Tageseltern sollen Bamberger Kita-Problem lösen helfen
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Dienstag, 12. März 2019
Angesichts von Engpässen bei der Kita-Versorgung regt CSU-Kreisvorsitzender Lange einen Ausbau der Kindertagespflege an.
Wer die Kindertagespflege Regenbogen sucht, wird in einem Mehrfamilienhaus in der Egelseestraße fündig. Nur das Klingelschild und ein Bataillon Kinderschuhe vor der Tür unterscheiden die Wohnung nach außen von den anderen. Doch drinnen stolpern einem gleich drei Kinder entgegen, zwei weitere finden sich im großen Spielzimmer. Natalie Kleimann bereitet gerade Waffeln für den Nachmittagssnack vor, ihr Mann Christian stapelt die nach dem Nachmittagsschlaf zurückgelassenen Bettchen. Auf 108 Quadratmetern wird kein Raum verschwendet, wenn man fünf eigene und fünf "fremde" Kinder in Vollzeit betreut. "Das ist schon eine Arbeit, die einen befriedigt, solange einem die Bürokratie keine Knüppel zwischen die Beine wirft", sagt Christian Kleimann, einer von zwei Tagesvätern in Bamberg.
Stolz präsentiert der Zwei-Meter-Mann eine zweistöckige Spielebene mit Küche, Werkstatt und Bällebad, die er selbst geschreinert hat, fachsimpelt über einen "richtigen" Bollerwagen, den er aus Holland bezogen hat. Nebenbei räumt er mit drei Kindern Bücher ein, registriert eine volle Windel und begrüßt drei Eltern. "Ich hätte das schon 20 Jahre früher machen sollen", sagt der 52-jährige frühere Verkäufer.
Angesichts langer Wartelisten bei den meisten Kindertagesstätten und vieler Eltern, die auf eine Lösung drängen, fordert nun CSU-Kreisvorsitzender Christian Lange, noch mehr Tagesmütter auszubilden. "Mir geht es in diesem Zusammenhang um drei Punkte: Wir müssen die Kinder von null bis zehn im Blick haben, möglichst viele Projekte der Kita-Offensive konkretisieren und bis dahin möglichst viele Tagesmütter ausbilden", schlägt Lange vor. In Bamberg gibt es derzeit 35 Tagesmütter und zwei Tagesväter, die insgesamt mehr als 80 Kinder betreuen.
Im Schnitt erhalten diese laut Jugendamt für eine 35- bis 40-stündige wöchentliche Betreuung eines Kindes unter drei Jahren rund 750 Euro im Monat. "Davon bleibt für einen Selbständigen die Hälfte, und dann muss man erst noch die Miete zahlen", sagt Tagesvater Kleimann.
Keine Werbung nötig
Seine neue Berufung hat er vor dreieinhalb Jahren gefunden, ließ sich mit seiner Frau Natalie, einer gelernten Kinderpflegerin, zu Tageseltern ausbilden. Weil beide die Erlaubnis zur Kindertagespflege haben und pro Person fünf Kinder betreut werden dürfen, würden sie gern in einer größeren Wohnung expandieren. Denn "wenn sie davon leben wollen, dann funktioniert das nur über die Anzahl der Kinder". Aber der Wunsch lässt sich nicht so leicht erfüllen. "Die meisten Vermieter wollen nicht so viele Kinder im Haus. Und als wir dann doch mal eine geeignete Wohnung gefunden hatten, wollte sich das Jugendamt die nicht mal anschauen, bevor wir nicht eine Nutzungsänderung beantragt hätten. Aber die kostet 1000 Euro", klagt Kleimann.
"Unser Sohn wird seit seinem ersten Geburtstag von Tageseltern betreut", sagt der freie Musikredakteur Michael Preis, dessen Frau Verena Obermayer Cellistin bei den Bamberger Symphonikern ist. "Diese Betreuungsform bietet unserer Erfahrung nach insbesondere für die Kleinsten einen geschützten Rahmen, wie man ihn sich kaum schöner wünschen kann: In unserem Fall kümmern sich zwei Erwachsene um fünf Tageskinder, dazu kommen nachmittags noch die Kinder der Tageseltern selbst", sagt Obermayer. Es sei so bedauerlich wie schwer verständlich, dass beim aktuellen Bedarf an Betreuungspersonal Tagesmütter und -väter nicht stärker gefördert werden.
"Die meisten Eltern kommen durch Mund-zu-Mund-Propaganda zu uns. Werbung brauchen wir keine, momentan hat in Bamberg keine Tagesmutter einen Platz frei", sagt Christian Kleimann. "Aber wir sind untereinander vernetzt und haben eine Regionalgruppe der Berufsvereinigung der Kindertagespflegepersonen gegründet."