. "Ich finde es immer gefährlich, wenn Schauspieler in Boulevard-Sendungen sitzen und beispielsweise äußerst unpräzise und kenntnisarm ihren Senf zum Syrien-Konflikt abgeben", sagt Hinrichs gegenüber inFranken.de in einem aktuellen Interview. Derartiges Verhalten finde er auf "schmerzhafte Weise belästigend". Als Privatperson habe er "natürlich auch" eine Meinung. "Aber eine Meinung ist immer recht günstig zu haben, auch zwei oder drei davon", ist sich Hinrichs sicher.
An seiner Rolle im "Tatort" reizt Hinrichs besonders das Widersprüchliche in der Figur des Kommissars. "Der Felix ist den Leuten in Franken in einer offenen, wohlwollenden Distanz gegenübergetreten. Er hat die Leute nicht gleich umarmt. So jetzt Biertrinken und Kickerspielen oder so was." Das gefalle Hinrichs. Dennoch sei der Kommissar offen auf die Franken zugegangen, ohne so zu tun, als wäre er Franke. "Das wäre ja auch merkwürdig, wenn er auf einmal fränkeln würde." Kennzeichnend für den Kommissar sei eine eher gefühlte, aber natürlich überhaupt nicht gewollte oder eingesetzte Isolation oder Einsamkeit. "Er ist keiner, der dauernd kegeln geht mit allen. Er müsste vor einem Kegelabend erst einmal drei bis vier Bier trinken und hätte beträchtliche Schweißausbrüche." Voss habe da Widerstände, das findet Hinrichs an der Figur so interessant.
"Das ist für Schauspieler immer das interessanteste. Diese ganzen Widerstände, an denen man auch scheitert. Man wäre gerne ein anderer, aber muss eben damit zurecht kommen, wie man ist." Voss versuche sein bestes, freundlich auf die Leute zuzugehen. Aber er habe nicht "die Hemdsärmligkeit, diese Thomas-Gottschalk-artige Kumpelei mit den Leuten", sagt Hinrichs über den "Tatort"-Kommissar Voss.
Fabian Hinrichs glaubt nicht, dass Voss in dem neuen Fall um das brennende Flüchtlingsheim auf die Franken aus der vermeintlichen Provinz herabblickt oder meint, er müsste diesen in Sachen Toleranz und Weltoffenheit belehren. Voss selbst komme schließlich aus Itzehoe. Einem Provinzstädtchen in Schleswig-Holstein, das "mit Verlaub kein wirkliches kosmopolitisches Glanzlicht" sei. "Voss glaubt an die Osmose, er möchte daran glauben. Hinter jeder Stadtgrenze fängt Provinz an, ob in Norddeutschland der in Bayern. Aber Voss kennt unter Umständen den fast zu Tode zitierten Satz von Heiner Müller: ,Die Revolution kommt immer aus der Provinz`", sagt Hinrichs und fügt vielsagend hinzu: "Vielleicht auch die persönliche."
Die neue Folge des Franken-"Tatort" mit dem Titel "Am Ende geht man nackt" läuft am Sonntagabend um 20.15 Uhr im Ersten.