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"Stammtischkämpfer" in Bamberg: Was hilft gegen Rechtspopulisten?


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Freitag, 07. Juli 2017

In Bamberg kann man sich zum "Stammtischkämpfer" ausbilden lassen. Hubertus Schaller vom Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus erklärt mehr dazu.
Mehrere Organisationen in Bamberg laden jetzt zur "Stammtischkämpfer"-Ausbildung gegen Rechtspopulismus und Rassismus ein. Symbolbild: Bodo Marks/dpa


Am 15. Juli können sich Interessierte von 11 bis 17 Uhr beim Deutschen Gewerkschaftsbund in der Starkenfeldstraße 21 kostenlos zu "Stammtischkämpfern" ausbilden lassen (Anmeldung: H. Schwimmbeck, stadtrat@schwimmbeck-h.de, Telefon 0951/18327114). Dabei soll es um den Umgang mit rechtspopulistische Parolen im Alltag gehen. Organisiert wird der Kurs vom VVN-Bund der Antifaschisten, Freund statt fremd und dem Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Hubertus Schaller vom Bündnis erklärt, was die Ausbildung bewirken soll.

Was ist ein Stammtischkämpfer?
Ein Stammtischkämpfer ist jemand, der Rechtspopulisten seine Meinung entgegenhält. Im klassischen Sinne können am Stammtisch entsprechende Parolen fallen. Wir erleben das aber in vielen Situationen im Alltag. Ein Stammtischkämpfer weiß im Idealfall, wie er darauf reagieren kann.

Wie sieht die Ausbildung aus?
Es ist ein Erfahrungsaustausch, darüber, in welchen Situationen ich an Grenzen gestoßen bin und wie ich mit rassistischen Kommentaren umgehe. Am Schluss werden Rollenspiele eingesetzt. Ich kann dabei lernen, wie ich mich am sinnvollsten einschalte.

Wie mache ich das?
Das ist auch für mich immer wieder eine große Frage. Ich denke aber, es ist schon ein guter Schritt zu sagen: "Nein, das sehe ich anders! Ich habe andere Informationen darüber." Populisten arbeiten gerne mit einem für ihre Zwecke dienlichen Spektrum an Daten. Das beeindruckt erst einmal und es fehlt einem die Schlagfertigkeit. Im Kurs lernt man Argumente dagegen. Und, was auch wichtig ist: Du kannst die Perspektive eines Betroffenen einnehmen zum Beispiel eines Flüchtlings. Das ist aus meiner Sicht ohnehin das beste Argument, indem man von seinen eigenen Erfahrungen mit Betroffenen berichtet.

Braucht es heute mehr denn je Stammtischkämpfer?
Wir meinen schon. Ich erlebe es als Lehrer an der Schule, wo latent aufgeschnappte Parolen bei Schülern hin und wieder durchblicken. Ich erlebe aber auch in der eigenen Familie ein Unverständnis gegenüber Flüchtlingen oder eine gewisse Opfermentalität bei Rechtspopulisten aus der Mittelschicht, die sagen: "Die da oben sind böse." Das erstaunt mich doch immer wieder.

Was hilft gegen Trump?
Die Frage ist nicht unberechtigt, er ist vielen ein Vorbild. Ein Freund von mir meinte, dass es so gemein wäre, wie über ihn berichtet wird. Trump hat also selbst Einfluss auf mein unmittelbares Umfeld. Ich kann in meinem kleinen Umkreis nur sagen: "Ich glaube nicht, dass Abschottung eine Lösung ist. " Aber die große Schwierigkeit ist: Man kann Rechtspopulisten selten überzeugen. Vielmehr muss das Ziel sein, Sicherheit zu geben, um in der richtigen Art und Weise und ohne Angst seine Argumente vorbringen zu können.

Muss man aufpassen, nicht zu politisch korrekt zu sein ?
Sicher gibt es Ängste in der Gesellschaft davor, dass wir überflutet werden von Flüchtlingen oder dass die eigenen Probleme nicht wahrgenommen werden. Diese Ängste müssen auch ernst genommen werden. Die Leute haben teilweise ja auch recht. Hartz-IV-Empfänger, die sich rechtfertigen müssen, warum sie Hartz IV beziehen zum Beispiel. Doch auch wenn diese Gruppe derzeit medial nicht so präsent ist wie Flüchtlinge, muss man verdeutlichen, dass Flüchtlinge Menschen sind, die Hilfe brauchen. Populisten spielen diese Gruppen gerne gegeneinander aus.