Druckartikel: Swiss Post: Datenverarbeitung im großen Stil

Swiss Post: Datenverarbeitung im großen Stil


Autor: Matthias Litzlfelder

Bamberg, Montag, 16. Juli 2018

Mit ihrer Tochter Swiss Post Solutions (SPS) steuert die Schweizerische Post von Bamberg aus Geschäftsprozesse anderer Unternehmen wie Amazon oder Siemens.
Die Mitarbeiter der Datenerfassung überprüfen den Übertrag von eingescannten Dokumenten in eine Digitalmaske. Was nicht automatisch geklappt hat, muss per Tastatur erfasst werden. Foto: Ronald Rinklef


Ein Poster auf einem der Gänge bringt es auf den Punkt, was das Geschäftsmodell der Firma Swiss Post Solutions, abgekürzt SPS, ist: "We connect the physical and the digital world", steht da geschrieben.
Die Tochter der Schweizerischen Post hat sich darauf spezialisiert, für andere Unternehmen Geschäftsabläufe zu übernehmen, die mit Informations- und Dokumentenverarbeitung zu tun haben. Das fängt in der Regel mit Papier an und mündet in digitalen Dateien. "Der Kunde erhält dann kein an ihn gerichtetes Formular mehr, sondern nur die digitale Form", sagt Michael Auerbach.


Neuer Firmensitz

Auerbach ist Geschäftsführer von SPS Deutschland und Chef von 1313 Mitarbeitern. Seit fünf Jahren ist er in Bamberg, wo sich die Zentrale der SPS befindet. Ursprünglich lag sie an der Kronacher Straße. Seit April lautet die Firmensitzadresse "Am Börstig 5", gegenüber dem Bosch-Werkteil 4. Das zweistöckige Gebäude dort hatte die SPS schon vorher genutzt. "Wir haben generalsaniert und die Büroräume neu konzipiert", berichtet Auerbach. "Jetzt stehen 150 Arbeitsplätze mehr zur Verfügung."
450 Beschäftigte arbeiten hier im Norden Bambergs, weitere 295 nicht weit davon entfernt an der Michelinstraße in Hallstadt.
Kunden von SPS sind in der Regel große Konzerne: Allianz, Amazon, Siemens, Bayer oder die Deutsche Bahn gehören dazu. Aber auch Banken, die AOK oder die Bundesagentur für Arbeit nutzen die Outsourcing-Lösungen, die die Tochter der Schweizerischen Post anbietet.


Daten nach Vietnam

Was für wen genau gemacht wird, darüber hält sich Auerbach bedeckt. Für manche Kunden betreibe SPS sogar Poststellen bei diesen vor Ort. Ansonsten sei das Kerngeschäft sogenanntes "Document Input". Ein Beispiel: Rechnungen, die ein SPS-Kunde erhält, kommen in Bamberg am Börstig mit der (Deutschen) Post an, werden geöffnet, gescannt und maschinell ausgelesen. "Was nicht ausgelesen werden kann, geht nach Vietnam", sagt Auerbach. Damit meint er das elektronische Weiterleiten von gescannten Daten zur Schwesterfirma SPS Vietnam. Die 1600 Beschäftigten dort ergänzen, was die Maschinen nicht vollständig erfasst haben. Das laufe auch seit Inkrafttreten der neuen EU-Datenschutzverordnung so. "Wir haben das mit Behörden geprüft. Das geht", sagt Auerbach.


Deutsche Post als Konkurrent

Freilich handele es sich bei solchen Schriftstücken nicht um personalisierte Daten. "Ein Antrag für eine Krankenversicherung wird natürlich hier bearbeitet", sagt der Chef von SPS Deutschland.
Mit solchem Dokumentenmanagement erzielt das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 40 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Insgesamt sind in diesem Jahr Umsätze von 132 Millionen Euro geplant. Weiteres Tätigkeitsfeld ist die Sachbearbeitung, also die weitere Bearbeitung der erfassten Daten nach bestimmten Regeln. "Nach außen hin ist das nicht sichtbar. Wir melden uns mit XY-GmbH", erklärt Auerbach.
Sind danach noch neue Schriftstücke notwendig, um mit dem Kundenstamm des Auftraggebers zu kommunizieren, betreibt SPS auch sogenanntes "Document Output" - digital per E-Mail oder online und physisch per Druck und Brief. Dazu verfügt SPS über große Druckzentren in Prien am Chiemsee und in Dettingen bei Stuttgart.


"Wenn der Kunde wächst, dann wachsen wir mit"

"Wir hatten in den vergangenen Jahren fünf bis acht Prozent organisches Wachstum", berichtet Auerbach. Erst vor kurzem hat das Unternehmen Dienste von DXC Technology übernommen und damit sein Dienstleistungsangebot für den Personalbereich (Lohn-, Gehalt- oder Spesenabrechnung) verstärkt. "Wir wachsen auch im Bestand. Wenn der Kunde wächst, dann wachsen wir mit", fügt Auerbach hinzu. Allerdings sei der Markt hart. "Die Stückpreise sinken." Hauptkonkurrent in diesem Markt sei die Deutsche Post und die Bertelsmann-Tochter Arvato.


Seit 2016 keine Wertkarten mehr

Nicht mehr im Angebot hat SPS die Produktion von Plastikkarten (Visa, Payback u.a.). Der Geschäftsbereich mit 200 Mitarbeitern wurde vor zwei Jahren verkauft. "Das ist ein Spezialgeschäft, das nicht zu unserem Portfolio gepasst hat", sagt Auerbach. Der Rückgang um 200 Beschäftigte sei aber inzwischen schon wieder ausgeglichen.
"Wenn wir weiterhin zwischen fünf und acht Prozent wachsen, dann reicht unsere Standortkapazität nicht", kündigt der Chef an. Das Wachstum werde dann wohl außerhalb der Region Bamberg stattfinden. Auch wegen der Arbeitsmarktlage vor Ort. "Da kriegen Sie keine 200 Leute auf einmal", sagt Auerbach.


Ursprünge liegen bei Günther Druck und GHP

Einstieg Die Schweizerische Post ist seit 2006 in Franken aktiv. Sie war damals als Mehrheitsgesellschafter bei der Unternehmensgruppe GHP eingestiegen, die in der Region Bamberg mehr als 1000 Menschen beschäftigte. Im Herbst 2008 haben die Schweizer dann vollständig die Anteile von GHP erworben.

Keimzelle GHP wiederum war aus der 1953 gegründeten Firma Günther Druck entstanden. Der Name vereinte ab 1999 die Gründungsfirma, die später erworbene Briefumschlagfirma Pflüger Kuvert und den 1988 gegründeten Lettershop Hansa Werbung. GHP war unter anderem Hauptsponsor der Bamberger Bundesliga-Basketballer.