Stromnetzbetreiber Tennet verlässt 2017 den Standort Bamberg
Autor: Matthias Litzlfelder
Bamberg, Sonntag, 01. Februar 2015
Der Stromnetzbetreiber gibt in zwei Jahren seinen Standort in der Luitpoldstraße auf. Für 110 Mitarbeiter ist dann Bayreuth neuer Dienstsitz. Die Immobilie wird weiterhin von den Bayernwerk-Beschäftigten genutzt.
Der Schritt kommt nicht überraschend. Stromnetzbetreiber Tennet schließt 2017 seinen Standort an der Luitpoldstraße und verlagert die Beschäftigten nach Bayreuth. Denn dort, am Sitz der deutschen Unternehmensleitung, wird kräftig gebaut. Das zentrale Gebäude im Gewerbegebiet im Nordosten der Stadt soll in den nächsten Jahren umgebaut und erweitert werden. Aktuell arbeiten in Bayreuth 510 Menschen für Tennet, verteilt über drei Standorte in der Stadt. 2017 sollen es dann rund 750 sein. Zu den 130 neuen Stellen, die der Netzbetreiber hier schaffen will, kommen noch die 110 Bamberger Beschäftigten, die derzeit im Gebäude an der Luitpoldstraße sitzen.
Bayernwerk bleibt
In der Stadtverwaltung weiß man schon länger von der Standortschließung. Und auch die Tennet-Mitarbeiter wurden schon im Herbst vergangenen Jahres von den konkreten Verlagerungsplänen unterrichtet.
Für die Stadt ändert sich allerdings nicht viel. In der Immobilie an der Luitpoldstraße ist Tennet nur Mieter. Eigentümer ist die Bayernwerk AG. "Für das Bayernwerk stellen sich in diesem Zusammenhang aber keine Standortfragen", stellt Bayernwerk-Pressesprecher Maximilian Zängl klar. Die mehr als 100 Bayernwerk-Mitarbeiter bleiben auch nach 2017 in dem Gebäude. Und die durch die Tennet-Verlagerung frei werdenden Büroflächen? "Wir wissen noch nicht, wie wir das dann nach 2017 nutzen werden", sagt Zängl.
Die gemeinsame Nutzung der mehrstöckigen Immobilie durch Bayernwerk und Tennet ist historisch bedingt. Das Haus gehörte einst der Energieversorgung Oberfranken (EVO), die 2001 mit vier weiteren bayerischen Regionalversorgern zur Eon Bayern AG verschmolz. Seit Mitte 2013 firmiert der regionale Netzbetrieb der Eon unter dem Namen Bayernwerk. Schon 2009 hatte Eon wegen Vorgaben des EU-Kartellrechts sein Höchstspannungsnetz (380 kV und 220 kV) an den niederländischen Netzbetreiber Tennet verkaufen müssen. Jetzt betreibt Tennet die großen Stromtrassen und die Bayernwerk AG unter anderem das Verteilnetz darunter (110 kV und niedriger). Viele Mitarbeiter kennen sich aus gemeinsamen früheren Zeiten. Mittlerweile arbeiten die einen für Tennet, die anderen fürs Bayernwerk, in Bamberg bisher noch im gleichen Gebäude.
Stimmung getrübt
Von den Bamberger Tennet-Mitarbeitern sollen von 2017 an nur noch etwa zehn Servicekräfte im Lager an der Hallstadter Straße bleiben. Dienstsitz der anderen 110 Beschäftigten wird dann Bayreuth sein. "Wir wünschen uns, dass jeder einzelne Mitarbeiter aus Bamberg mit nach Bayreuth kommt", heißt es in einem Schreiben der Tennet-Geschäftsführung an die Mitarbeiter. Doch die Stimmung in der Belegschaft ist dem Vernehmen nach getrübt. Pendeln nach Bayreuth sei wegen der schlechten Bahnanbindung nur über die Straße möglich, heißt es. Für Mitarbeiter, die bisher aus Haßfurt oder sogar Schweinfurt nach Bamberg pendelten, sei die nun noch längere Wegstrecke nahezu unmöglich. Außerdem gebe es bisher nur bedingt Schnittstellen mit den Bayreuther Strukturen. Hinzu käme, so die Aussage eines Betroffenen, dass Bayreuth recht ungünstig liege im Hinblick auf das zu betreuende Netzgebiet.
Betriebsrat verhandelt noch
Die noch bestehende Betriebsstelle Bamberg ist unter anderem zuständig für Ausbau und Unterhaltung des Höchstspannungsnetzes in großen Teilen Bayerns und Hessens. Tagesgeschäft sind Instandhaltung und Service, hinzu kommen aber auch Neubauprojekte oder der Betrieb von Umspannwerken, zum Beispiel in Würgau, Eltmann oder Redwitz.
"Wir sind in Gesprächen mit der Geschäftsführung", berichtet Wolfgang Rudeck, Betriebsratsvorsitzender von Tennet Deutschland. In der vergangenen Woche habe man Verhandlungen über einen Interessenausgleich aufgenommen. Ziel sei es, Nachteile für die Bamberger Mitarbeiter auszugleichen. Wie so ein Nachteilsausgleich aussehen könnte, dazu wollten sich zum momentanen Zeitpunkt weder Rudeck noch Tennet-Pressesprecherin Ulrike Hörchens äußern. Es werde mit jedem Mitarbeiter in Bamberg ein Einzelgespräch geführt, bei dem auf Wunsch ein Betriebsratsmitglied teilnehme, sagte Rudeck. Ziel des Betriebsrats sei es, bis Mitte des Jahres Lösungen für die Betroffenen zu erreichen.
Rudeck ist dabei guter Dinge. Schließlich stünden wichtige Projekte an. "Wir haben Personalbedarf", sagt er. Und in der Tat: Tennet sucht aktuell verstärkt Fachkräfte. Laut Pressesprecherin sollen zu den derzeit 1500 Mitarbeitern in Deutschland 200 bis 2017 dazukommen.