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Stachelschwein in Mittelsteinach eingefangen


Autor: Anette Schreiber

Mittelsteinach, Donnerstag, 07. März 2019

Das hat Anton Geiling aus Mittelsteinach noch nicht gefangen: ein Stachelschwein. Nun hat der Jäger eine weitere interessante Begebenheit erlebt.
Das ausgebüxte Stachelschwein in MittelsteinachFoto: Walter Hanslok


Anton Geling hat schon vieles gefangen und gepäppelt und kennt sich in der heimischen Tierwelt sehr gut aus. Als ihm aber der ehemalige Wirt der Burgwindheimer Kegelbahngaststätte erzählte, er hätte ein Stachelschwein auf der Kreisstraße gesehen, fühlte er sich einigermaßen veräppelt.

Beziehungsweise dachte er, es müsse sich um einen Irrtum handeln. Der Ex-Wirt erzählte sogar, das Tier sei hinter Obersteinach, aus Richtung Geiselwind auf der Straße gelaufen.

Geiling war einigermaßen irritiert und dachte nur, "das kann sein, es kann aber auch nicht sein." Wobei er sich ernsthaft fragte, wo so ein Tier, das eigentlich in Afrika beheimatet ist, herkommen könne. Auf jeden Fall hat er sich dann ans Telefon begeben und einen bekannten Obersteinacher angerufen und den gefragt, ob sich bei ihm möglicherweise ein Stachelschwein herumtreibe. "Der hat gedacht, ich veräpple ihn."

Geiling beschloss, das Ganze einfach zu vergessen.

Dachs mit Stacheln

Dann kam wenige Tage später Geilings Nachbar und sagte, er habe so etwas wie einen Dachs gesehen, allerdings mit Stacheln. Was es damit auf sich haben könne. "Da bin ich neugierig geworden", berichtet der 73-Jährige. Abends sei er zu seinem Nachbarn und wollte Näheres wissen. Da war der Mann aber nicht da, sondern nur die Frau. Und auch die dachte, Geiling wolle sie auf den Arm nehmen, als er nach dem Stachelschwein fragte. Auf jeden Fall begab man sich dann auf die Suche und wurde tatsächlich fündig: in einem Durchlass hielt sich das Tier auf.

Also holte Geiling eine Lebendfalle, mit der er üblicherweise Füchse oder Marder fängt. Und schwups war das Tier drinnen. Geiling schaffte es dann in eine Garage, stellte Äpfel und Wasser bereit.

Wie der Mittelsteinacher am Rande erwähnt, hat er bis auf Biber und Wolf schon alle Arten heimischer Wildtiere gefangen oder aufgepäppelt. 1984 war dem versierten Jäger sogar einmal ein Waschbär in die Falle gegangen.

Am nächsten Morgen stellte er zufrieden fest, dass sich sein Gast augenscheinlich bediente hatte. Dann überlegte Geiling, wo wohl so ein Tier entkommen sein könnte. Was lag näher, als Geiselwind, als das dortige Freizeit-Land, gut zehn Kilometer entfernt. Anton Geiling rief also dort an: Volltreffer. Dort wurde in der Tat ein ausgebüxtes Tier vermisst. Sofort startete ein Tierpfleger mit Käfig. In einer gemeinsamen Aktion wurde das ebenso scheue wie wehrhafte Tier eingekesselt, so dass es nur noch in den Käfig konnte.

Auf der Ladefläche des Pick-ups nahm Geiling es dann einmal genauer in Augenschein und fand: "Schon interessant. Ich konnte mir bisher nicht vorstellen, wie so ein afrikanisches Viech aussieht."

Im Freizeit-Land war man jedenfalls froh, dass die Ausreißerin, denn es handelt sich um ein weibliches Tier, wieder zurück ist. Wie Brigitte Mohr von der dortigen Marketing-Abteilung dem Fränkischen Tag auf Nachfrage erklärt, hält das Freizeit-Land in seinem Tierpark neben Flamingos, Berberaffen, Kängurus, Lamas, Prärieeseln und anderen seit letztem Jahr auch Stachelschweine. Weil bekannt ist, dass es sich bei dieser Tierart um Ausbruchskünstler handelt, habe man schon entsprechende Vorkehrungen getroffen. Aber die hatten offenbar nicht gereicht, so dass sich das Weibchen durch das Gehege, das eigentlich "dicht gemacht" wurde, durchgebuddelt und -gefressen hat. Man hatte in der Nähe gesucht, Leute gefragt und Bescheid gesagt.

Belohnung winkt

Normalerweise sei es umgekehrt, berichtet die Marketingdame: "Wenn wo was Exotisches herumläuft, werden wir sofort angerufen." Den ehrlichen Finder aus Mittelsteinach will das Freizeit-Land auf jeden Fall belohnen, lässt die Dame abschließend wissen.