Täter müssen nach Raubüberfall auf Neubert in Hirschaid in Haft
Autor: Anna Lienhardt
Hirschaid, Mittwoch, 20. Sept. 2017
Das Landgericht Bamberg schickt zwei Männer mehrere Jahre ins Gefängnis, die vergangenes Jahr rund 120.000 Euro Bargeld gestohlen haben.
Es war ein emotionaler Prozess - zwei Täter, die Einsicht und Reue zeigten, bei der Aufarbeitung des Falles mithalfen. Am Ende steht trotzdem die Strafe, mit der sie Verantwortung übernehmen müssen. Dafür, dass sie am 15. Oktober 2016 das Möbelhaus XXXL Neubert in Hirschaid überfallen haben.
Das Landgericht Bamberg sprach Florian R., 35 Jahre alt, und Vinzenz P., 24 Jahre alt (beide Namen geändert), schuldig des schweren gemeinschaftlichen Raubes in Tateinheit mit Freiheitsberaubung.
Beide hätten diese schwere Straftat geplant, um ihre Geldprobleme zu lösen, sagte Vorsitzender Richter Manfred Schmidt in der Urteilsbegründung. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass die aus den Landkreisen Kulmbach und Bayreuth stammenden Männer wussten, dass sie eine Angestellte würden ruhig stellen müssen, um im Tresorraum des Möbelhauses an das Geld zu kommen. Maskiert verschafften sich die beiden Zutritt, klebten der Frau den Mund zu und fesselten deren Hände mit Kabelbindern. Dann nahm einer der beiden die Tageseinnahmen aus dem Tresor und beide flüchteten. Die Kassiererin ließen sie gefesselt zurück. Sie konnte später selbst Alarm schlagen.
Aussagen der Täter, dass sie nicht mit der Angestellten gerechnet hatten, ließ der Richter nicht gelten: "Auf dem Weg zum Möbelhaus sind Sie sogar noch mal umgekehrt, weil Sie das Klebeband vergessen hatten! Das zeigt eindeutig, was Sie vorhatten."
Einer war selbst Mitarbeiter
Dabei war Florian R. selbst Mitarbeiter des Möbelhauses gewesen. Er kannte sich vor Ort aus, hatte nach Ansicht der Richter die Idee dazu, dort einzubrechen. Bei seinem "letzten Wort" vor der Urteilsverkündung sagte der 35-Jährige: "Menschen begehen Fehler aus den unterschiedlichsten Gründen. Bei mir war es die Angst um meine Familie." Die habe er verspürt, weil bei seiner Frau nach einer Hirnhautentzündung noch der Verdacht auf eine Krebserkrankung hinzugekommen sei. Vor allem aber habe er seinem Sohn eine Operation zahlen wollen, damit dieser in der Schule nicht gehänselt werde, wie er am ersten Prozesstag erklärt hatte. Richter Schmidt registrierte durchaus die "nicht einfache Lebenssituation", zumal es noch ein Haus abzubezahlen galt. Dennoch könne dies keine Rechtfertigung für eine Straftat sein. "Ich bin seit sechs, sieben Jahren Kammervorsitzender. Das ist mit der gravierendste Raub, den wir hatten."Der jüngere Mittäter wollte mit der Beute offenbar seinen Lebensstil finanzieren, in dem auch ausschweifende Partys und Drogen eine Rollte spielten.
Zu Gunsten der beiden wertete der Richter unter anderem, dass damit gerechnet werden konnte, dass die gefesselte Möbelhausmitarbeiterin auf der abendlichen Runde vom Schließdienst gefunden wird. Geflüchtet sind die Einbrecher dann mit ihren Fahrrädern, die sie bei der Feuerschutztür abgestellt hatten. Damit ging es zum nahen Autobahnparkplatz und in den Pkw des 35-Jährigen. Schon auf der Heimfahrt stritten die zwei offenbar darüber, wer wie viel von der Beute in Höhe von rund 120 000 Euro bekommt. "Wie diese genau aufgeteilt wurde, war abschließend nicht zu klären", stellte Richter Schmidt fest.
Das Gericht verurteilte Florian R., den Familienvater, zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und neun Monaten. Vinzenz P. muss für sechs Jahre und sechs Monate ins Gefängnis, weil er für einige weitere, im Prozess mit verhandelte Taten schuldig gesprochen wurde. Dabei geht es um Trunkenheit im Verkehr, Körperverletzung, Fahren ohne Führerschein sowie Wohnungseinbruchsdiebstahl und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.
Im Neubert-Fall erklärten sich die zwei Männer bereit, jeweils 8500 Euro an die Möbelhaus-Mitarbeiterin zu zahlen sowie für "materielle und immaterielle Schäden" aufzukommen. Allerdings sind aktuell beide finanziell dazu nicht in der Lage und werden wohl erst nach der Entlassung aus der Haft zahlen können. Einen Teil des gestohlenen Geldes, das noch bar oder in Form von gekauften Autos vorlag, haben sie zurückgegeben.
Die Kassiererin jedenfalls denkt heute schon an den Tag der Entlassung der Täter. Die Anwältin der Frau, Martina Leuteritz, zitierte ihre Mandantin mit den Worten: "Ich habe Angst vor dem Moment, wenn die beiden wieder rauskommen."