In Bamberg wird überlegt, ob eine Bewerbung des Steigerwalds um den Titel Welterbe auch durch die Hintertür möglich ist. Experten können darüber nur lächeln.
Die Quadratur des Kreises ist ein Klacks dagegen. Gibt es eine Möglichkeit, dem Steigerwald den Status Welterbe zu verschaffen? Ohne das obligatorische Aufbegehren der Forstlobby gegen Nutzungseinschränkungen? Ohne das ebenso laute Wehklagen der Naturschützer, die alten Buchen würden schnöden Renditeinteressen geopfert? Ginge es nach dem Landratsamt Bamberg, dann ist möglicherweise ein Königsweg gefunden.
Gemeinsam mit den beiden Nachbarlandkreisen Schweinfurt und Haßberge denkt man derzeit darüber nach, sich auf der Basis einer Selbstverpflichtung der bayerischen Staatsforsten um den begehrten Titel zu bewerben. Das bestätigt auf unsere Anfrage Harald Krug, Mitarbeiter des Bamberger Landrats Johann Kalb (CSU). Er schildert die Überlegungen zusammen mit Fachleuten aus dem Landwirtschafts- und dem Umweltministerium als ergebnisoffenen Prozess. Ziel sei es, die Möglichkeiten auszuloten, wie der Steigerwald für das europäische Buchenwalderbe nachnominiert werden könnte - ohne die Interessen der Holzwirtschaft allzu sehr zu berühren, muss hinzugefügt werden.
Denn das Umweltministerium sagt auch: Ziel der Gespräche ist die Umsetzung des Landtagsbeschlusses vom 4. Juni. Dieser sieht unter anderem vor, den geschützten Landschaftsbestandteil bei Ebrach wieder zu kassieren, der im Frühsommer unter großem Aufsehen eingerichtet worden war.
Ein heißes Eisen. Denn so wasserdicht das Naturschutzgebiet aus juristischer Sicht vorläufig sein mag, welches das Landratsamt Bamberg unter dem damaligen Landrat Günther Denzler (CSU) erlassen hat, so groß ist der Druck der Staatsregierung auf den Landkreis, das Reservat wieder rückabzuwickeln.
Das rund 750 Hektar Staatswaldfläche umfassende Areal verbindet die beiden bereits bestehenden Ebracher Waldschutzgebiete zu einem größeren Ganzen. Geschaffen wurde es "um die alten Buchen vor der Säge zu schützen", wie Günther Denzler sagt, aber auch, um eine glaubwürdige Bewerbung für den Titel Weltnaturerbe abliefern zu können.
Nun also wird geprüft, ob es nicht ein weniger schmerzfreier ginge. Statt eines umstrittenen Schutzgebietes mit Nutzungsverbot in der Kernzone kommt das nicht minder umstrittene Trittsteinkonzept des Staatsforstbetriebes ins Gespräch. Dieses Modell verspricht mit einer Vielzahl von Kleinstflächen eine Vernetzung der naturnahen Strukturen im Wald, ist aber für Außenstehende kaum nachprüfbar. Über die Fläche betrachtet kommt es sogar einem Schutzgebiet nahe. Das scheinen jedenfalls die Zahlen nahezulegen, die der Ebracher Forstchef Ulrich Mergner nennt: Er spricht von 1740 Hektar Staatswald, die "in kleinen Portionen" aus der Nutzung genommen worden seien.
Doch der durchaus vorhandene Charme des Naturmosaiks im Wirtschaftswald ist auch seine Schwäche, zumindest wenn es ums Welterbe der Menschheit geht: "Nach unseren Erkenntnissen reicht das Versprechen Staatsforstbetriebs für eine Bewerbung nicht aus. Es fehlt der rechtlich unzweifelhafte und auch auf größerer Fläche vorhandene Schutz des Waldes", sagt Ralf Straußberger, Waldexperte beim Bund Naturschutz.
So oder so: Die Anforderungen, die die Bundesrepublik an eine Welterbe-Bewerbung stellt, sind extrem hoch. Das zeigt schon das Beispiel der fünf bestehenden deutschen Buchen-Welterbestätten. Vom Hainich bis zum Kellerwald - vier der Wälder sind Teil eines Nationalparks. Der Welterbe-Buchenwald Grumsin liegt in der Kernzone eins Biosphärenreservats.
Den erhofften leichten Weg zum Welterbe gibt es offenkundig nicht, auch keine Hintertür. Das bestätigen die Richtlinien für Welterbestätten, den die Vertragsstaaten vereinbart haben. Die Vorschriften legen unmissverständlich fest, dass durch Gesetze ebenso wie durch klare Grenzen der Erhalt der Welterbegüter in der Kern -und darüberhinaus in der Pufferzone eines Welterbes gesichert sein muss. Andernfalls käme es wohl nicht einmal zu einem der teueren Nominierungsverfahren.
Im Steigerwald sind die Fronten unterdessen die alten. Während die Nationalpark-Gegner ihre Anhänger aktuell vor Betretungsverboten in Nationalparks warnen, versuchen die Nationalparkfreunde die Befürchtungen wegen Brennholzmangels zu entkräften. Und beide Seiten reklamieren Mitgliederzuwachs für sich. "Unser Steigerwald", aber auch der Verein Nationalpark Nordsteigerwald, der zum Jahresende die 1000-Mitglieder-Grenze anpeilt. Über diesen Zuspruch freut sich Vorstandsmitglied Benedikt Schmitt. Das Interesse von erklärten Nationalparkgegnern an einem Weltnaturerbe sieht er dagegen mit gemischten Gefühlen: "Wenn eine Bewerbung zum Scheitern verurteilt ist, dann käme das für die Gegner sehr gelegen. Sie könnten sagen, sie haben es ja versucht.Es reicht einfach nicht für den Steigerwald."
Wie eine Insel im Meer - Ein Kommentar von Michael WehnerEs liegt auf der Hand: In einem öden Wirtschaftswald kann schon eine kleine Insel der Vielfalt die Natur bereichern. Und viele Inseln bilden ein Netzwerk. Doch ein Weltnaturerbe, in dem riesige Erntemaschinen Kahlschlag neben winzigen Tritt-steinen betreiben? Das ist so abwegig wie das Ziel, aus einer Bundesschiffahrtsstraße ein Badeparadies zu machen. Wer es trotzdem versucht, wird scheitern und der Region einen Bärendienst erweisen.
Denn er ignoriert, dass mit dem neuen Schutzgebiet um Ebrach bereits ein Kompromiss zwischen den Interessen gefunden wurde: Kein Nationalpark, sondern ein kleines, aber veritables Schutzgebiet im Staatswald, das die Chancen für höhere Weihen in sich birgt, eine Insel der Unversehrtheit so zu sagen in einem Meer der Nutzung.
Fast acht Jahre dauert das Ringen um das grüne Erbe in Franken nun schon. Dabei liegt der Erfolg näher als es scheint. Gefragt sind nicht die Teile, sondern ihre Summe: Schutzgebiet plus Trittsteinkonzept, Nachhaltigkeitszentrum plus Baumwipfelpfad, mögliches Welterbe und die Kulturstädte in der Nachbarschaft. Alles zusammen bietet große Chancen für den Steigerwald.
... wird ein unverbindliches Forstkonzept als Basis für das Weltnaturerbe unterstützt. Dabei hat das Bundesamt für Naturschutz klar gestellt, dass nur ein flächiger gesetzlicher Schutzstatus (wie der geschützte Landschaftsbestandteil) ein Gebiet zum Kandidaten für das Weltnaturerbe macht.
Soll hier das Projekt Weltnaturerbe ganz bewusst gegen die Wand gefahren werden? Schade um die Chance für die Region!
Der Landrat hat vom Kreistag den Auftrag bekommen die Voraussetzungen für die Bewerbung des Steigerwalds als Weltnaturerbe zu schaffen (Beschluss wurde mit über 90 % gefasst). Mit diesem "Trittsteinkonzept" wird es jedoch kein Weltnaturerbe im Steigerwald geben. Der Landrat erfüllt somit diesen klaren Auftrag nicht. Er stößt einen völlig sinnlosen Prozess an, nur um Zeit zu gewinnen.
bei Asterix hat's schließlich auch geklappt:
Ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu ..