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Strullendorf will die Südanbindung


Autor: Hans Kurz

Strullendorf, Donnerstag, 26. Juni 2014

Neues Gewerbegebiet aus Notwehr? Die Gemeinde Strullendorf wartet nicht ab bis die Bahn ihre Ausbaupläne auf den Tisch legt. Mit eigenen Plänen soll die Notwendigkeit einer zweiten Bahnquerung und Zufahrt zum Gewerbegebiet unterstrichen werden.
Grafik: F. Schäfer


Wie viele andere Gemeinden hat auch Strullendorf Probleme mit den Plänen der Bahn beim Ausbau der ICE-Trasse. Da ist natürlich die Lärmbelastung und die Frage eines barrierefreien Zugangs zu den Bahnsteigen. Strullendorf kämpft aber auch um den Zugang zu seinem Gewerbegebiet, das vom Kernort durch die Bahntrasse getrennt ist. Schon lange hat Strullendorf eine Süd anbindung des Gewerbegebiets auf der Wunschliste. Sie sollen vor allem die Ortsdurchfahrt vom Schwerlastverkehr entlasten, der bisher aus beiden Richtungen ausschließlich über die Nordring-Brücke rollt. Eine dadurch mögliche Anbindung an die B505 würde weitere Entlastung bringen.

Bisher scheiterte das Straßenprojekt jedoch an dem Wasserschutzgebiet der Stadt Bamberg, gegen das aktuell noch ein von Strullendorf und Hirschaid angestrengtes Normenkontrollverfahren läuft.

Sollte das Schutzgebiet bestätigt werden, gibt es für das Projekt kaum Chancen.

Frühere Planungen für eine Südanbindung und -erweiterung des Gewerbegebiets - Bürgermeister Wolfgang Desel (CSU) verweist dabei gerne auf den im Ortsplan im Telefonbuch eingezeichneten Kreisverkehr - wurden dann auch wegen des anstehenden Bahnausbaus zurückgestellt. Die Planungen der Bahn und das möglicherweise im Herbst ins Haus stehende Planfeststellungsverfahren sind es nun, die Strullendorf dazu bringen, das alte Vorhaben wieder ins Rollen zu bringen. Der Gemeinderat hat dazu die Aufstellung eines "Bebauungsplans Gewerbegebiet Süd" und die entsprechende Änderung des Flächennutzungsplans einstimmig auf den Weg gebracht. "Wir wollen nicht warten bis die Bahn ins Planfeststellungsverfahren, sondern jetzt schon unsere Vorstellungen klar machen", argumentiert Desel.

Die Vorstellungen Bahn und die der Strullendorfer gehen nämlichen in einigen wesentlichen Punkten Auseinander. Denn nach den Plänen, die die Bahn bisher in der Gemeinde vorgelegt hat, ist nach dem Ausbau nur die Zufahrt über den Nordring vorgesehen. "Die Brücke im Norden wird das Dauer nicht bewältigen", prognostiziert der Bürgermeister.

Der bisherige Übergang Stockweg, der auch als Zufahrt zur Biogasanlage auf Pettstadter Flur dient, soll vollständig entfallen. Die Unterführung Auweg, bisher ein Durchlass für Fußgänger, Radfahrer und kleinere landwirtschaftliche Fahrzeuge, soll zwar ausgebaut werden, wäre aber für Schwerlastverkehr weiterhin nicht geeignet. Zudem führt die Zufahrt durch eine schmale Wohnstraße. Eine Südanbindung wird damit zur Schlüsselstelle für Entwicklung des Gebiets, in dessen Umgriff neben den reinen Gewerbeflächen auch Wohn- und Mischgebiete geplant und erschlossen werden können.

Mögliche Probleme mit dem Wasserschutzgebiet und den Ende 2011 ausgewiesenen Schutzzonen würden entfallen, wenn die richterliche Entscheidung - die noch in diesem Jahr getroffen werden könnte - zugunsten von Strullendorf und dem ebenfalls klagenden Hirschaid ausfällt. Es seien aber auch Flächen innerhalb der engeren Schutzzone 2 als Ausgleichsflächen denkbar, wie der planende Ingenieur Jürgen Sauer ausführte.

Sauer betonte aber vor allem, wie wichtige die jetzige Planung für die anstehenden Verhandlungen mit der Bahn ist. Die Empfehlung des Rechtsanwalts sei, dass Einsprüche in einem Planfeststellungsverfahren der Bahn nur mit einer klaren Bebauungsabsicht Aussicht auf Erfolg haben würden. "Die Gemeinde muss ihren Entwicklungswunsch darstellen", so Sauer. Eine spätere Bauleitplanung könne anfechtbar sein.

Sauer betonte auch, dass die von ihm vorgestellten Pläne nur ein erster Entwurf seien und dass es zunächst nur darum gehe, den Umgriff des Gebietes festzulegen und die Anbindung als zwingend erforderlich für die Gemeinde darzustellen.

Detailänderungen und Vorschläge, wie sie teils schon im Gemeinderat diskutiert wurden, könnten im Laufe des weiteren Verfahrens natürlich berücksichtigt und umgesetzt werden. Wichtig, so Sauer, sei aber auch, den Planungen der Bahn nicht nur mit dem Aufstellungsbeschluss, sondern mit konkreten eigenen Planungen zu begegnen.