Stoff aus Bambergs Untergrund
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Donnerstag, 03. Sept. 2015
Als Urgestein der Bamberger Bluesrockszene kennt man Steff Porzel, der in diversen Bands die Drumsticks schwingt oder singt. Zur Odysee wurde der Weg zum ersten Album des Musikers: "Steffs stiff stuff". Hier auch Videos, bei denen man Porzel auf der Bühne erlebt.
"Lange hatte ich schon von einem Album geträumt, das uns Musiker aus Bamberg und der Region mit der Oberliga der Bluesrock-Szene verbindet", sagt Steff Porzel. Künstler mit internationalem Renommee wollte der Franke zur Mitarbeit an seinem Silberling bewegen: einer CD, die Ideen, Gedanken und Anliegen eines ganzen Musikerlebens auf den Punkt bringt. Unter dem Titel "Steff's stiff stuff" liegt das Resultat nun vor, für das Porzel auch den legendären Bluesgitarristen Frank Diez und den britischen Bassisten Colin Hodgkinson gewinnen konnte.
Hochzeittag in Song "verarbeitet"
"Handmade blues" und "handmade Rock 'n' Roll" präsentiert der Wahlbamberger in seinem Plattendebüt. In seinen Tracks philosophiert der 52-Jährige über die Liebe.
Er sinniert über die wahren und falschen Werte des Lebens, um dann auch wieder ganz banal einen Hangover zu besingen. "Da konnte ich am nächsten Tag weder sagen, wo ich war, noch wie ich dahingekommen sein könnte." In bester Erinnerung blieb dem Songwriter dagegen ein Hochzeitstag, "an dem mir am Strand eine Melodie in den Kopf kam, die ich bis heute nicht vergessen habe". Klar, floss auch sie in "Steff's stiff stuff" ein.
Auf "altmodische Weise"
Neben Eigenkompositionen interpretierte Porzel den Bluesklassiker "Need your love so bad" von Mertis John Jr. und Curtis Mayfields "People get ready". Dabei legte der gebürtige Frankenwälder von Anfang an großen Werk darauf, sein Album auf die "altmodische analoge Weise" zu produzieren.
"Bei meiner CD sollte jeder Ton noch per Hand und Fuß gespielt sein, sollten nur wirkliche Instrumente zum Einsatz kommen." So entstand im Lauf von acht Jahren nach und nach "Steff's stiff stuff" als erste eigene Scheibe des Sängers, Drummers und Szene-Urgesteins, das sich über die Spencer-Davis-Group, Hale Bopp, CHP, die Bamberg Allstars und die Space Truckers einen Namen machte. Dementsprechend viele Kollegen aus dem regionalen Umfeld strickten an Porzels Album mit wie auch Steff Hänisch, Thomas Wenzel, Stefan Stößel, Steve Chapple oder Dietmar Foth. Welches Studio aber bot sich an, um "Steff's stiff stuff" in altbewährter Manier einzuspielen? Das Unique Musique Tonstudio beispielsweise, gebaut in die einstigen Tresorräume einer Bank der Hauptwachstraße. "Im Untergrund, zwischen schallisolierten Wänden und Türen gab's Mischpulte, Schallkabinen, Bildschirme und alles an digitalem und analogem Werkzeug, was sich die Künstlerseele dieser Tage wünscht", berichtet der Songwriter. "Theoretisch war hier in den Katakomben jeder digital oder analog erzeugte Ton manipulierbar. Der Herr der Schneidekunst und Betreiber von Unique Musikque, Alex Dürr, konnte jeden falsch eingespielten Ton dahin schieben, wo er hingehörte, bis das gewünschte Resultat vorlag. Die Idee war aber, das alles zu ignorieren und die Musik live einzuspielen. "
Nächtelange Sessions
Sounds, wie sie noch vor der digitalen Revolution entstanden, schwebten den beiden Machern vor. Die digitale Welt sollte außen vor bleiben.
"Alex und ich hatten uns im Frühjahr 2010 darüber unterhalten, eine CD auf diese völlig überholte Weise zu produzieren - und entschieden uns tatsächlich dafür." Einige Demos lagen schon fertig in der Schublade, geschrieben in vorigen Jahren und in nächtelangen Sessions in Peter Metzners Kirchaicher "Electric Lindigland Studio" eingespielt. "Multikulturell" sollte das Ganze klingen, so Porzel. Schließlich mischten Colin Hodgkinson als Brite, Frank Diez als Berliner, Schwaben, Bayern und eine Menge Ober-, Mittel- und Unterfranken an dem Projekt mit. "Allen Zweiflern zum Trotz haben wir unsere Vorstellungen durchgezogen..." Obwohl hinter dem ganzen Vorhaben "kein Konzern steckte, der Studiokosten und Musikergagen finanziert, sondern purer Idealismus". Dementsprechend blieben die Gagen für beteiligte Gastmusiker, die ihren Teil "aufs Band" brachten, aus.