Druckartikel: Staatsanwalt: Vorwürfe gegen Bambergs Klinik sind unbegründet

Staatsanwalt: Vorwürfe gegen Bambergs Klinik sind unbegründet


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Donnerstag, 02. Oktober 2014

Die Staatsanwaltschaft sieht keinen Hintergrund für Spekulationen, wonach die Sozialstiftung eine Mitverantwortung für die Tatvorwürfe trage. "Dafür gibt es nicht den geringsten Anhaltspunkt", sagte Bardo Backert. Bambergs Grüne erheben unterdessen Vorwürfe gegen den Stiftungsvorstand, kritische Stimmen ruhig stellen zu wollen.
Dunkle Wolken über dem Bamberger Klinikum. Die Vorwürfe gegen einen früheren Chefarzt haben nun einen politischen Streit ausgelöst.  Foto: FT-Archiv


Das Klinikum trägt aus Sicht der Staatsanwaltschaft Bamberg keine Mitverantwortung und damit auch keine Schuld am Missbrauchsskandal um den früheren Chefarzt der Gefäßchiurugie. "Es gibt nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür, dass dem Klinikum Vorwürfe gemacht werden können", sagte Staatsanwaltschaft Bardo Backert unserer Zeitung auf Nachfrage.

Einen solchen Zusammenhang hatte die frühere Stiftungsrätin der Grünen, Ulrike Heucken, in einem FT-Gespräch hergestellt. Sie hatte mit Blick auf die vielfach diskutierte Arbeitüberlastung vieler Mitarbeiter im Krankenhaus die Frage aufgeworfen, warum die vorgeworfenen Verbrechen nicht früher entdeckt worden sind.
Wie Backert dazu sagte, gab es keinen Grund Verdacht zu schöpfen, weil der Tatverdächtige im Schutz seiner hohen Stellung in der Krankenhaushierarchie gehandelt habe.

Wie sich erst im Laufe der Ermittlungen herausgestellt habe, sei den den zwölf Frauen kein Narkotikum gespritzt worden, sondern eine erhöhte Dosis eines im Klinikum häufig verabreichten Beruhigungsmittels.

Bestritten hat Backert auch den Wahrheitsgehalt von Spekulationen in Bamberg, wonach die Handlungen des Tatverdächtigen nicht sexuell motiviert gewesen seien, sondern Folge eines irregeleiteten Forschertriebes. "Wir haben ausreichende Indizien dafür, dass ein sexueller Hintergrund vorliegt."

Stiftungsvorstand lenkt ab

Unterdessen hat sich die GAL-Fraktion geschlossen hinter die frühere Fraktionskollegin Heucken gestellt und dem Stiftungsvorstand Vorwürfe für seine "unangemessen Reaktion auf eine kritische Meinungsäußerung" gemacht. "Indem die Sozialstiftung prüft, ob sie juristisch gegen die ehemalige grüne Stiftungsrätin vorgeht, lenkt der Stiftungsvorstand lediglich vom eigentlichen Skandal, nämlich dem sexuellen Missbrauch durch einen Arzt, ab - was eine sehr fragwürdige Taktik ist", stellt Fraktionsvorsitzende Ursula Sowa fest.

Die Grünen fordern den Stiftungsrat dazu auf, sich auch kritischen Fragen zu stellen. "Ich weiß, dass Ulrike Heuckens Äußerungen einzig von der redlichen Sorge um die Beschäftigten und die Betreuten im Klinikum getragen ist", zeigt sich Heuckens Nachfolger im Stiftungsrat, Wolfgang Grader (GAL), überzeugt. Grader hatte zwar im Stiftungsrat für eine Prüfung juristischer Schritte gestimmt, aber dadurch einen Beschluss, der zu einer Klage geführt hätte, verhindert. Er sei überzeugt, dass diese Prüfung zu keiner Klage führen werde, weil Heuckens Aussagen keinerlei verleumderischen oder rufschädigenden Inhalt gehabt hätten.

Laut Bardo Backert sind die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft noch nicht abgeschlossen. Hinweise, dass der Arzt weitere bislang noch nicht bekannte Straftaten begangen haben könnte, liegen derzeit nicht vor. Dem früheren Chefarzt der Gefäßchirurgie wird vorgeworfen, zwölf junge Frauen, die meisten davon Patientinnen, in 15 Fällen schwer sexuell missbraucht zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass im Spätherbst offiziell Anklage erhoben wird.