Druckartikel: Standortsuche für den Kreuzstein

Standortsuche für den Kreuzstein


Autor: Renate Neubecker

Rattelsdorf, Sonntag, 28. Mai 2017

Die Funde, die im Spätsommer 2016 bei der Verlegung des Mainbettes geborgen wurden, sollen für alle Bürger als historische Zeugnisse sichtbar bleiben.
Bei der Standortsuche von links: Projektingenieur Helge Gork, Stefanie Berg-Hohbom und Baudirektor Hans Hemmerlein  Foto: Renate Neubecker


Neue Erkenntnis zu den archäologischen Funden bei der Mainverlegung im Rahmen der Großbaustelle ICE-Ausbau brachte Referatsleiterin Stefanie Berg-Hobohm vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege zu einem Ortstermin mit. Es ging um die Fragestellung, wo der im vergangenen Jahr bei der Verlegung des Mainbetts ausgegrabene historische Kreuzstein künftig stehen soll.

Zusammen mit Baudirektor Hans Hemmerlein, dem Leiter des Wasserwirtschaftsamts Kronach, und Helge Gork, Projektingenieur der Deutschen Bahn, sollte ein neuer Standort gefunden werden. Es sei unwahrscheinlich, dass die Fundstücke zu einer Mühle gehörten, erklärte die Prähistokerin. Die Hölzer und Balken aus dem Mainbett seien laut Bericht der Bauforscher völlig untypisch für eine Mühle. Mit diesen Erkenntnissen stimme auch das Ergebnis der dendrochronologischen Untersuchung - der Altersbestimmung der Hölzer - überein. Außerdem gebe es Anfang des 13. Jahrhunderts keine archivalische Überlieferung für Mühlen in diesem Bereich. Wahrscheinliche gehörten die Fundstücke zu einer Brücke oder einem Steg, so die Einschätzung von Berg-Hobohm.

Neben den Steinen und Balken aus dem Hoch- oder Spätmittelalter bezeichnete sie den markanten Kreuzstein als besonders wichtigen Fund. Sie schlug vor, den Kreuzstein an seinem Fundort wieder aufzustellen. Vor Ort erklärte sie, dass durch die Mainverlegung der alte Verlauf des Maines wieder hergestellt sei. Durch das Magdalenenhochwasser im Jahr 1342 habe sich der Main verlagert.

Es sei möglich, dass sich im Mittelalter hier zwei Straßen kreuzten, darunter wahrscheinlich eine Hauptverkehrsstraße von Bamberg kommend. Daher vermute man, dass es sich um eine Brücke oder einen Steg gehandelt haben muss.


Sichtachse

Die Referatsleiterin schlug vor, den Kreuzstein so aufzustellen, dass eine Sichtachse auf dieses Areal entstehen kann. An Beispielen zeigte sie auf, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, diesen Blick in die Vergangenheit zu visualisieren. Mit einer Informationstafel solle zusätzlich auf die Geschichte aufmerksam gemacht werden, schlug Berg-Hobohm vor.

Baudirektor Hans Hemmerlein unterstrich, dass durch die Maßnahmen der Main wieder in seinem historischen Bett fließe. Die Mainverlegung und die Renaturierung seien vom Wasserwirtschaftsamt Kronach vorbereitet und von der Deutschen Bahn umgesetzt worden. Bei Planung und Durchführung der Baumaßnahmen dienten geschichtlichen Karten als Grundlage. Der bisherige Flusslauf sei jetzt ein Altarm und so genannte Stillgewässer. Geschaffen worden sei zusätzlicher Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten.

Diese naturnahe Form der Baumaßnahmen sei nicht als Eingriff in die Natur zu werten, erklärte der Baudirektor. Er signalisierte, dass die Gemeinde bei der geplanten Präsentation mit der Unterstützung des Wasserwirtschaftsamtes rechnen könne. Eventuell sei die Deutsche Bahn ebenfalls bereit, Unterstützung zu leisten, räumte Helge Gork ein. Die Ergebnisse des Ortstermins fasst die Referatsleiterin zusammen. Dann muss eine Planung erfolgen.