Stadt soll Gang höher schalten
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Freitag, 08. Februar 2019
Der Streit zwischen Radaktivisten und Rathaus geht weiter: Die Verwaltung bremse nur, sagen die Kritiker. Die Stadt kontert: Noch nie war so viel Geld für den Ausbau eingeplant wie heute.
Die einen wollen schnell ans Ziel und mahnen ungeduldig zur Eile, die anderen brauchen lange und legen ständig Pausen ein. Es kommt zum Streit - und aus ist es mit der gemeinsamen Radtour. Plötzlich spricht man nicht mehr miteinander - sondern übereinander. Miese Stimmung allenthalben. Und dabei hatte man sich doch auf ein so schönes Ziel geeinigt.
So läuft das zwischen Radaktivisten und der Stadt Bamberg, oder besser: Es läuft eben nicht. Deutlich wurde der Streit unlängst wieder einmal im Umweltsenat des Bamberger Stadtrates.
Provokation im Umweltsenat
Die Sitzung begann mit einer Provokation. Genau als der städtische Referent Thomas Beese mit Fahrradhelm in den Großen Sitzungssaal kam und seine Akten auspackte, trudelte bei den Medienvertretern per E-Mail eine Pressemitteilung der Radinitiative ein. Der Inhalt in Beeses Akten: Die Stadt tut sehr viel für die Umsetzung der hoch gesteckten Rad-Ziele. Der Inhalt in der Pressemitteilung: Die Stadt bremst, wo sie nur kann.
"Stadt, Stadtrat und Oberbürgermeister wollen viel, machen aber zu wenig", kritisieren Radentscheid-Initiator Christian Hader und Co-Initiator Andreas Irmisch, schreiben von "Sonntagsreden" und "Schönfärberei". "Man merkt zwar, dass sich die Stadt unter dem Druck des Radentscheids nun langsam bewegt, aber wir messen die Stadt an dem, was auf der Straße für den Radverkehr ankommt - und das ist viel zu wenig" so Hader. "Mit dieser Geschwindigkeit ist Bamberg in 100 Jahren noch keine Fahrradstadt", mahnt Irmisch.
Die Stadt widerspricht. "Die Kritik ist verständlich, aber einfach nicht richtig", erklärt Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar. Im Haushalt 2019 seien 400 000 Euro für den Radverkehr eingestellt - "so viel wie noch nie in der Geschichte der Stadt Bamberg". Da könne also ganz viel passieren, sagt Siebenhaar und gibt noch ein bisschen Honig dazu: "Das ist auch ein Verdienst des Radentscheids, dass es so vorangeht."
Kritik und Rückendeckung
Worum geht es konkret? Laut dem städtischen Referenten wurden im vergangenen Jahr 144 Fahrradstellplätze realisiert. 1000 hätten es laut Zielvereinbarung sein sollen, kritisieren die Radaktivisten. Außerdem würden kaum Parkplätze dafür angekratzt. Von zwölf eingerichteten Fahrradstraßen wurden nur zwei verwirklicht. Die zehn für 2019 geplanten seien nur Nachholen von Versäumnissen.
Rückendeckung bekam die Stadt im Umweltsenat dagegen unter anderem von Martin Pöhner (FDP): "Es ist wahnsinnig viel, was hier passiert", sagte er und nannte den Regensburger Ring und die Magazinstraße als "millionenschwere Maßnahmen". "Wir müssen wegkommen von den Zahlen, so und so viele Radwege müssen geschaffen werden. Es geht nicht darum, innerhalb kurzer Zeit möglichst viele Dinge zu realisieren, sondern Schritt für Schritt Projekte zielgerichtet zu verwirklichen." Gerhard Seitz (CSU) erklärte, man sei von dem Konzept überzeugt, Sebastian Niedermaier (SPD) sagte: "Wir freuen uns, dass es weitergeht."