Stadt Bamberg setzt weiter auf "Blitzer"
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Freitag, 13. März 2015
Keine Chance für Raser: Die Stadt Bamberg hat die Weichen für eine Fortsetzung der kommunalen Geschwindigkeitsüberwachung bis 2021 gestellt. Nach den Erfahrungen aus den ersten zwölf Monaten hält man sie für ein gutes Mittel, um die Verkehrsmoral zu erhöhen.

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9093 Verkehrsteilnehmer, die im ersten Jahr zur Kasse gebeten wurden, bedeuten, dass nahezu jeder Zehnte schneller als erlaubt in einer Tempo 10- oder Tempo 30-Zone unterwegs war. Die Gesamtzahl der zwischen dem 1. Oktober 2013 und dem 30. September 2014 kontrollierten Fahrzeuge beträgt 94 813.
Die Auswertung der Messprotokolle aus dem ersten Jahr muss die Stadträte beeindruckt haben. Ohne Diskussion und in seltener Einigkeit beschlossen sie in der jüngsten Sitzung des Umweltsenats unter Leitung von Bürgermeister Christian Lange (CSU) den Rasern das Terrain nicht wieder zu überlassen. Wenigstens bis Herbst 2021 ist die kommunale Geschwindigkeitsüberwachung beschlossene Sache.
Bis 30. September 2016 läuft noch der Vertrag mit der gemeinnützigen Gesellschaft für Kriminalprävention und Verkehrssicherheit (gGKVS). Nahtlos soll sich ein neuer Vertrag für dann fünf Jahre anschließen.
Im Rathaus ist man mit der Arbeit des Unternehmens ausgesprochen zufrieden und hofft auf eine Zusammenarbeit über das nächste Jar hinaus. Die Verwaltung würde sich laut Umweltreferent Ralf Haupt wünschen, dass die gGKVS bei der europaweiten Ausschreibung des neuen Auftrags zum Zuge kommt.
Bei der Polizei stand man der kommunalen Geschwindigkeitsüberwachung von Anfang an positiv gegenüber und begrüßt nun auch, dass sie fortgesetzt wird. Udo Skrzypzcak, der Leiter der Polizei-Inspektion Bamberg-Stadt, spricht von einem "guten Miteinander" und kooperativen Einsätzen. Die Arbeitsteilung im fließenden Verkehr beschreibt er so: "Wir konzentrieren uns auf die Unfallschwerpunkte, die Stadt auf potenzielle Gefahrenpunkte."
Die Messstellen - zuletzt waren es 73, verteilt über ganz Bamberg - werden von Stadt und Polizei jeweils gemeinsam ausgesucht. Sie liegen vornehmlich in Wohngebieten, wo es in der Nähe Altenheime, Bushaltestellen, Spielplätze und Schulen gibt und wo folglich viele Fußgänger unterwegs sind. "Geblitzt" wird an 45 Stunden im Monat.
Dem immer wieder erhobenen Vorwurf, die Stadt würde mit der kommunalen Geschwindigkeitskontrolle auf Kosten der Autofahrer ihre Kasse füllen, tritt die Verwaltung nach dem ersten Jahr mit folgender Rechnung entgegen: Eingenommen wurden 196 203,95 Euro; die Ausgaben setzen sich zusammen aus 74 029,10 Euro für die Tätigkeit der Firma und 120 000 Euro für das städtische Personals, das die Daten verarbeitet und die weiteren Verfahren abwickelt. Der Überschuss betrug folglich 2174,85 Euro.
Im städtischen Straßenverkehrsamt hat man die Erfahrung gemacht, dass ertappte Tempo-Sünder eine Verwarnung oder einen Bußgeldbescheid meistens anerkennen. "Die Akzeptanz ist viel, viel höher als bei Parkverstößen", berichtet Barbara Dursch, die auch für die kommunale Geschwindigkeitsüberwachung zuständig ist.
Beim "Blitzen" wird nach ihren Worten immer eine Toleranz von drei Stundenkilometern abgezogen: Wer etwa mit 47 km/h in einer Tempo-30-Zone erwischt wird, muss sich nicht für eine Überschreitung von 17 sondern 14 km/h verantworten.
Den unrühmlichen Rekord hält übrigens ein Fahrer, der in der Caspersmeyerstraße mit 72 statt 30 "Sachen" unterwegs war.