Bamberger Adventsaktion: "Grünstift" hilft benachteiligten Schulkindern
Autor: Markus Klein
Bamberg, Donnerstag, 06. Dezember 2018
"Grünstift" versorgt Kinder aus einkommensschwachen Familien mit Schulmaterialien. Den ehrenamtlichen Mitarbeitern sind gleiche Chancen für Kinder sehr wichtig - und sie fühlen sich durch die Arbeit an ihre eigene Schulzeit erinnert.
Fünf Klebestifte, zwei Packungen Buntstifte, ein Füller, drei Bleistifte, ein Lineal, eine Mappe, eine Packung Buntpapier. Manfred Serg nimmt die Bestellungen der Kundin im Grünstift entgegen, sucht sie heraus, ordnet sie in eine Kiste und kassiert einen symbolischen Betrag von etwa einem Viertel des Einkaufspreises. "Zu Schuljahresbeginn stehen die Leute draußen vor dem Laden Schlange", erzählt Luise Löchner. Sie leitet die von Caritas und Diakonie getragene Einrichtung im Babenberger Viertel.
Weil heute wenig los ist, bleibt den ehrenamtlichen Mitarbeitern und der Kundin Zeit für ein Gespräch. "Ich bin so froh, dass es euch gibt", sagt die Käuferin aus dem Bamberger Landkreis.
Sie kam von ihrer Arbeitsstelle in Bamberg beim Grünstift vorbei. Die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern (zwei und sieben Jahre alt) bezieht ein Gehalt knapp über der Grundsicherung. "Das reicht hinten und vorne nicht", sagt sie: Nach Miete, Benzinkosten und Aufwendungen für ihre Kinder blieben ihr noch etwa 300 Euro im Monat. Ihr Lohn übersteigt aber knapp die Grenze für das Bildungs- und Teilhabepaket, durch das ihr 100 Euro pro Kind und Schuljahr zustehen würden. "Genau die Grenze, wo es bitter wird", meint Löchner, die ergänzt, dass der Kinderschutzbund den Bedarf mit 300 Euro sowieso deutlich höher ansetzt. Der ehrenamtliche Mitarbeiter Serg hält "alles oder nichts" für eine bedenkliche Herangehensweise, wünscht sich eine Staffelung statt der "starren Grenze".
Als die Kundin sich verabschiedet, sprechen Serg, Hans-Joachim Thiel und Rudolf Kröner weiter über Bildung und Armut. Ein Thema, dass die drei ehrenamtlichen Mitarbeiter bewegt. "Arme Kinder haben es eh schon schwieriger. Wenn sich die Eltern dann auch noch kein Material leisten können, muss man etwas tun", meint Serg. Deshalb findet er das Ladenkonzept sinnvoll und wichtig. "Kinder sind unsere Zukunft! Wenn man es mit der Bildung ernst meint, muss es gleiche Voraussetzungen geben", stimmt ihm Thiel zu. Er und Serg kamen über den Rotary Club zum Grünstift, Kröner über ein Gesuch in der Zeitung, das er kurz vor der Gründung des Ladens im Herbst 2015 gelesen hatte.
Die Aufgaben der insgesamt acht Mitarbeiter umfassen nicht nur den Verkauf: Auch die Warenbestellung, technische Arbeiten und das Einsortieren übernehmen sie. "Wenn ich was nicht finde, gehen die Kinder hinter die Theke und suchen es selbst raus", erzählt Kröner. "Das ist schon interessant, ich hatte ja schon lange nichts mehr mit Schule zu tun." - "Wir haben noch mit Schiefertafeln gearbeitet, mit einem Schwamm und einem Griffel dran", erinnert sich Serg. Seine Augen leuchten. Die anderen stimmen begeistert mit ein: "Was es da jetzt alles für verschiedene Hefte gibt. Das hatten wir ja alles nicht", sagt Kröner. "Es war kurz nach dem Krieg, da gab es wenig", erinnert sich Thiel.
Vor seinem Ruhestand war Thiel Arzt, Kröner Bankangestellter, Serg Apotheker. "Wenn es einem gut geht, will man auch etwas zurückgeben", sagt Serg. "Man bekommt aber auch selbst viel zurück", sagt Thiel. Wenn es die Zeit erlaubt, spreche er gerne mit den Kindern. Es kommen auch Migranten. "Die Kinder sprechen oft exzellent Deutsch und sind sehr zugewandt, das ist richtig schön", erzählt er. Die drei Männer sind um die 70 Jahre alt. Alle wirken junggeblieben. "Vielleicht ja auch, weil wir mit Kindern arbeiten", überlegt Kröner.