Studierenden-Party in der Basketball Arena
Autor: Sarah Seewald
Bamberg, Mittwoch, 23. Oktober 2013
Die größte Studentenparty von Bamberg fand am Dienstagabend in der Brose-Arena statt. Damit alle Studierenden sicher von der Innenstadt zur Arena kamen, gab es sechs Shuttle-Busse. Die Busfahrer erleben in dieser Nacht eigentlich nichts anderes als eine Klassenfahrt - nur, dass Alkohol dazu kommt.
Man sitzt in der Vorlesung und wird von der Seite angeredet. Eindeutig: Erstsemester. Im fortgeschrittenen Studium hat man nämlich keine Lust, keine Nerven, auf einen Plausch über das Studienfach - über Uni allgemein.
"Gehst du heute auch auf die Partycipate", wird man von seinem fremden Nachbarn gefragt. Bitte? Kein Studierender im fünften Semester gibt freiwillig zu, dass er sich am Abend in die Brose Arena zur größten Studierendenparty begeben wird. Ein Phänomen, das an diesem Abend häufiger auftritt. Und schließlich sitzt man dann doch im Bus, neben all den anderen, die "niemals" auf die Feier gehen würden. "Das ist so eine Party, da sagt jeder, er geht nicht hin", gibt Studentin Anna-Lena zu. Mit einem Bier in der Hand stürzt man sich schließlich doch ins Getümmel - in den Bass.
Eigentlich kein schlechtes Bild
Insgesamt sechs Busse verkehrten am Dienstagabend zwischen Feldkirchenstraße, Innenstadt und Brose Arena. Die Busfahrer Walter und Bernhard kennen diese Fahrten nur zu gut: Die Busse fahren nicht nach Zeitplan. "Wir fahren dann los, wenn wir voll sind", erklärt Bernhard Hümmer einem nörgelnden Studenten. Es geht um fünf Minuten warten, armer Student. "Also voll sind wir alle schon", entgegnet eine andere Studentin gelassen, mit einem Plastikbecher in der Hand, locker an einen Sitz gelehnt.
Busfahrer Walter erinnert sich: "Früher war es schlimmer", wenig Schlechtes haben die Busfahrer über ihre nächtlichen Fahrten von einer zur anderen Feierlocation zu berichten. Bernhard Hümmer weiß: "Es gibt Busfahrer und auch ganze Unternehmen, die solche Fahrten ablehnen." Für ihn besteht da aber kaum ein Unterschied zu einer normalen Schulfahrt. Krach können Schulkinder auch produzieren. Chaoten, "meist sind es die, denen man es nicht ansieht, gibt es immer", erst recht, wenn Alkohol im Spiel ist.
"Mir sagen alle "Grüßgott" und verabschieden sich auch immer", lobt Walter seine Mitfahrer. Diese Werte sind auch seinem Chef Bernhard Hümmer sehr wichtig, "den Kleinen muss man das eben erst beibringen". An Abenden wie heute muss er sich wenigstens nicht um die Fahrkartenkontrolle kümmern. Nachtschichten wie diese ist er gewohnt. Verwunderlich mag nur sein, dass man auf circa drei Kilometern die gleiche Frage hört, wie auf einer langen Reise. "Wann sind wir endlich da?", quengelt es von hinten, als Bernhard gerade in den Kreisverkehr am Wilhelmsplatz fährt. Er reagiert nicht. "Man glaubt gar nicht, wie schnell man einen Unfall verursacht, wenn man nicht voll bei der Sache ist", erklärt der Busunternehmer.
Etwas später gibt es dann die Antwort - wie im Auto einer Familie mit Kleinkindern auf der Rückbank: "Gleich."
An einem Abend wie diesem kommen viele Erkenntnisse zum Vorschein. Unter anderem: Abitur hin oder her, es geht in Extremfällen immer unter Niveau, ob beim Verhalten auf der Tanzfläche oder der Kleidung. Zweitens: Wenn es darauf ankommt, können sich fast alle zusammenreißen, sind freundlich und begegnen den Busfahrern mit Respekt. "Früher hat mein Vater immer gesagt: Ihr werdet schon sehen, passt bloß auf", sinniert Bernhard und gibt zu, dass er manch einmal sogar Schwierigkeiten hat, die Jugend sprachlich zu verstehen, generell aber Nichts Schlechtes von ihr denkt.
Betrunken sind alle gleich
Im Verhalten unter Alkoholeinfluss gibt es keinen großen Unterschied zwischen Männern und Frauen. "Das ist wie bei allem anderen auch - Tagesform abhängig", sagt Bernhard. An einem schlechten Tag muss nicht nur der Barmann, sondern auch der Busfahrer als Seelentröster herhalten.
Nachwehen einer solchen Party-Nacht gibt es immer: Vom Schädel, der brummt, Ohren, die dröhnen und verschmiertem Make-Up, das einem beim Blick in den Spiegel einen Schrecken einjagt. Solange man am nächsten Tag nicht in der viel zu frühen Vorlesung - um zehn - von der Seite angeredet wird: "Du, ich hab dich gestern aber doch gesehen", ist alles gut.