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Strullendorf: Bahntrasse ja, Laster nein


Autor: Anna Lienhardt

Strullendorf, Mittwoch, 03. Oktober 2012

Die Strullendorfer Gemeinderäte sind sich einig: Die neue Bahn-Trasse darf nicht noch mehr Schwerlastverkehr in den Ort ziehen. Das steht aber zu befürchten, wenn keine direkte Anbindung zum Gewerbegebiet Süd geschaffen wird und die Lkws die Ortsstraße nutzen.
Geht es nach dem Willen der Bahn, wird die Auwegunterführung ausgebaut.  Foto:  Ronald RinklefFoto:Ronald Rinklef


Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) war noch nicht in Strullendorf. Die Gemeinderäte hätten ihn aber gerne einmal da gehabt. Um einen Spaziergang zu machen, entlang der zwei Varianten, die für die zukünftige ICE-Ausbaustrecke im Gespräch sind.
Ramsauer hätte die Gemeinderäte hören können, wenn die ihm erklärt hätten: "Unsere präferierte Lösung heißt: Raus aus Strullendorf mit dem Schwerlastverkehr."
Würde die Trassenführung nach der Vorstellung der Bahn gebaut werden, würden vermutlich eine Menge Lastwagen vorbeirumpeln, bei deren Lärm Ramsauer nur noch die Hälfte verstehen würde.
"Wir müssen mit allen Mitteln versuchen, den Schwerlastverkehr aus dem Ort draußen zu halten!", forderte Werner Haas vom Bürgerblock in der Gemeinderatssitzung vehement. "Draußen halten" würde die Lkws die "große Lösung", die gerade deswegen von der Gemeinde präferiert wird.
Wie Arnold Engert, Geschäftsleiter der Gemeindeverwaltung Strullendorf, erklärte, würde die präferierte Lösung über die Straße entlang der Bahngleise zur Schleuse laufen und das Gewerbegebiet Süd mit anbinden. Diese Trasse würde mit einer Unterführung - etwa 70 Meter nach der Auwegunterführung - in Richtung Hirschaid wieder zur Staatsstraße 2244 führen, etwa 200 Meter vor dem Ortsschild - und damit "draußen" aus Strullendorf.



Wasserwirtschaftsamt lähmt


Wie Bürgermeister Andreas Schwarz (SPD) ausführte, liege ein entsprechender Plan bei der Regierung vor. Aber: Da ein Teil des Wasserschutzgebietes betroffen ist, sei der Ablauf durch das Wasserwirtschaftsamt gelähmt. "Die Bahn muss aber bis 2016 fertig sein und bevorzugt deswegen eine kleinere Fiktivlösung."
Die sähe im Grunde ähnlich aus, allerdings mit dem Unterschied, dass die Bahn die bereits vorhandene Auwegunterführung zu einer richtigen Unterführung ausbauen würde.
Der Nachteil wäre dann allerdings, "dass die letzte Ortsstraße innerorts für den Fernverkehr genützt werden würde", wie Arnold Engert zu bedenken gab. "Dann fahren die Lkws direkt an den Wohnhäusern vorbei."
Das Problem: "Unsere große Lösung ist aus Sicht der Bahn wohl nicht durchsetzbar wegen der Bedenken des Wasserwirtschaftsamts", sagte Bürgermeister Schwarz. Die zweite Lösung sei aber schlicht nicht zukunftsweisend, da sie für noch mehr Schwerlastverkehr im Ort sorge.
Christian Beickert (parteilos) warf ein, dass die ganze Diskussion Anlass sein könne, um sich mit dem Wasserschutzgebiet in diesem Bereich überhaupt auseinanderzusetzen.
Geschäftsleiter Engert erklärte, dass man bereits die Festlegung des Wasserschutzgebietes in München prüfen lasse. Bürgermeister Schwarz fügte hinzu: "Die Bahn überlegt sogar, mit uns in München mitzuklagen, weil das Wasserwirtschaftsamt die Planungen lähmt."
Zumal er auf eine Frage keine Antwort bekommen hätte: Warum die Auwegunterführung ausgebaut werden könne, eine neue Unterführung 70 Meter weiter aber nicht möglich sein soll.

Parteiübergreifende Solidarität


Andreas Kehl (Neue Liste) sagte klar: "Wir dürfen uns nicht auf den Vorschlag der Bahn einlassen. Seit zwanzig Jahren wird für eine Südumgehung gekämpft. Hier muss doch eine parteiübergreifende Solidarität mit den Nachbargemeinden möglich sein. Das kann doch nicht sein, dass man so was mit uns im Regnitztal macht!" - "Ja, wir stehen bereits mit den anderen umliegenden Kommunen in Verbindung", antwortete Bürgermeister Schwarz. Aber: "Auch die Kollegen mit den richtigen Parteibüchern haben Verkehrsminister Ramsauer nicht nach Strullendorf bekommen." Die Bahn könne aber nur von Ramsauer zurückgepfiffen werden.

Gewerbegebiet anschließen


Auch Bernhard Zöllner (Neue Liste) mahnte an: "Der Schwerlastverkehr muss auf jeden Fall aus der Ortschaft raus. Wir müssen außerdem das Gewerbegebiet sinnvoll anschließen über eine Südumgehung!"
Dem stimmte Bürgermeister Andreas Schwarz zu. "Unser Ort ist eh schon überdurchschnittlich von Schwerlastverkehr geplagt, eine vernünftige Anbindung des Gewerbegebietes ist vonnöten. Genau das ist auch ein wichtiges Argument, nicht die Schmalspurlösung der Bahn über den Auweg zu nehmen."
Er betonte aber auch, dass sich die Gemeinde dem ICE-Trassenausbau nicht grundsätzlich verschließe. "Aber man kann nicht auf Bundesebene sagen, dass das Projekt von großer Bedeutung ist, und dann lässt man die Gemeinden mit ihren Problemen alleine stehen."
Die Frage von Bernhard Zöllner, ob es denn schon Details zum Trassenausbau gebe, beantwortete der Bürgermeister mit "Nein. Die Diskussion hier ist eine andere als die in Bamberg, so weit sind wir noch gar nicht, was etwa den Lärmschutz angeht. In unserer Sitzung geht es in erster Linie um einen Zwischenstandsbericht zur Kenntnis."
So widmeten sich die Gemeinderäte denn auch den anderen Themen auf der Tagesordnung.