Druckartikel: Stadtbücherei Bamberg tut noch mehr für Barrierefreiheit

Stadtbücherei Bamberg tut noch mehr für Barrierefreiheit


Autor: Gertrud Glössner-Möschk

Bamberg, Montag, 21. März 2016

Die Stadtbücherei hat induktive Höranlagen, ein Bildschirmlesegerät und Bücher in einfacher Sprache angeschafft.
Büchereileiterin Christiane Weiß (links) bei ihrer Ansprache mit Gebärdendolmetscherin Evelyn Ueding


Barrierefreiheit: Darunter verstehen die meisten Menschen die Forderung an Architekten, ein Gebäude oder Gelände für körperbehinderte Menschen, insbesondere Rollstuhlfahrer, zu erschließen. Dieser Anspruch wurde beim Neubau der Bamberger Stadtbücherei im alten Deutschen Haus in der Oberen Königstraße im Jahre 2002 selbstverständlich eingelöst.

Weil Barrierefreiheit aber weitaus mehr als das bedeutet, geht das Haus einen Schritt weiter. Unter dem Motto "Inklusion - Stadtbücherei für ALLE " - wobei das Wort ALLE ausdrücklich in Großbuchstaben geschrieben wird - wurden weitere Hürden abgebaut: für taube und taubstumme Menschen, für Sehbehinderte und für große und kleine Leseratten, die der deutschen Sprache nicht so gut mächtig sind, um komplizierte Texte verstehen zu können. Konkret sind es drei Neuerungen, die jetzt eingeführt und am Freitag mit einem Festakt gefeiert worden sind.


Einfache Sprache ist nicht einfach

Die drei Errungenschaften, zählte Bürgermeister Christian Lange auf: Um schwerhörigen Menschen die Kommunikation zu erleichtern, wurden induktive Höranlagen an den Ausleih- und Auskunftstheken eingebaut. Für sehbehinderte Menschen steht neben dem umfangreichen Bestand an Hörbüchern und -filmen mit dem VisioBook ein leistungsfähiges Bildschirmlesegerät zur Verfügung. Für Menschen, die (noch) nicht gerne lesen oder (noch) nicht gut lesen können, gibt es ein eigenes Angebot von Büchern in leichter bzw. einfacher Sprache. Was man sich unter einfacher Sprache vorzustellen hat, zeigten Doris Kestel, Stefan Senger und Burkhard Vollmer, die aus Büchern in einfacher Sprache kleine Abschnitte vorlasen.

Monika Maierhöfer von der Offenen Behindertenarbeit (OBA) bei der Lebenshilfe Bamberg hatte zuvor unterstrichen, wie wichtig einfache Sprache sei: "Wer von uns ist noch nicht an seine Grenzen gestoßen beim Blick auf einen Beipackzettel oder eine Anleitung von Ikea." Davon abgesehen könne "Sprache ein Mittel sein, andere auszugrenzen". Das gelte für Formulare aus Ämtern und Behörden genauso wie für Geschichten und Romane, die zur Entspannung gelesen werden wollen.

Das Verfassen von Texten in einfacher Sprache sei gar nicht so einfach, so Maierhöfers eigene Erfahrung. Gekennzeichnet sei sie durch einfache Wörter, kurze Sätze und viele Bilder. Und natürlich müssten die Texte von Menschen mit Behinderung gegengelesen und auf Verständlichkeit geprüft werden.

"Wir haben Barrieren abgebaut und das feiern wir heute", sagte Büchereileiterin Christiane Weiß in ihrer Begrüßungsansprache. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von der Percussiongruppe "Hörsturz" der OBA. Zum Abschluss waren die Besucher eingeladen, die Kunstausstellung "Kunst kennt keine Behinderung" anzuschauen. Die Bilder sind in der Kunstwerkstatt der Lebenshilfe unter Anleitung des Bamberger Künstlers Karlheinz Beer entstanden. "Sehenswert", urteilten die Besucher.