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Tag der offenen Tür bei der Biogas-Anlage Walsdorf


Autor: Dieter Grams

Erlau, Sonntag, 09. März 2014

Die Biogas-Anlage Walsdorf lockte zum Tag der offenen Tür zahlreiche Interessenten an. Neben Fachleuten aus der Branche gaben auch Mitglieder von Bundes- und Landtag Hinweise zur künftigen Entwicklung auf dem Sektor nachwachsende Rohstoffe und Energiewende.
Die Besucher wurden mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen verköstigt.   Foto: Dieter Grams


Im Jahr 2009 hat Walsdorf rund zwölf Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom verbraucht, aktuell sind es noch 9,8 Millionen. Etwas mehr als ein Drittel davon, 3,3 Millionen, werden in der Gemeinde selbst, vor Ort und regenerativ, erzeugt. Den Löwenanteil der erneuerbaren Energie liefert mit 2,3 Millionen kWh die von der Faatz GbR betriebene Biogasanlage in Erlau. 600 000 kWh werden durch Photovoltaik produziert, 300 000 durch Kraft-Wärme-Kopplung und 100 000 durch Wasserkraft. "Noch zwei Windräder, und Walsdorf ist vollkommen autark", so Bürgermeister Heinrich Faatz.

Der Weg dahin wird allerdings zunehmend steiniger, denn die Ausbaukorridore für potenzielle Investoren werden enger. So kann die Windkraft nur dann genutzt werden, wenn entsprechende Abstandsflächen zur Wohnbebauung eingehalten werden. Das trifft für die ausgewiesenen Vorrangflächen in der Walsdorfer Flur nicht zu.

Ein noch kälterer Wind weht den Betreibern von Biogasanlagen entgegen. Die Bundesregierung plant eine Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und damit einhergehend einen erheblichen Eingriff in die Vergütungsstruktur. Das hätte weitreichende Folgen.

Vor diesem Hintergrund hatte die Faatz GbR kurzfristig zu einem Aktions- und Informationstag nach Erlau eingeladen, und der Hof war voll. Die Besucher waren ein Spiegelbild aller, die mit der Energiewende zu tun haben, oder auch direkt davon betroffen sind. Neben Walsdorfer Bürgern, die letztlich als Endverbraucher die Energie bezahlen müssen, waren weitere Betreiber von Biogasanlagen, Landwirte, Firmen- und Behördenvertreter und Politiker nahezu aller Parteien der Einladung gefolgt. MdB Andreas Schwarz, SPD, vor einem halben Jahr selbst noch Kommunalpolitiker, repräsentierte die Bundespolitik. Auch ihm sei das "Gabriel-Papier", die Novellierung des EEG, in die Knochen gefahren, so Schwarz. Auch er habe als Bürgermeister von Strullendorf den Bau einer Biogasanlage und eine unabhängige Energieversorgung vorangetrieben. Walsdorf sei auf dem richtigen Weg, so Schwarz weiter. "Die gesamte Wertschöpfungskette bleibt in der Region, die Arbeitsplätze bleiben vor Ort. Biogas und Biomasse sind ein weiteres Standbein für die Landwirtschaft. Die Bürger gehen mit und werden mitgenommen, das alles ohne Zank, Stress und Ärger. Orte wie Walsdorf sollten wir überall in Deutschland haben."

Tatsächlich produziert die Anlage in Erlau neben dem Strom für 700 Haushalte auch thermische Energie und versorgt die Schule, die Gemeindeverwaltung, das Rathaus, Gewerbebetriebe, das Seniorenwohnheim und private Haushalte mit 1,8 Millionen kWh Wärme. Das ersetzt den Verbrauch von 560 Litern Heizöl am Tag. Einer autarken Energieversorgung räumte Schwarz einen hohen Stellenwert ein. "Es kann nicht sein, dass wir von irgendwelchen verrückten Scheichs Öl kaufen, die dann von diesem Geld Waffen besorgen und sich gegenseitig die Köpfe einschlagen. Und am Ende müssen dann deutsche Soldaten ausrücken, um die Dinge wieder in Ordnung zu bringen."

Der Abgeordnete verkannte allerdings auch nicht die aktuelle Problematik der Energiewende, und hier primär die Finanzierung: "So wie es ist kann es nicht bleiben." Bei allen notwendigen Maßnahmen pochte Schwarz auf einen Bestandsschutz und Planungssicherheit für die Betreiber, und auf der anderen Seite eine Versorgungssicherheit für die Endverbraucher.

Bayern nicht auf der Bremse

MdL Heinrich Rudrof (CSU) wurde noch deutlicher: "Eine grundlegende Reform ist unumgänglich." Rudrof wehrte sich vehement gegen Vorwürfe, Bayern stehe auf der Bremse und gehe wieder einmal einen ganz eigenen Weg. Das Gegenteil sei der Fall. "Es gibt 2 330 Biogasanlagen in Bayern und jede dritte Kilowattstunde kommt aus erneuerbarer Energie. Es gibt keine Wende aus der Energiewende." Der eingeschlagene Weg, die Förderung von Biogas zu Gunsten von Off shore-Windkraft zu kappen, sei falsch.

Es seien die Energie-Riesen wie RWE oder EON, die auf der Bremse stehen. "Sie haben den Anschluss verpasst und jetzt brechen ihnen Märkte weg. Das Gabriel-Papier war Lobby-Arbeit".
Gerhard Ehrlich, der stellvertretende Vorsitzende des Bauernverbandes und selbst ein Biogasbetreiber der ersten Stunde, sprach als Moderator der Diskussion, wie andere Fachleute auch, eine Reihe von Problemfeldern und auch Vorurteile an. Von einer totalen "vermaisung" der Landschaft könne nicht die Rede sein, und Biomasse bestehe keineswegs nur aus Mais: "Wir probieren alles mögliche aus." Ehrlich widersprach auch der These, die Landwirtschaft sei verantwortlich für teure Lebensmittel. "Die Preise bewegen sich auf dem Niveau von vor 20 Jahren."
In der Erlauer Anlage werden jährlich 3 200 Tonnen Rindergülle und Festmist sowie 4 100 Tonnen Silage (Ganzpflanzen und Mais) eingesetzt. Saisonal werden noch Zuckerrübenblätter beigemischt, damit die Bakterien im Fermenter ordentlich was zu fressen haben. Verloren geht nichts. Was die Tierchen verschmähen, landet als "veredelte" Gülle auf Äckern und Feldern. Aus allem anderen wird Methan-Gas, so Heiner Faatz.
Der Nicht-vermaisung widersprach Richard Kaiser von der ÖDP ein Stück weit. In Niederbayern müssten Imker ihre Bienenvölker füttern, weil die Tiere vor lauter Maisfeldern keine Nahrung mehr finden. Windkraft könnte dieser Monokultur entgegenwirken. Photovoltaik gehöre auf die Dächer, und nicht in die Natur. "In Bayern werden immer noch jährlich 6 000 Hektar Fläche versiegelt."
"Biogas soll nicht mehr gefördert werden, aber Biogas geht immer, auch an düsteren, windstillen Tagen", so Gabriele Dyckhoff, die maßgeblich an der Planung der Erlauer Anlage beteiligt war.
Die gesamte Diskussion war geprägt von hoher Sachlichkeit. Die Bundeskanzlerin wird eine Unterschriftenliste erhalten, natürlich pro Biogas.