Studie prognostiziert Wertverluste in Bamberg

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Auf der Erba-Insel sind in den vergangenen Jahren viele neue Wohnungen entstanden. Foto: Michael Wehner
Auf der Erba-Insel sind in den vergangenen Jahren viele neue Wohnungen entstanden.   Foto: Michael Wehner
 

Droht am überhitzten Bamberger Wohnungsmarkt in den nächsten Jahren ein Preissturz? Das legt eine in Focus Money veröffentlichte Studie nahe. Bamberger Experten halten diese Perspektive allerdings für fragwürdig.

Die Warnfarbe rot als Zukunftsprognose? Das ist man in Bamberg nicht gewohnt. Nur wenige Stunden, nachdem die in München erscheinende Zeitschrift Focus Money ihren "Immobilien-Check" für 58 deutsche Städte veröffentlicht hatte, wurde das Ergebnis bereits von Bambergern in sozialen Netzwerken geteilt.

Kein Wunder. Der noch im Sommer von der Hypo-Vereinsbank als sicherer Hafen gepriesene Bamberger Immobilienmarkt erscheint in der Untersuchung des Marktforschungsinstituts Empirica plötzlich in einer (tiefroten) Nachbarschaft mit vor allem ostdeutschen Städten wie Cottbus, Schwerin oder Rostock.

Wird nun auch Bamberg zur Verliererstadt? Glaubt man Focus Money, droht nach dem rasanten Preisanstieg der letzten Jahren in insgesamt 17 deutschen Städten langfristig ein mehr oder weniger ausgeprägter Wertverlust. Auch in Bamberg. "Hier gilt, Hände weg vom Grundbesitz" sagen die Experten der Zeitschrift.


Was steckt hinter dieser Hiobsbotschaft für eine Stadt, die zuletzt immer wieder als Boomstadt bezeichnet wurde? "Man kann jetzt nicht empfehlen, nichts mehr in Bamberg zu kaufen, aber man muss verdammt aufpassen", fasst Empirica-Vorstand Reiner Braun die Erkenntnisse seiner Studie zusammen.

Bevölkerungsrückgang bis 2030

Dass Bamberg in der Untersuchung so schlecht abschneidet, erklärt er mit drei Faktoren: Der starke Anstieg der Kaufpreise und die relativ schwächere Entwicklung der Mietpreise hätten dazu geführt, dass es in Bamberg trotz der sehr niedrigen Zinsen immer noch billiger sei zu mieten als zu kaufen. Zudem verheißt die Bevölkerungsprognose der Bundesanstalt für Bau-, Stadt- und Raumforschung für Bamberg-Stadt und für den Landkreis leichte Verluste und einen daraus resultierenden Rückgang der Nachfrage bis 2030.

Die Gewichtung der drei Faktoren führt dazu, dass etwa Nürnberg und Coburg als Kauftipp für Kapitalanleger empfohlen werden. Bei Bamberg sei dagegen Vorsicht geboten. Die Folgen der Konversion würden diesen Trend noch unterstützen, glaubt Braun.

Was sagen heimische Experten zu diesen Prognosen? Sollten Investoren künftig einen Bogen um die vermeintliche "Boomstadt" machen? Die Stadtverwaltung lässt sich von den Empirica-Zahlen nicht von ihrer optimistischen Sicht abbringen. Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar bezeichnet die Studie mit Verweis auf andere Erkenntnisse als "nicht seriös". Harald Lang vom Konversionsamt der Stadt weist darauf hin, dass schon der Vergleich mit den bekanntlich zu Höchstpreisen gehandelten Immobilien in Erlangen Zweifel an der Verlässlichkeit der Datengrundlage wecke.

Auch der Bamberger Immobilienmakler Kai Zimmermann ist überrascht über das Negativsignal aus München. Als Berichterstatter für die Kaufpreissammlungen des Immobilienverbands für Deutschland (IVD) kennt er den hiesigen Markt wie seine Westentasche. Die pessimistische Einschätzung kann er nicht nachvollziehen.
Zwar ist auch für ihn der Höhepunkt des Preisanstiegs in Bamberg überschritten, doch mehr auch nicht. "Von einer Kaufwarnung zu sprechen, halte ich für gewagt."

Gerade für die Innenstadt rechnet Zimmermann auch in den nächsten Jahren mit einer guten Nachfrage. Freilich ist das nur die Seite der Medaille, die für begehrte Wohnlagen gilt. Schon am Rand der Stadt beruhigt sich der Markt zusehends. Weil zudem die Bevölkerungsentwicklung für Bamberg einen Rückgang ab 2020 aufweist, rät Zimmermann, Anlegern, aber auch Selbstnutzern genau hinzusehen. Vor allem hochpreisige Eigentumswohnungen, die sich nicht an den Einkommensverhältnissen der durchschnittlichen Bevölkerung orientieren, seien zunehmend schwierig zu vermarkten. Seine Befürchtung: "Die Mietversprechungen von zehn Euro und mehr, mit denen viele Kapitalanleger gelockt wurden, lassen sich nicht verwirklichen."

Sollte die Entwicklung tatsächlich so eintreten, wird also noch der ein oder andere Investorentraum an der Regnitz zerplatzen. Schon heute stellen die Makler in Bamberg ein Überangebot an Reihenhäusern fest, die zur Miete angeboten werden. Das Problem der Kapitalanleger dabei sind nicht zuletzt die extrem niedrigen Zinsen: "Wer sich heute eine Miete von 1000 Euro leisten kann, wird in der Regel versuchen, ein solches Haus selbst zu kaufen."