Und nun die Schieflage der TSV-Eintracht-Stiftung: "Es geht überhaupt nicht um das Interesse der Stadt, Grundstücke zu erhalten", glaubt deshalb Ziegler. "Es geht nur darum, dass die Stiftung pleite ist und die Stadt das vierte Mal in die Tasche greifen muss, um die Violetten zu retten."
Die Stadt macht dagegen deutlich, dass Stiftung und FC Eintracht getrennte Körperschaften seien, dass die Sportförderung des FCE, die laut Aufstellung der Verwaltung noch unter der der DJK liegt, nichts mit dem Grundstückskauf zu tun habe. Dieser sei ohnehin unter dem Ziel zu verstehen, Flächen im Volkspark zu erwerben und allgemein nutzbar zu machen. Doch kommt das auch bei anderen Vereinen anders an.
Kritik äußert Jürgen Töffling, Vorsitzender des BSC Bamberg. "Als Vorsitzender eines kleinen Vereins frage ich mich, mit welchem Recht hier entweder der FC Eintracht oder die Stiftung TSV Eintracht immer wieder durch die Stadt unterstützt und gepusht werden." Nach wie vor herrsche dort anscheinend Missmanagement. Doch: "Während die kleineren Vereine in Bamberg ums Überleben kämpfen und jeden Cent umdrehen müssen, wird hier aus dem Vollen geschöpft und unterstützt."
Die Möglichkeit, künftig den Kunstrasenplatz mitnutzen zu können, hält Töffling für Augenwischerei. Die besten Zeiten seien blockiert: "Die Auslastung durch den FCE liegt doch jetzt schon bei 85 Prozent."
Stellungnahme der Stiftung TSV Eintracht:
Grund für Verkauf Die Stiftung TSV Eintracht sah sich laut Vorstand Hans-Jürgen Schmaus zum Verkauf der beiden Fußballplätze im Sportpark Eintracht an die Stadt auch deshalb gezwungen, da sie dadurch das Vermächtnis der ehemaligen Eintracht, "dem Verein, dem es ausschließlich zu verdanken war, dass das Sportzentrum an der Armeestraße entstehen konnte", wenigstens teilweise erhalten könne. "Bei einer Insolvenz der Stiftung würde das gesamte Gelände, also auch das Vereinsheim mit seinen sechs Bundeskegelbahnen, ganz in den Besitz der Stadt übergehen."
Gründe für Finanzprobleme Die Stiftung sei, wie der FT bereits berichtet habe, durch die äußerst mangelhafte Ausführung des Baus des Vereinsheims durch die ausführende Baufirma und den damit verbundenen Ausfällen von Mieteinnahmen in große Zahlungsschwierigkeiten geraten. "Aber auch die Insolvenz des ersten Pächters der Vereinsgaststätte und die Insolvenz ihres Stiftungszwecks - dem Fusionsverein FC Eintracht Bamberg 2010 - im Jahr 2016 trugen wesentlich zu diesem Dilemma mit bei", so Schmaus.
Kosten sofort begleichen Durch das Geld, das durch den Verkauf der Sportplätze der Stiftung zur Verfügung stehen würde, könnte sie unter anderem die Kosten für Sachverständige, Gutachter, Rechtsanwälte, die sofort anfielen, begleichen.
Möglichkeit für Rückkauf Dennoch, erklärt Schmaus, wolle sich die Stiftung die Möglichkeit offen halten, diese beiden Sportplätze, wenn die Rechtsstreitigkeiten - nicht nur mit der Baufirma - positiv verliefen, von der Stadt zurückkaufen zu können. sem
Die Stadt Bamberg erklärt die Hintergründe zum Kauf der Spielfelder von der Stiftung TSV Eintracht:
Wird die TSV-Eintracht-Stiftung und der FC Eintracht Bamberg von der Stadt Bamberg bevorzugt behandelt? Die Sprecherin der Stadt, Ulrike Siebenhaar, macht deutlich, warum dies nicht der Fall sei und erklärt die Hintergründe des Kaufs der beiden Sportplätze von der Stiftung. 1.Kritiker sagen, dass der FC Eintracht Bamberg seit der Fusion im Jahr 2006 mehr Gelder von der Stadt bekommen hat als andere Vereine - trifft das zu?
Nein! Man müsse, so Sprecherin Ulrike Siebenhaar, beachten, dass der Verein FC Eintracht und die Stiftung TSV Eintracht zwei rechtlich selbstständige Körperschaften sind und von daher das anstehende Grundstücksgeschäft mit der Stiftung nichts mit dem FC Eintracht oder dessen Förderung in der Vergangenheit zu tun habe. "Ziel des Erwerbs der Spielfelder durch die Stadt ist ja gerade, künftig auch allen anderen Vereinen und weiteren öffentlichen Nutzern die Möglichkeit zur Anmietung zu geben."
2.Kritisiert wird auch, dass die Stadt Bamberg in der Vergangenheit den Bau des Kunstrasenplatzes der TSV-Eintracht-Stiftung im Volkspark für rund 500 000 Euro finanziert habt. Nun, so die Kritik, nehme die Stadt erneut Geld in die Hand für diesen Platz, für den sie ja bereits bezahlt habe. Wie passt das zusammen?
Die Errichtung eines neuen Vereinsheimes sowie eines Kunstrasenspielfeldes im Volkspark durch die Stadt war laut Siebenhaar Bestandteil des Grundstückstauschgeschäftes zwischen Stadt und Eintracht-Stiftung im Rahmen der Brose-Ansiedlung im Jahr 2012. Die Stiftung habe auf Bitten der Stadt ihr Grundstück an der Breitenau samt Vereinsheim und dreier Spielfelder gegen das jetzige, etwas kleinere Grundstück im Volkspark getauscht. "Ohne die Bereitschaft der Stiftung zu einem solchen Tausch und zur Aufgabe ihres ehemaligen Standortes an der Breitenau wäre die Ansiedlung von Brose nicht möglich gewesen."
Als Ersatz für das aufgegebene Vereinsheim und die Spielfelder an der Breitenau habe die Stiftung einen Zuschuss zu den Baukosten eines Ersatzvereinsheimes im Volkspark erhalten; auch die Kosten zur Herstellung eines Kunstrasenspielfeldes habe die Stadt übernommen. Dies sei auch vor dem Hintergrund erfolgt, dass die Stiftung am neuen Standort insgesamt weniger Spielfläche und nur noch zwei anstelle von drei Spielfeldern zu Verfügung habe. Die entsprechenden Kosten seien aus den für die Infrastrukturmaßnahmen rund um die Brose Ansiedlung zur Verfügung gestellten Haushaltsmitteln (gesamt 11,5 Millionen Euro für Verlagerung der P+R-Anlage, Flugplatzertüchtigung und Verlagerung der Stiftung) getragen worden.
3.Der Kauf der beiden Spielfelder der TSV-Eintracht-Stiftung scheint recht kurzfristig, woher nimmt die Stadt dieses Geld?
Die Finanzierung des Grunderwerbs erfolge aus den im Haushalt für Grundstücksgeschäfte zur Verfügung stehenden Mitteln.
4.Wäre bei einer Insolvenz der TSV-Eintracht-Stiftung das Gelände nicht ohnehin an die Stadt gegangen?
Richtig sei: Wie bei manch anderen Stiftungen fiele satzungsgemäß bei Aufhebung oder Auflösung der Stiftung das Restvermögen an die Stadt. Diese hätte es unter Beachtung des Stiftungszweckes "Förderung des Sports" unmittelbar und ausschließlich für gemeinnützige Zwecke - also zweckgebunden zu verwenden. Diese Regelung könne aber nicht dazu führen, dass die Stadt ein auch in ihrem Interesse liegendes Grundstücksgeschäft nicht tätigt, in der Erwartung, dass der Vertragspartner ohne das Geschäft eventuell Insolvenz anmelden müsse und man dann "günstig an die Grundstücke käme". "Im Übrigen erhielte die Stadt im Falle eines Vermögensanfalls auch das Vereinsheim und müsste sich somit um die Beseitigung der wohl vorhandenen Baumängel am Vereinsheim, die künftige Instandhaltung und den Betrieb sowie alle damit verbundenen Risiken und Verpflichtungen kümmern. Dies liegt nicht im Interesse der Stadt."
5.Warum hält die Stadt die Stiftung überhaupt für erhaltenswert?
Zum einen trägt laut Siebenhaar die Stiftung in Erfüllung ihres Stiftungszweckes zur Jugend- und Sportförderung in der Stadt Bamberg bei. Zum anderen sei die Stadt der Stiftung auch aufgrund ihres Entgegenkommens bei der Brose-Ansiedlung zum Dank verpflichtet. "Das aktuelle Grundstücksgeschäft ist jedoch keine reine ,Dankleistung‘ an die Stiftung, sondern erfolgt zu regulären Konditionen in Umsetzung des langfristigen Ziels der Stadt, Flächen im Volkspark zu erwerben und allgemein nutzbar zu machen."
6.Wäre ein Rückkauf durch die TSV-Eintracht-Stiftung in Zukunft denkbar?
Denkbar wäre dies, so die Sprecherin, widerspreche jedoch der genannten Zielsetzung.
7.Künftig sollen auch andere Bamberger Vereine den Kunstrasenplatz im Volkspark nutzen können. Da aber bereits der FC Eintracht diesen nutzt, fürchten manche Vereine, dass sie nur noch ungünstige Platzzeiten (etwa am Mittag) bekommen könnten. Wie will die Stadt dieses Problem lösen?
Mit Beschluss des Grunderwerbs durch den Finanzsenat wurde laut Siebenhaar die Verwaltung zugleich beauftragt, "allen Bamberger Sportvereinen und weiteren öffentlichen Nutzern die Möglichkeit der Anmietung der Spielfelder mitzuteilen". Dies erfolge per Brief durch Oberbürgermeister Andreas Starke und Bürgermeister Christian Lange in der kommenden Woche. "Ziel des Erwerbs war ja gerade, anstelle der bisher isolierten Nutzung für einzelne Vereine künftig eine Nutzbarkeit der Spielfelder für alle Vereine in Bamberg - bei Bedarf - zu ermöglichen." Die Konditionen sowie ein Modell für die jeweiligen Nutzungszeiten und die Vergabe würden gerade von der Verwaltung erarbeitet.
Vergleich der Sportförderung in der Stadt Bamberg seit 2014:
1. Laufender Sportbetrieb
FC Eintracht Bamberg
2014 6256 Euro
2015 10 120 Euro
2016 5045 Euro
2017 5986 Euro
DJK Don Bosco Bamberg
2014 11 585 Euro
2015 10 168 Euro
2016 11 841 Euro
2017 12 448 Euro
Übrige Vereine
2014 154 199 Euro
2015 160 309 Euro
2016 155 032 Euro
2017 171 835 Euro
2. Investitionszuschüsse
2014 bis 2018 (bisher)
FC Eintracht 0 Euro
DJK Don Bosco 83 518 Euro
MTV Bamberg 34 513 Euro
Schwimmverein 68 000 Euro
Neptun 8 993 Euro
Faltbootclub 35 421 Euro
Übrige 25 552 Euro
Quelle: Sportamt Stadt Bamberg