Stegaurach im Landkreis Bamberg will Beirut helfen
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Stegaurach, Freitag, 07. August 2020
Die verheerenden Explosionen in der libanesischen Hauptstadt Beirut rufen auch Erzbischof Ludwig Schick und die Pfarrei Stegaurach auf den Plan.
Abdo Raad klingt müde am Telefon, erschöpft von den Anstrengungen nach der verheerenden Explosion in Beirut. Der libanesische Priester, der mit Stegaurachs Pfarrer Walter Ries eng befreundet ist, setzt alle Hebel in Bewegung, um mit seinen Ehrenamtlichen Überlebenshilfen in dem Chaos zu organisieren.
"Es sind viele Freiwillige unterwegs, um Elektrizität herzustellen, um Wasser und Nahrung zu bringen", berichtet Abdo Raad. Vor allem für die Verletzten, die Schlange stehen müssen vor den Krankenhäusern, die nicht völlig zerstört sind "von der kleinen Atombombe" oder nicht "mit Corona-Patienten belegt sind", sagt der 55-Jährige sarkastisch. Und nennt die neuesten Zahlen: Durch die Detonation am Hafen starben mindestens 137 Menschen, 5000 wurden verletzt. In den von der Druckwelle zerstörten Häusern wurden etwa 300 000 Einwohner obdachlos.
Nach der Explosion in Beirut: Libanesischer Priester berichtet von der Lage vor Ort
Noch unklar ist, wie viele Menschen ihren Arbeitsplatz am Hafen - dem Umschlagplatz für den Warenaustausch zwischen dem Orient und Okzident - verloren haben. Fest steht, dass ein Großteil der libanesischen Getreidevorräte vernichtet ist.
"Der Hafen liegt in Trümmern, direkt ein Symbol für den gegenwärtigen Zustand des ganzen Landes", sorgt sich Pfarrer Ries um den Libanon, den er wiederholt und zuletzt vor den Corona-Beschränkungen Ende Februar besucht hat.
Sein Freund Abdo liefert ihm aktuelle Informationen, Videos, Fotos: "Erschütternd, als ob die gegenwärtige Wirtschafts- und Corona-Krise nicht schon schlimm genug wären. Jetzt kommt diese Katastrophe auch noch hinzu", sagt Ries fassungslos.
Pfarrer Walter Ries aus Stegaurach und Priester Abdo Raad kennen sich aus Studienzeiten
Bei aller Betroffenheit bleibt der Pfarrer nicht tatenlos. Schon vor zwei Tagen kümmerte er sich darum, dass die Spendengelder der Stegauracher für den Libanon umgehend überwiesen werden: 4500 Euro Soforthilfe an den Verein "Annas Linnas", den Abdo Raad gegründet hat. Und der Menschen in Not unterstützt - unabhängig von Herkunft oder Religion. Auf fränkischer Seite findet der Verein mit seinen verschiedenen Projekten besonderen Beistand durch Andreas Höllein und Konrad Gottschall, die mit Pfarrer Ries mehrfach im Libanon waren.
Pfarrer Ries weiß, dass mit diesen 4.500 Euro nicht die verwüsteten Häuser aufgebaut werden können. Doch mit dem Geld könnten Lebensmittel, Benzin oder Telefonkarten bezahlt werden.